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Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Titel: Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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darüberhuschte, bevor er meine Hand näher an sich zog. Ich zuckte leicht zusammen, als sein Atem auf meine verbrannte Haut traf, dann runzelte er die Stirn. »Morgen ist es schon wieder gut«, sagte ich und atmete erleichtert auf, als er mich losließ. »Hier, trink deinen Kakao.«
    Ich schob ihm die Tasse zu, und er nahm sie. Für einen Moment fiel auf, dass ihm mehrere Finger fehlten, dann versteckte er den Makel geschickt wieder. Schweigend nahmen wir einen Schluck, beide in Gedanken versunken. Ich hielt mir den heißen Kakao vors Gesicht und atmete den Duft ein, während ich darüber nachdachte, ob ich Trent er zählen sollte, dass Quen mich gebeten hatte, ihn zur Ausstellungseröffnung zu begleiten. Inzwischen erschien es mir belanglos zu sein.
    »Irgendwo in den Büchern steht, was die Artefakte wirklich bewirken«, sagte Trent und sah mich über seine Tasse hinweg an. Heiße Schokolade – süß, rund, bitter und warm – glitt durch meine Kehle und wärmte mich fast so sehr wie Trents durchtriebenes Lächeln. Er drückte mir die Recherche aufs Auge, aber das war mir egal. Ich glaubte zum ersten Mal, seitdem wir Bis verloren hatten, dass wir es trotzdem schaffen konnten.
    Mit einem abrupten Nicken stellte Trent seine Tasse ab. »In Ordnung. Dann überlasse ich dir die Auswahl«, meinte er, als er elegant in seinen Mantel glitt. »Ich muss zurück. Danke für die heiße Schokolade.«
    »Du bist auch grottenschlecht in Recherche, hm?«, fragte Jenks, der auf Trents Tassenrand gelandet war und jetzt den Kakao mit seinem Staub verzierte.
    »Absolut und vollkommen«, antwortete Trent. Er griff nach seinem Hut und der Aktentasche. Dann zögerte er mit einem Lächeln. »Sag mir einfach, was du haben willst.«
    »Das werde ich«, erwiderte ich. Trent drehte sich um und ging Richtung Flur, und ich rief ihm hinterher: »Was ist mit deinen Donuts?«
    »Die kannst du behalten«, rief er zurück. Er war schon fast im Altarraum angekommen. »Ich bin nicht hungrig.«
    Ratlos sah ich Jenks an, der nur mit den Schultern zuckte. Ich folgte Trent, wobei ich den aufgeregten Staub von Jenks’ Kindern vor mir aus der Luft wedeln musste. »Trent, warte«, rief ich, als ich ihn schließlich an der Tür einholte. »Danke«, sagte ich atemlos, als ich fast gegen ihn prallte, weil er sich umdrehte. »Jetzt glaube ich, dass wir es schaffen können.«
    Er stand zögernd im dämmrigen Licht. »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Klar.«
    Trent wirkte unsicher, die Hände in den Hosentaschen. »Was hättest du mit Dr. Farin gemacht?«
    Mein Lächeln verblasste. »Deinem Genetiker? Demjenigen, den du umgebracht hast?«
    Er nickte und öffnete die Tür einen Spalt, sodass die kühle Nachtbrise meine Knöchel umspielte. »Jetzt, wo du alles weißt … wo du weißt, was auf dem Spiel stand – wie hättest du ihn davon abgehalten, zur Presse zu gehen und so ungefähr alles zu vernichten, was du dein Leben lang retten wolltest? Lebenslange Gefangenschaft, wie ein Dämon sie verlangt? Immer höhere Bestechungssummen, während du weißt, dass du ihm immer ausgeliefert sein wirst? Hättest du es sauber zu Ende gebracht? Einen getötet, um Tausende, vielleicht sogar Millionen, vor Leid zu bewahren?«
    Mein Mund wurde plötzlich trocken, und ich wusste nicht, was ich mit meinen Händen anfangen sollte. »Ich weiß es nicht«, erklärte ich schließlich. Er nickte gedankenverloren.
    »Das ist eine faire Antwort«, meinte er. »Ich habe mich nur gefragt, ob du über die Entscheidungen nachdenkst, die ich treffen muss. Und auch darüber, warum ich sie treffe.«
    Ich starrte ihn an. Ich wusste … Ich wusste einfach nicht mehr, was ich denken sollte.
    Seine Miene wurde ausdruckslos, und meine Trauer kehrte zurück. Ich wusste, wohin seine Gedanken gewandert waren. »Das mit Bis tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß, wie weh es tut.«
    Und doch konnte ich lächeln. Er wusste es wirklich. Er kannte die Schuldgefühle, die Panik und die Kraft, die es kostete, trotzdem nach einem Ausweg zu suchen. »Danke«, antwortete ich. Ich weigerte mich, noch einmal vor ihm zu weinen. Trent duftete nach Regen und Leder. Meine Kehle wurde eng, und Tränen traten mir in die Augen. »Das mit Ceri und Lucy tut mir auch leid. Ich verstehe nicht, wie du weitermachen kannst.«
    Er sah von meiner verbrannten Hand auf, dann schob er mir unerwartet eine Strähne hinter das Ohr und scho ckierte mich damit. »Du warst diejenige, die mir beigebracht hat, dass man auf jede Chance

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