Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
nachdenken, über das was gerade geschehen war. Valentina folgte mir, doch ich drehte mich zu ihr um. "Sei mir bitte nicht böse Val, aber ich brauche jetzt ein bisschen Zeit allein." sagte ich matt. Sie nickte traurig und machte kehrt.
"Lass ihr ein bisschen Zeit." Hörte ich Max flüstern.
Ich betrat mein Zimmer, zog meine Jacke aus und warf sie über den Sessel am Fenster. Kraftlos ließ ich mich rückwärts auf das große Bett fallen, dass ich nur selten benutzte. Ich starrte auf den weißen Betthimmel über mir und ließ die Bilder von vergangener Nacht an mir vorbeiziehen. Jede dieser Erinnerungen tat unendlich weh.
Meine Schwester, von der ich gerade erst erfahren hatte, war nun ein Vampir und hatte sich demjenigen angeschlossen, den ich aller Vernunft zum Trotz immer noch so sehr liebte, dass es weh tat. Und noch schlimmer, obwohl er vorgehabt hatte, meine Mom zu töten.
Ich seufzte leise und schloss die Augen.
Wäre es besser von hier weg zu gehen, damit sie nicht mehr in meine Sachen mit hineingezogen wurde? Oder würde es ihr das Herz brechen, wenn ich nicht mehr hier wäre? War sie in Sicherheit, jetzt wo Julian das Land verlassen hatte?
Einen kurzen, unsinnigen Moment lang fragte ich mich, ob es vielleicht besser war, wenn ich aufhörte zu existieren. Doch ich verwarf diese Idee sofort wieder.
Ich würde wahrscheinlich das Gegenteil damit erreichen und Mom, Val und Max sehr verletzen.
Es klopfte leise an meine Tür. Ich öffnete die Augen und richtete mich auf.
"Ja?"
Max öffnete sie langsam und sah mich fragend an. "Kann ich kurz reinkommen?"
"Klar."
Er kam auf mich zu und setzte sich zu mir. Behutsam legte er seine Hand auf mein Knie.
"Ich weiß, wie du dich fühlst. Es ist schwer zu ertragen, immerhin ist sie deine Schwester." Begann er zaghaft, "Aber glaub mir, du wirst das überstehen. Du wirst so viele Jahrhunderte leben, und es wird immer wieder Rückschläge geben. Und doch rappelt man sich immer wieder auf und schaut nach vorne. Wer weiß - vielleicht in ein, zwei Jahrhunderten überdenkt Caroline alles noch einmal. Vergiss nicht, sie ist jetzt eine von uns. Du wirst sie nicht für immer verlieren." Seine Stimme war warm und voller Mitgefühl.
Ich nickte. "Ich weiß, aber im Moment ist es fast unmöglich, daran zu glauben..."
Max starrte gedankenverloren auf meine Bettdecke. Er schien über etwas nachzudenken. Plötzlich hob er den Kopf und sah mich an. "Ich habe nach meiner Verwandlung beschlossen so weit wie möglich von meiner Familie weg zu gehen. Ich habe sie nie wieder gesehen und heute bereue ich zutiefst, dass ich nicht so stark war um zu bleiben. Ich dachte, es ist das Beste wenn ich gehe...na ja und jetzt, sind sie alle tot." Er erzählte es so ruhig, dass ich fast nicht bemerkte wie eine Träne in seinem linken Auge aufblitzte.
Doch er hatte sich unter Kontrolle, blinzelte kurz und sah mich dann aufmunternd an.
"Such dir Ablenkung, das hilft immer, auch wenn man ewig lebt. Wer weiß, vielleicht findest du mit Val auf eurer Uni so etwas wie - Freunde."
Ich sah ihn verständnislos an. "Das kann ich mir nicht vorstellen. Erstens haben sie Angst vor uns - instinktiv wahrscheinlich - denn im Prinzip sind sie," Ich verabscheute das Wort und trotzdem sprach ich es aus, "Beute."
"Ich meine ja auch so etwas, wie oberflächliche Freundschaften. Es wäre wahrscheinlich keine gute Idee, sich zum Beispiel in einen Menschen zu verlieben, das ist immer schwierig. Aber keiner sagt etwas dagegen sich ein wenig anzupassen."
Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
"Hmm..mh...mal sehen." murmelte ich, wenig überzeugt von seiner Idee.
Doch Ablenkung brauchte ich, da musste ich ihm Recht geben. Wenn ich zu viel Zeit hatte, über das alles nachzudenken, würde ich wahrscheinlich daran zugrunde gehen. Ich war froh, dass Max und Valentina mir damals verziehen und mich wieder bei sich aufgenommen hatten. Deshalb hatte ich ihnen auch nie erzählt, wie sehr ich Julian liebte. Ich wollte ihnen nicht weh tun.
Lieber litt ich still vor mich hin. Jetzt war es sowieso egal, denn er war verschwunden und würde nie wieder zurückkehren - und meine Schwester hatte er mitgenommen. Wäre ich doch damals nur stark geblieben und hätte mich nicht dazu hinreißen lassen ein Monster zu werden. Dann könnten Julian und ich immer noch glücklich sein und Caroline wäre nicht das, was sie jetzt war.
In dieser Nacht ging ich allein auf die Jagd.
Ich wollte nicht, dass mich die anderen Beiden so traurig sahen und sich
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