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Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Greife wandten sich schließlich ab und gehorchten. Seit mehreren Tagen forderte Injamon Xiria für sich, und sie ließ es
     sich gefallen. Nicht, dass sie Injamon begehrte, doch er war der unumstrittene Anführer, und Xiria hatte festgestellt, dass
     es durchaus angenehm war, mehr zu gelten als alle anderen.
    Injamon schickte die Greife aus, ihm Fleisch, Wasser oder Beeren zu bringen, er befahl sie in die Minen, damit sie Silber
     schürften, jenes gleißende Metall, aus dem seine Beinschienen und sein Schmuck bestanden. Er forderte die Paarung mit Xiria
     für sich alleine, und während die anderen taten, was er befahl, konnte Injamon auf weichen Schafsfellen liegen und ihnen neue
     Anweisungen erteilen. Als Injamons Gefährtin genoss sie zumindest ähnliche Vorzüge. Warum hätte sie etwas daran auszusetzen
     haben sollen? Trotzdem wurde sie langsam unruhig. Sie hatte bei ihrer Sippe nicht gefunden, wonach sie suchte, und sie wollte
     weiterziehen. Jedoch war ihr Verstand weit genug gereift, um zu ahnen, dass Injamon sie nicht gehen lassen würde. Sie gehörte
     ihm und musste tun, was er verlangte, ebenso wie die anderen Greife. Sie war die einzige Greifenfrau – und dem Anführer der
     Greife stand es zu, sich mit ihr zu paaren.
    »Wann bringt Injamon Xiria zu Mador?«, fragte sie beiläufig, während Injamons schönes Gesicht zu den Felsenöffnungen hinübersah,
     in denen diejenigen hockten oder schliefen, welche die vergangene Nacht in den Minen gearbeitet hatten. Injamon tat den gesamten
     Tag nichts anderes, als die Greife zu beaufsichtigen, falls er nicht gerade seinen körperlichen Trieben nachgab. Xiria begann
     sich unter ihrer eigenen Sippe zu langweilen.
    »Bald«, antwortete er knapp.
    Xiria blickte bewundernd auf seinen Schmuck. »Trägt Injamon den Silberschmuck, weil er der Anführer ist?«
    Er nickte, ohne sie anzusehen.
    |355| »Xiria ist Injamons Gefährtin, und sie ist einzigartig. Auch sie sollte Schmuck tragen.«
    Er sah sie aus kühlen Augen an und betrachtete ihren Körper.
    »Wenn Xiria Silber haben will, soll sie es haben«, erklärte er leidenschaftslos und bedeutete ihr, aufzustehen. Er selbst
     erhob sich ohne weitere Erklärungen in die Luft.
    Xiria spannte ihre Schwingen und folgte ihm. Sie ließen das Felsplateau weit unter sich und überflogen die spitzen und schroffen
     Steilwände des Gebirges, bis Injamon auf eine Felswand wies, die sich in gewaltiger Höhe vor ihnen erstreckte. Sie war glatt
     und besaß keine Vorsprünge. Als sie näher kamen, entdeckte Xiria jedoch eine runde Öffnung im Gestein. Injamon bedeutete ihr,
     dass sie dort landen würden, und als Xiria im Eingang des Felsens stand, nahm Injamon eine Fackel, die in einer Halterung
     an der Wand steckte.
    »Menschen können nicht hierherkommen. Nur mit Schwingen kann man die Gebirgsminen erreichen.«
    Xiria nickte ehrlich beeindruckt. Dann führte Injamon sie den erstaunlich gut ausgearbeiteten breiten Gang ins Innere des
     Stollens. An den Wänden steckten weitere Fackeln, und von tief im Innern des Berges klangen das metallische Hämmern von Werkzeugen
     und das Bröckeln von Steinen an ihre Ohren. Sie mussten eine ganze Weile laufen, die Luft wurde immer staubiger, so dass Xiria
     husten musste, doch dann öffnete sich vor ihnen eine große natürliche Kuppelhalle gleich einer riesigen Grotte, und der Lärm
     der Werkzeuge wurde ohrenbetäubend. Xiria glaubte ihren Augen nicht trauen zu können, denn erst jetzt wurde ihr klar, wie
     groß ihre Sippe wirklich war. In der riesigen Grotte saßen sie eng beieinander gedrängt, weiße Schwingen, bedeckt vom Staub
     des Gesteins, das sie schlugen. Xiria meinte, dass sie den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen wäre, an den Händen die Zahl
     der Schwingen zu zählen. Es waren unendlich viele.
    Injamons blaue Augen funkelten im Schein der Fackel wie kaltes |356| Feuer. »Hier wird das Silber aus dem Berg geschlagen.« Er wies mit einer eleganten Geste um sich.
    Xiria trat an einen der vielen Flechtkörbe, in denen Steine lagerten, die darauf warteten, von den Greifen fortgeschafft zu
     werden. Sie nahm einen der Brocken heraus und betrachtete ihn näher. Es war ein Stein, doch von faserigen grauen Splittern
     umgeben. Fragend hielt sie ihn Injamon hin, er nahm ihr den Stein fort und nickte zwei Greifen zu, die kurze Zeit später mit
     weiteren Körben erschienen, die sie vor Xiria und Injamon abstellten. Xiria meinte, der Glanz des vielen Silbers würde sie
    

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