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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Frage. Was war zwischen Trent und Jenks geschehen, als sie auf diese Elfenqueste gegangen waren? Es schien, als wollten die Leser es auch wissen, also ist hier die Antwort auf diese Frage, die sich nun schon durch mehrere Hollows-Bücher zieht.

1

    Trent drohte das Gleichgewicht zu verlieren, doch nicht wegen des unverbundenen Gefühls, das sich bis in sein Innerstes erstreckte, sondern weil er nach der Leere des Sprungs durch die Linien plötzlich Stein unter seinen weichen Schuhen spürte. Der Elf spannte seine Bauchmuskeln an und fing sich, während das organisierte Chaos des King-Street-Bahnhofes sich um ihn herum materialisierte wie, nun … wie Magie. Es wirkte nicht wie die ausgeklügelte Verschiebung von Realitäten, die es in Wahrheit war. Und es war praktisch, das Magie zu nennen.
    Das scharfe Echo einer Zugansage vermischte sich mit Hunderten von Unterhaltungen und den Schreien eines Kindes, das sein Buch jetzt wollte. Selbst um halb sechs Uhr morgens war der Bahnhof belebt. Und es … stinkt ein wenig, dachte er. Dann zitterte er, als die letzten Reste der Kraftlinienenergie verschwanden wie Wasser auf Sand oder in seinem Fall, Schöpfungsenergie, die durch die moleküldünnen Risse in dem farbenfrohen Mosaik glitt, das jetzt unter seinen Füßen lag. Der Bahnhof roch deutlich nach altem Schimmel, der auf Marmor wuchs. Seattle schien niemals wirklich trocken zu werden. Er verstand nicht, wie Ellasbeth das Leben hier ertragen konnte. Vielleicht trug sie ihre Nase so hoch in der Luft, dass sie es nicht bemerkte.
    »Hey, Mooswischer! Wir haben uns noch nicht verabschie det!« Eine hohe Stimme erklang nur Zentimeter neben seinem Ohr. Trent sah an den schlagenden Flügeln des Pixies vorbei auf den langsam verblassenden, ungefähr einen Meter siebzig großen, attraktiven Schatten eines nervigen Rotschopfes. Rachel Morgan war verschwunden – sie hatte sich nie ganz materialisiert. Auch gut. Ihr unauffälliges Starren machte ihn verlegen. Allerdings hatte sie ihn auch noch nie in enger Fahrradkleidung gesehen.
    »Scheint, als hätte sie woanders etwas Dringendes zu erledigen.« Mit einem leisen Lächeln schaute Trent auf die aufwändige Windrose herunter, auf der der Dämon Algaliarept sie abgesetzt hatte. Dann blinzelte er zur reichverzierten Decke auf. Er würde lieber große Opfer hinnehmen als einem Dämon einen Gefallen schulden, aber nachdem Rachel für den Sprung zahlte, nahm er ihn: tausenddreihun dert Kilometer zwischen San Francisco und Seattle in einem Wimpernschlag. Streng genommen war es dasselbe, einem Dämon etwas zu schulden und Rachel Morgan etwas zu schulden. Nicht, dass sie das schon vollkommen verstanden hätte – noch nicht.
    Schuldbewusst senkte Trent den Kopf, dann trat er von der Windrose und reihte sich in den Strom der Reisenden ein. Rachel würde niemals verstehen, dass es nur einen Weg gab, ihr Leben zu retten und zu verhindern, dass sie im Jenseits landete. Aber was spielte das eigentlich für eine Rolle? Sie musste ihn nicht mögen. Er selbst mochte die Entscheidungen, die er selbst fällte, ja auch nicht.
    »Ich werde zu meinem Vater«, flüsterte er mit einem unerwarteten Aufwallen von Wut. Wie viel würde er noch für sein Volk opfern müssen? Seine Moral? Seine Integrität? Aber er war bereit, auch das zu geben. Zu sehen, wie Ellasbeth sich selbstsüchtig von ihrer Verantwortung abwandte, hatte ihn mehr als wütend gemacht. Doch nicht wegen ihrer Selbstsucht lag er nachts wach – sondern wegen seines un bestreitbaren Neides auf ihre feige Entscheidung. Er mochte die Person nicht, die er sein musste, um sein Volk vom Rand der Ausrottung zurückzuholen.
    Das leise Summen von Jenks’ Flügeln verstummte, als dieser auf Trents Schulter landete, ohne dass der Elf es spürte. Rachels Geschäftspartner und Rückendeckung war für diesen Ausflug zu seinem Partner geworden. »Wow, schau dir diese Decke an«, sagte der Pixie, dann lachte er leise. »Hey, ich, ähm, verstehe die ganze Sache mit dem Aussehen eines Diebes, aber in einem Anzug würdest du weniger auffallen. Ich bin gleich zurück. Die Withons wären dämlicher als ein wintergeborener Pixie, wenn sie hier keinen Mann postiert hätten. Ich werde ihn aufstöbern.«
    Trent holte Luft, um dem Pixie zu sagen, dass er sich die Mühe sparen konnte, aber Jenks war bereits verschwunden. Seine Libellenflügel glitzerten in dem dämmrigen Licht, das durch die hohen, runden Fenster fiel. »Aber sie halten Ausschau nach einem Mann

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