Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
der Seite, sein grüner Seidenanzug verkohlt wie ein Sinnbild für seinen Geist und seine Aura. Schmerzerfüllt schaffte ich es, mich aufzusetzen. Tränen rannen mir übers Gesicht. Meine Kleidung war unversehrt, und ich fragte mich, wie viel des Schmerzes meiner war und wie viel davon Al gehörte.
Al bewegte sich, holte mühsam Luft. Ich berührte ihn mit zitternden Händen. Der Ring an meinem Finger glänzte in hellem Silber. Er war nicht länger schwarz, weil der Belag abgebrannt worden war.
»Al?«, krächzte ich. Die Sonne tat weh, aber ich konnte den Sonnenschirm nicht erreichen. Er wurde vom selben Wind hin und her geweht, der mich bis auf die Knochen abschliff.
»Ich dachte, du … hättest mich … verlassen.«
Ich konnte ihn kaum hören, also lehnte ich mich auf seine Schulter, um näher an ihn heranzurücken. Er keuchte, als mein Gewicht ihn traf, und der Schmerz in meinem Kopf verdoppelte sich. »Ich konnte dich nicht in die Realität ziehen«, erklärte ich. »Dafür musste ich erst ins Jenseits zurückkommen.«
»Ich bin draußen?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen, dann öffnete er langsam die Augen. Er hatte seine Sonnenbrille irgendwo verloren, und seine Augen waren vollkommen schwarz – wie die von Newt. Als er meine Angst sah, schloss er die Lider wieder.
»Wir sind draußen«, sagte ich. Ich keuchte immer noch vor Schmerz. Wir waren draußen, aber wahrscheinlich spielte es keine Rolle.
»Ich bringe uns nach Hause«, erwiderte er, dann schrien wir beide, als er versuchte, in die Linie zu springen. Feuer sprang über unsere synaptischen Verbindungen. Ich kippte nach hinten und kämpfte stöhnend darum weiterzuatmen. Wenn ich atmete, war ich noch am Leben, richtig? Wie konnte etwas so wehtun? Ich stand in Flammen. Wir verbrannten von innen nach außen.
»Oh Gott. Oh Gott«, stöhnte ich, während ich verwundert meine Hand anstarrte. Sie sah genauso aus wie immer, aber sie fühlte sich an, als würde sie brennen und verkohlen. »Nicht. Mach das nicht noch mal. Bitte.«
»Ich kann uns nicht springen, Celfnnah. Es tut mir leid. Rette dich selbst.«
Der Schmerz in Als Stimme durchbrach meine Pein. Ich konzentrierte mich auf ihn und entdeckte, dass er sich schützend zusammengerollt hatte. Celfnnah? »Ich soll gehen?«, fragte ich ungläubig, als ich wieder anfing zu weinen. Ich wusste nicht, ob ich um Al weinte oder nur deswegen, weil ich Staub ausspülen musste.
Al stöhnte, und mit einer schnellen Bewegung gelang es ihm, den Ring vom Finger zu ziehen. Ich atmete tief durch, als der Schmerz verschwand. Al tat einen letzten Atemzug, dann fiel er in Ohnmacht. Sein gesamter Körper wurde schlaff. Schnell streckte ich die Hand aus und fing Als Ring, der auf den Boden zu fallen drohte.
Schweigen umgab mich. Die Abwesenheit von Qualen war fast irreal, während der Wind mir eine Strähne vors Gesicht wehte. Ich spürte nur noch einen verblassenden Schmerz tief in meinem Körper, als wäre ich aus einem Fieber aufgewacht. »Al?«
Sanft berührte ich seine Schulter, und meine Hand war trotz seiner Kleidung nass vor Schweiß. Er atmete noch, war aber bewusstlos. »Nicht schlafen, Al!«, schrie ich, als ich mich vor ihn kniete. »Bleib bei mir!« Genauso gut hätte ich mit einem Toten reden können. Ich schob mir seinen Ring auf den Daumen, um ihn nicht zu verlieren, dann griff ich nach dem Sonnenschirm und beschattete damit uns beide. Verdammt, jetzt steckten wir wirklich in Schwierigkeiten.
Mein Kopf schoss nach oben, als ich das Rutschen von Steinen hörte, und mein Herz verkrampfte sich, als ich eine dürre, ausgezehrte Silhouette vor dem roten Himmel erblickte. Zerrissene Kleidung bewegte sich im endlosen Wind und wirkte fast wie die Reste einer Aura. Ich versteifte mich. Wo ein Oberflächendämon war, waren viele, und sie griffen nur die Schwachen an.
Und in diese Kategorie fielen wir gerade.
»Al!«, zischte ich und schüttelte seine Schulter, aber er stöhnte nur. »Wach auf! Ich kann uns nicht springen. Verdammt, ich wusste doch, dass das eine schlechte Idee war!«
Ein riesiger Schatten huschte über uns hinweg und verschwand wieder. Ich sah auf und zapfte meine zerstörte Linie an, nur um aufzuschreien und sie sofort wieder fallen zu lassen, als ihr unharmonisches Surren mich durchfuhr. Entweder hatte ich meine Aura beschädigt, oder diese Kraftlinie war wirklich vergiftet. Den Blick unverwandt zum Himmel gerichtet, kämpfte ich mich auf die Beine. Ich wusste nicht, ob ich von
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