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Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten

Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten

Titel: Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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und drückte die Klinke hinunter, ohne auf ihre Antwort zu warten.
Es waren noch nicht alle Schüler da und ich fragte mich, welcher der Plätze wohl noch frei war.
Mr. Schmidt erwartete mich bereits und nickte mir freundlich zu.
"Du musst Tamara sein?" fragte er und ich hörte sofort den deutschen Akzent in seiner Stimme.
"Ja, ich hoffe es ist kein Problem dass ich mich jetzt erst für diesen Kurs gemeldet habe."
"Du hast noch nicht allzu viel verpasst. Mit ein bisschen Ehrgeiz holst du das bestimmt wieder auf."
Er konnte ja nicht wissen, dass ich mir das Wissen von acht Wochen in einer einzigen Nacht beigebracht hatte. Ich würde mich beim Unterricht ein wenig zurücknehmen müssen, damit er nicht stutzig wurde.
Doch ich schwieg und nickte brav.
Er deutete auf einen der Tische in der letzten Reihe.
"Der Platz ist noch frei, setz dich doch."
"Danke." antwortete ich und ging langsam zu meinem Stuhl.
Während ich mich hinsetzte, trafen nach und nach die restlichen Schüler ein.
Und dann passierte es.
Gerade bekam ich meine Gefühle langsam wieder in den Griff und im Bruchteil weniger Sekunden, wurde alles zunichte gemacht.

Es durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag, der jede einzelne Zelle meines Körpers erfasste und bis in die Fingerspitzen kribbelte.
Ich erinnerte mich nur zu gut an dieses Gefühl. Ich hatte es auch damals gespürt, als ich Julian zum ersten Mal begegnete.
Oh nein - bitte nicht!
Er trat über die Türschwelle und sah sich kurz im Klassenraum um. Seine Augen waren blau - aber nicht einfach nur blau, das wäre in der Beschreibung untertrieben gewesen.
Sie hatten die Farbe von Azur und wirkten so tief, dass man sich darin verlieren konnte.
Ich hatte schon als Mensch den Augen anderer Leute viel Beachtung geschenkt und war immer fasziniert, was sie einem über jemanden verraten konnten.
Aber jetzt saß ich da und war unfähig mich zu bewegen. Als hätte mich dieses elektrisch geladene Gefühl vollkommen betäubt. Ich starrte diesen jungen Mann so offensichtlich an, dass ich mich fragte, wann er es wohl bemerken würde.
Sein Teint war hell, nicht so porzellanfarben wie meiner aber für einen Menschen trotzdem ungewöhnlich blass.
Die Farbe seiner dunkelblonden Haare erinnerte mich an Karamell mit Schokolade, es reichte ihm teilweise bis an die Ohren und war in alle Richtungen verwuschelt.
Wahrscheinlich brauchte er morgens eine halbe Stunde, nur damit es aussah als käme er frisch aus dem Bett.
Als ich wieder fähig war zu atmen, konnte ich alles an ihm riechen - sein Haar, seine Haut und natürlich auch sein Blut.
Doch anders als bei allen anderen Menschen schien auch er eine Ausnahme zu sein, so wie damals Caroline.
Der Duft seines Blutes war unbeschreiblich und trotzdem fühlte ich nicht das was ich sonst fühlte, wenn ich den Geruch von Blut in der Nase hatte.
Keinen Hunger, kein Verlangen, es roch einfach nur himmlisch.
Unsere Blicke trafen sich.

Erst schien er überrascht, doch dann nahm sein Gesicht einen neugierigen Ausdruck an.
Er musterte mich abschätzig.
Wahrscheinlich wunderte er sich, warum ihn dieses eigenartig aussehende junge Frau, so unverhohlen anstarrte.
Er holte hörbar Luft und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch dann klappte er ihn wieder zu und bewegte sich langsam zu seinem Platz. Unsere Blicke waren immer noch aneinander geheftet, keiner ließ den anderen aus den Augen.
Dann wurde mir schlagartig bewusst, was da im Gange war.
Ich hörte einen seiner Gedanken:
    Das ist sie, die Frau auf die ich immer gewartet habe...oh Gott sie ist so wunderschön!

Neinneinnein! Das durfte nicht sein!
Augenblicklich schlug ich meine Augen nieder und starrte auf meine Bücher.
Er schien sich nicht sicher zu sein, wie er meine Reaktion deuten sollte, denn ich konnte immer noch seine Blicke auf mir spüren.
Ich traute mich nicht, ihn noch einmal anzusehen - geschweige denn seine Gedanken noch einmal zu hören. Ich konnte mir denken, was in seinem Kopf vorging und das war falsch!
An so etwas durfte er unter keinen Umständen denken.
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mich mühsam auf den Unterricht zu konzentrieren, der bereits begonnen hatte.
Dann hielt ich es nicht mehr aus und schielte zu ihm rüber. Zum Glück war er gerade dabei, sich Notizen zu machen.
Doch als hätte er meinen Blick bemerkt, setzte er den Stift ab und wandte den Kopf.
Unsere Blicke trafen sich kurz und er lächelte scheu.
Nein!

Schnell warf ich mein Haar zurück und setzte eine ernste, undurchdringliche

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