Blutseele
sackte ein wenig in sich zusammen und schaute mit Tränen in den Augen zu seinem Instrument, das liebevoll in die Ecke gelehnt worden war. Sie konnte eine intensive Pfütze auf der Couch spüren, von irgendwann heute Morgen, und sie stählte sich, um sie zu ignorieren. Wenn sie sich dort hinsetzen würde, würde es sie wärmen wie ein Sonnenstrahl.
»Ich will nicht so viel von dir nehmen«, sagte sie. Eine einzelne Träne rann über ihr Gesicht, und Tom schob seinen Stuhl näher an ihren heran. Seine langen Arme schlangen sich um sie, und ihr Puls raste von der Liebe, die durch ihre Aura drang und von ihr aufgenommen wurde, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
»Mia«, seufzte er, und sie hielt den Atem an und versteifte sich, fest entschlossen, nichts zu nehmen. Aber es war schwer. So schwer.
»Weine nicht«, beruhigte er sie. »Ich weiß, dass du nicht anders kannst. Es muss furchtbar sein, als Banshee zu leben.«
»Jeder, den ich liebe, stirbt«, sagte sie bitter in die weichen Falten seines Hemdes, als sich die Schuldgefühle eines dreihundertjährigen Lebens in ihr regten. »Ich kann nicht mehr hierherkommen. Ich mache dich krank. Ich muss weggehen und darf nie wiederkommen.«
Mit einer abrupten Bewegung löste sie sich von ihm. Sie stand auf, und Panik stand in ihrem sonst so ruhigen, stolzen Gesicht. Was, wenn er ihr sagte, sie solle wirklich gehen? Tom stand ebenfalls auf, und als sie nach ihrem Mantel griff, hielt er sie zurück.
»Mia«, sagte er und schüttelte sie ein wenig. »Mia, warte!«
Mit gesenktem Kopf hielt sie inne und ließ zu, dass seine Angst sie überzog wie der beruhigende Duft von Zitrusöl. Sie konnte fühlen, wie ihr Hunger sie eifersüchtig aufsog. Nach der Leichtigkeit der Liebe war die Furcht bitter, aber sie nahm sie. Jetzt körperlich und geistig gestärkt hob sie den Kopf, um ihn durch einen Schleier ungeweinter Tränen anzusehen.
»Du bist so schön«, sagte er und wischte ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange. »Wir werden einen Weg finden, das zum Laufen zu bringen. Ich erhole mich jedes Mal schneller.«
Das tat er nicht, und Mia senkte bei seiner aus Wünschen geborenen Lüge den Kopf.
»Es muss einen Weg geben«, sagte er und drückte sie an sich.
Mit ihrem Kopf unter seinem Kinn fühlte Mia, wie im tiefsten Teil ihrer Seele ein Zittern einsetzte. Wieder. Es würde wieder passieren . Sie musste stark sein. Sie würde sich nicht von dem Verlangen beherrschen lassen. »Gibt es …«, hauchte sie, und ihre Hand glitt zwischen ihre Körper, um die Münze an ihrem Hals zu umfassen.
Tom schob sie überrascht von sich. »Es gibt einen Weg? Warum hast du mir das noch nicht erzählt?«
»Weil … weil es nicht funktionieren wird«, sagte sie, weil sie sich nicht mit falschen Hoffnungen auseinandersetzen wollte. »Es ist zu grausam. Es ist eine Lüge. Wenn es nicht funktioniert, könntest du sterben.«
»Mia.« Er umfasste ihre Oberarme so fest, dass es wehtat. »Erzähl es mir!«
Sie steckte in einer Zwickmühle und weigerte sich, ihn anzusehen. Im Wohnzimmer erklang im Radio eine klassische Gitarre. Die Intensität des Instruments schien die Anspannung im Raum noch zu unterstreichen. »Ich habe einen Wunsch …«, hauchte sie, die Hand fest um die durchstoßene Münze an ihrem purpurnen Band geschlossen. So wurden Wünsche aufbewahrt; sie hatte sie seit Jahren.
Jetzt mutiger, weil sie es gesagt hatte, schaute sie auf und sah die Aufregung, die in Wellen von ihm abstrahlte. Das Gefühl schlug gegen sie, und sie zwang sich dazu, es nicht zu nehmen. Der Raum füllte sich mit subtilen Schattierungen aus Verlangen und Sehnsucht, Purpur und Grün, die über ihre Haut glitten wie Seide.
»Wo … wo hast du ihn her? Bist du sicher, dass er echt ist?«
Mia nickte elend, öffnete ihre Hand und zeigte ihm die Münze. »Ich habe ihn von einem Vampir bekommen. Ich weiß nicht, warum sie ihn mir gegeben hat, außer vielleicht, weil ich sie genug beschämt habe, um das zu werden, was sie sein wollte. An diesem Tag war ich so böse und habe sie wütend gemacht, um ihre Schuldgefühle trinken zu können. Ich habe sie beschämt, aber ich habe noch mehr mich selbst beschämt, als ich ihr gesagt habe, dass ich niemanden lieben kann, ohne zu töten, und ihr so auch noch meine Schmerzen gegeben habe, als Gegenleistung für ihre Stärke. Vielleicht wollte sie mir danken. Oder vielleicht hat sie mich bemitleidet und wollte mir die Chance geben … selbst auch Liebe zu
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