Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
Miene auf.
Während der restlichen Zeit schaffte ich es irgendwie, nicht mehr zu ihm zu schauen und ich verbot es mir, zu hören was gerade in seinem Kopf vorging.
Als die letzte Stunde endlich vorbei war und es klingelte, hatte ich meine Sachen schon in der Tasche verstaut.
Ich wollte gerade aufspringen und - so schnell es in menschlicher Geschwindigkeit eben ging - Reißaus nehmen.
Doch da kam mir Mr. Schmidt in die Quere.
"Tamara, kommen Sie doch kurz zu mir." rief er, um den Lärm der nach draußen drängenden Schüler zu übertönen.
Auch das noch! Fast mürrisch trottete ich zu seinem Schreibtisch.
Ich sah, wie
er
mich enttäuscht anblickte. Er hatte gehofft mich nach dem Unterricht abzufangen und in ein Gespräch verwickeln zu können.
In diesem Moment war ich dankbar, dass Mr. Schmidt mich zu sich gerufen hatte. Allerdings wollte ich ja eigentlich vor ihm flüchten und so hoffte ich inständig, dass er draußen nicht auf mich wartete.
Ich blickte Mr. Schmidt an. "Sie wollten mich sprechen?" Ich trippelte unruhig von einem Fuß auf den anderen.
"Äh ja...Ich hoffe Sie konnten dem Unterricht folgen?"
Ich nickte. "Ja es lief ganz gut, für die erste Stunde."
"Gut, sehr schön." Er kramte ein paar Papierbögen aus seiner Schublade.
"Hier sind die Arbeitsblätter der letzten Übungen, die können Sie noch durcharbeiten." Er reichte mir sie lächelnd.
"Vielen Dank. Ich versuche mein Bestes." Ich erwiderte sein Lächeln, wäre aber am liebsten endlich nach draußen gerannt - oder noch besser - hätte mich in Luft aufgelöst.
"Also, dann sehen wir uns am Freitag."
Endlich, nichts wie raus!
"Bis Freitag." murmelte ich und wandte mich zur Tür.
Ich drückte die Klinke herunter und blickte vorsichtig in den Flur - dann atmete ich erleichtert aus.
Niemand zu sehen.
Ich trat aus dem Schulgebäude, es war vier Uhr nachmittags und dämmerte bereits.
Als ich gerade losrennen wollte, hupte ein Auto hinter mir.
Ich zuckte zusammen und wirbelte herum. Er hatte also doch auf mich gewartet...
Doch als das Auto näher kam, fiel mir ein Stein vom Herzen.
Ich erkannte den schwarzen Explorer mit Val am Steuer.
Sie grinste durch die Scheibe.
"Dein Fahrdienst ist da."
"Oh Mann Val, ich bin so froh dich zu sehen."
Sie hörte die ehrliche Erleichterung in meiner Stimme und sah mich verwirrt an.
"Was ist los, Tamara? Hast du jemand anderen erwartet?"
"Na ja, was heißt erwartet..." druckste ich herum.
Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn ich ihr erzählte, was mir vorhin passiert war.
Sie sah zu mir rüber und zog kritisch eine Augenbraue nach oben.
"Du verheimlichst mir etwas." stellte sie fest.
Ich seufzte - was wollte ich ihr vormachen. Sie hatte eben ein Gespür dafür.
Als ich noch nicht antwortete zog sie eine Schnute.
"Das ist gemein Tamara! Vertraust du mir nicht?" fragte sie gedehnt.
Ich ließ die Schultern sinken. "Es ist nicht einfach zu erklären, aber mir ist heute etwas sehr sehr sonderbares passiert."
Sie horchte auf. "Sonderbar? Wie meinst du das?"
"Keine Ahnung, ich weiß ja selbst nicht ganz genau was los war." erwiderte ich zögernd, doch dann erzählte ich ihr die ganze Geschichte.
Von dem Stromstoß, der durch meinen Körper gejagt war. Seinen Blicken und seinen Gedanken.
Dass ich das schon einmal vor längerer Zeit gefühlt hatte, verschwieg ich ihr allerdings.
Als ich fertig war mit meinen Ausführungen starrte Val mich mit offenem Mund an.
"Du hast echt ein Talent dich in die brisantesten Situationen zu bringen." sagte sie schließlich und schüttelte den Kopf.
"Was soll ich machen?! Das Schicksal scheint noch eine Rechnung mit mir offen zu haben." Ich versuchte es beiläufig klingen zu lassen, doch der Vorfall heute Nachmittag ließ mich nicht mehr los.
Sie ging nicht darauf ein. "Wirst du es Max erzählen?"
"Ich weiß nicht, es muss ja nichts bedeuten. Wenn ich ihm einfach aus dem Weg gehe?"
"Wie willst du denn das anstellen? Ihr habt zweimal die Woche zusammen Unterricht! Irgendwann wird er dich vielleicht ansprechen." Sie runzelte ihre Stirn und ich wusste, dass sie recht hatte. Ich konnte nicht einfach so tun, als ob nichts passiert war.
"Rede mit Max darüber. Er ist schon lange ein Vampir und kennt sich mit fast allem aus."
Da fiel mir der Satz von Max wieder ein, den er vor ein paar Wochen zu mir gesagt hatte:
...es ist wahrscheinlich keine gute Idee sich zum Beispiel in einen Menschen zu verlieben...das ist immer schwierig...
Ich musste heftig schlucken.
Als wir Zuhause ankamen, warf mir
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