Blutseele
Jungen mit einem wilden Schrei ansprang. Jenks’ Sohn hob voller Angst ab, doch sie prallte direkt gegen ihn. Der Kohletopf fiel ins Gras, der Deckel löste sich, und die Kohle verteilte sich auf dem Boden. Durch den Luftstrom glühte sie orange auf.
Mit einem siegessicheren Schrei rannte Vi darauf zu und hielt die Spitze des Pfeils gegen eine der Kohlen. Kaum flackerte Feuer auf, hatte sie den Pfeil auch schon auf die Sehne gelegt und den Bogen gespannt.
»Auf sie!«, schrie Jenks und warf sich gegen ihre Beine.
Hart schlug er gegen ihren Körper, und zusammen rutsch ten sie über das Gras. Als er mit einem Aufatmen aufsah, bemerkte er den brennenden Pfeil, der direkt auf sein Ziel zuschoss.
»Runter!«, schrie er und versuchte, Vi vor der Explosion zu schützen. Panik ließ seine Flügel gefrieren, als er den schockierten Jumoke in der Luft entdeckte. Er würde ihn niemals rechtzeitig erreichen können.
Dann hob Bis die Hand und fing seinen Sohn ein.
Die Nacht verwandelte sich in ein Meer aus Weiß und Orange, und eine Explosion schlug gegen seine Ohren und erschütterte den Boden unter ihm. Jenks kauerte sich hin und versuchte, sich so tief wie möglich ins Gras zu drücken. Er konnte spüren, wie der Druck für einen Moment das Blut aus seinen Flügeln drängte. Jumoke fiel vor ihm auf den Boden.
»Warum bist du nicht in Deckung gegangen!«, schrie Jenks. Er war halb taub und hörte sich selbst nur gedämpft, als er Vi liegen ließ und zu seinem Sohn ging, der völlig verwirrt auf dem Boden lag. »Jumoke, geht es dir gut?«
Voller Angst riss er seinen Sohn auf die Füße, befühlte panisch sein Gesicht und ließ die Hände dann über seine Flügel gleiten, um nach Rissen zu suchen. Jumoke kreischte und kämpfte darum, den Händen seines Vaters zu entkommen.
»Oh, das war ja so unglaublich cool«, sagte der Junge, während er unter seinen dunklen Haaren hervorgrinste.
Erleichtert schlug Jenks ihm auf die Schulter. Es ging ihm gut. »Was stimmt nicht mit dir?«, schrie er und stellte dankbar fest, dass sein Hörvermögen zurückkehrte. »Ich habe dir gesagt, du sollst runter!«
Bis legte die Stirn in besorgte Falten, aber Jenks hatte nicht das Gefühl, dass die Miene sich auf die Schnittwunde auf seinem Handrücken bezog. In der Ferne war eine Alarmanlage zu hören. »Ähm, Jenks?«, meinte der Gargoyle fragend.
Ein schneller Blick verriet Jenks, dass es Vincet gut ging. Er hielt Vi in den Armen, die benommen wirkte, aber doch wie sie selbst. Sylvan befand sich nicht länger in ihrem Körper, was bedeutete, dass er wahrscheinlich frei war. Super, einfach super. Er hatte nur helfen wollen, und jetzt hatte er einen Mörder befreit. Rachel und Ivy wären sicher nicht glücklich.
Ivy.
Beunruhigt schoss Jenks in die Luft. Überall auf dem Gehweg lagen Marmorbrocken. Ein paar apfelgroße Stücke hatten sich in den Baumstamm gegraben, an den Ivy Daryl gedrückt hatte. Überall roch es nach zerbrochenem Stein. Vincets Zuhause und Daryls Statue wirkten unversehrt. Doch Ivy konnte er nirgendwo entdecken. Genauso wenig wie Daryl.
»Ivy!«, schrie Jenks, dann wurde ihm klar, dass er kurz davorstand, vor Erschöpfung umzufallen. Verdammt, er hatte nicht auf seinen Blutzuckerspiegel geachtet. Sofort zog er einen Süßball aus der Tasche und schob ihn sich in den Mund. Der Zucker wirkte schnell, und sein Flügelschlag beschleunigte sich. Auf der anderen Straßenseite traten Leute aus ihren Häusern und richteten Taschenlampen auf den Park. Sie mussten hier verschwinden.
»Ivy!«, schrie er wieder. »Geht es dir gut?«
Bis schob seinen Kopf über den Felsen und sah mit gespitzten Ohren zu dem Baum, daher war Jenks nicht über rascht, als Daryl dahinter hervorstolperte. Ivy rappelte sich vom Boden auf. Sie hatte in einer Senke Deckung gefunden. Beide Frauen gingen mit vorsichtigen Schritten zum Gehweg und betrachteten den angerichteten Schaden mit betäubter Resignation.
»Er ist frei«, flüsterte Daryl, dann verzog sie gequält das Gesicht.
»Ich war es nicht, Dad!«, rief Jumoke mit weit aufgerissenen Augen, als er heranschoss. »Ich war es nicht!«
»Ich war es«, sagte eine unbekannte, verschlagene Stimme.
Überrascht drehte Jenks sich in der Luft, während Daryl nach Luft schnappte und dann in einen Hustenanfall verfiel. Ivy griff nicht sofort an, aber sie hatte wütend die Lippen aufeinandergepresst. Eine dünne Gestalt stand im Mondlicht, seine Füße auf dem Moos neben dem Hartriegel. Die Person sah
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