Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschwestern

Blutschwestern

Titel: Blutschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
der verräterisch knackte, und stieß einen spitzen Schrei aus.
Sala! Bitte Sala, schick mir Licht!
Wie von selbst fuhr ihre Hand zur hauchdünnen Kette, die sie um ihren Hals trug. Sie glühte. Oder war es nur ihr eigenes Empfinden,
     ihre furchtbare Angst, welche sie so fühlen ließ?
    Ohne die Hand von der Kette zu nehmen, lief sie weiter. Blätter raschelten, Äste knarrten und knackten, und der Wind begann
     um ihre Ohren zu pfeifen. Lins Tränen liefen heiß über ihre Wangen, während sie ihre Schritte beschleunigte und der Wald um
     sie herum lebendig zu werden schien … Augen, die im Dunkel glühten, Stimmen, die sie auslachten, Klauen, die hinter den Stämmen
     der Bäume hervorkamen … Immer lauter heulte der Wind mit vielen Stimmen in ihren Ohren. Lins Herz setzte einen Schlag aus
     – dann stand sie stocksteif. Ihr Gewand war nass vom Angstschweiß, das Blut rauschte ihr in den Ohren, doch sie spürte keinen
     einzigen Luftzug auf ihrer Haut. Es war vollkommen windstill, und trotzdem heulte der Wind unvermindert weiter.
    Mit rasendem Herzen drückte Lin sich an einen Baumstamm und schloss die Augen.
Bitte, Sala, mach, dass es aufhört … Ich flehe dich an.
Tatsächlich wurde es mit einem Mal still um sie herum. Das heisere Pfeifen des Windes hatte aufgehört, stattdessen raschelte
     das Laub vor ihr. Ihre Brust hob und senkte sich. Lins Hand lag weiter auf der Kette, als könnte diese sie vor allen Gefahren
     beschützen. Kurz darauf vernahm sie das Klappern und wusste, dass es direkt vor ihr war. Mittlerweile war es stockdunkel,
     sie konnte ihre eigene Hand vor Augen kaum noch sehen. Ihre Lippen rezitierten stumme Gebete an Sala, während etwas aus dem
     Dunkel auf sie zukam. Sie erkannte Schatten und Augen, schreckliche Augen; es waren viele Augenpaare, die gelb und bösartig
     starrten. Sie kamen näher, Lin konnte sie riechen. Sie stanken wie Fleisch, das zu lange in der Sonne gelegen hatte. Sie atmeten
     … rasselnd, und sie knurrten, um dann wieder zu klappern und dieses schreckliche Pfeifen von sich geben, das Lin fälschlicherweise
     für den Wind gehalten hatte.
    |400| Lin schloss die Augen … sie wollte es nicht sehen, sie ahnte, dass es etwas Grauenvolles, etwas furchtbar Böses und Hässliches
     sein musste. Sie wusste sehr genau, was es war, doch sie wollte es sich nicht eingestehen. Früher hatte sie ihre Mutter ausgelacht,
     wenn sie ihr Geschichten darüber erzählte. Lin spürte den modrig fauligen Atem auf ihrer Haut und hielt die Luft an.
Sieh es an!
zwang sie ihr Verstand mit gnadenloser Härte.
Sieh an, was du mit deiner Dummheit angerichtet hast!
    Sie öffnete die Augen und blickte in ein Maul, das zwei Reihen nach innen gebogener Zähne besaß. Die Kreatur fletschte sie
     in zitternder Anspannung, während sie Lin nicht aus den Augen ließ. Diese Augen waren böse, die ganze Kreatur war so böse,
     dass Lin den Hass spüren konnte. Sie ertrug den Anblick nicht länger, sie legte ihre Hände vor das Gesicht und wartete darauf,
     dass es endlich zu Ende wäre. Die Tränen Salas glühten auf ihrer Haut, schienen sie zu verbrennen.
    Als sich ihre Angst in Todesangst verwandelte, löste sich die Anspannung in ihr, und sie dachte an das schöne Gesicht desjenigen,
     für welchen sie das alles auf sich genommen hatte. Verzweifelt richtete Lin ihren Blick hinauf in die Baumkronen und schrie
     aus voller Kehle seinen Namen: »Degan! Hilf mir!«
     
    Xiria richtete sich auf und gab sein mittlerweile erschlafftes Glied frei. Wie ein tief empfundener Schmerz löste sich ihr
     schlanker Körper von seinem, und Degan stöhnte auf. Sie verzehrte ihn, sie verbrannte ihn. Obwohl sie ihn auf das Dach dieses
     Turmes gebracht hatte, das noch vielmehr einem Gefängnis gleichkam als das Mugurgebirge, störte es ihn kaum noch. Sie war
     bei ihm, sie waren zusammen, und niemand hinderte sie daran. Seine Welt, sein Begehren und sein Empfinden hatten sich vollkommen
     auf sie ausgerichtet, auf ihren Körper, ihren Schoß, ihre Stimme, ihren Duft … ihre Gefühle. Er fühlte sie so nah und deutlich,
     wie er niemals eine Frau gespürt hatte; und er wusste, dass es ihr ebenso ging.
    |401| »Degan und Xiria gehören zusammen. Niemand wird sie mehr trennen«, sang ihre klangvolle Stimme in sein Ohr, während er schwer
     atmend dalag und den Nachklang ihrer gemeinsamen Lust genoss. Degan brummte nur … sie hatte ihn vollkommen geleert. In seinem
     Kopf gab es keinerlei Gedanken mehr, die wichtig

Weitere Kostenlose Bücher