Blutseele
aus wie Sylvans Statue. Mit vorsichtigen Bewegungen trat die schemenhafte Gestalt ins Mondlicht. Als ein nackter Fuß den Zement berührte, zog er ihn zurück. Es war Sylvan. Er musste es sein.
»Du hast mich angelogen«, sagte Jenks und lockerte sein Schwert.
»Ich bin frei!«, jubelte der Dryad, dann sprang er leichtfüßig auf den Zement und wirbelte freudestrahlend einmal im Kreis.
Das Glühen von Vincets Staub nahm eine kränklich gelbe Färbung an, während er mit seinem zerbrochenen Schwert in der Hand neben Jenks schwebte. Der Dryad wusste es wahrscheinlich nicht, aber die Waffe war eine echte Bedrohung.
»Geht es Vi gut?«, fragte Jenks, und Vincet nickte.
»Aber ich fürchte, wir haben einen Dämon freigelassen.«
»Du bist Abschaum, Sylvan!«, schrie Daryl, dann sackte sie keuchend in Ivys Armen zusammen. »Ich werde nicht ruhen, bis du tot bist!«
Sylvan hielt in seinem Freudentanz inne. Er sah Jenks an, als sähe er ihn zum ersten Mal, dann lächelte der Dryad, während sein Blick über Vincet, Jumoke und schließlich auch Bis hinweghuschte, die ihm alle gegenüberstanden. »Daryl ist ein verrücktes Miststück«, sagte er leise, während er eine würdige Pose einnahm. »Ich habe nicht gelogen.« Mit einem Blick zu den Leuten, die von den Häusern aus in den Park kamen, fügte er leise hinzu: »Zumindest nicht sehr.«
»Jetzt!«, schrie Ivy und sprang vorwärts. Jenks schoss mit dem Schwert in der Hand nach vorne.
»Nein, wartet!«, rief Bis, doch Ivy kam bereits mit rudernden Armen zum Stehen. Die Stelle, an der Sylvan gerade noch gestanden hatte, war leer.
»Wo ist er hin?«, fragte Ivy, als sie sich zu ihnen umdrehte.
Bis schüttelte sich, dann legte er die Flügel an den Rücken, während er in Richtung der sich nähernden Menschen sah. »In die Kraftlinie«, antwortete er entmutigt. Der junge Gargoyle hatte die Ohren an den Kopf gepresst, während er heftig mit dem Schwanz schlug. »Dazu sollte er nicht fähig sein«, fügte er hinzu und suchte Jenks’ Blick.
Daryl sackte unelegant auf der Bank zusammen, was überhaupt nicht zu ihr passte. »Deswegen wurde er in Stein gebannt«, erklärte sie, während sie mit einer Handbewegung kleine Splitter der Statue von der Bank schob, bis sie prasselnd zu Boden fielen. »Jetzt werde ich ihn nie wiederfinden.«
Jenks unterdrückte ein Zittern, als er Ivy ansah. Tinks vertragliche Hölle, er hatte einen Riesenfehler begangen. »Lasst uns hier verschwinden«, sagte er. »Um Sylvan können wir uns später Sorgen machen.«
»Ich bin dabei.« Bis flog zu der Bank, tauchte hinter Daryls Robe und zog ihre Tasche und den dreckigen, verbeulten Topf heraus. Der Strahl einer Taschenlampe traf seine Augen und ließ sie rot glühen. Bei diesem Anblick schrie jemand auf. Weitere Lichter kamen in ihre Richtung.
»Jenks, ich bringe Daryl ins Krankenhaus«, sagte Ivy. »Kommt ihr auch allein nach Hause?«
Jenks sah zu Daryl, die nach Atem rang, und nickte. »Bis nachher.«
Daryl protestierte, dass sie nicht zu Barbieren und Schröpfern wollte, während Vincet sich zu Jenks sinken ließ. »Danke, Jenks«, sagte er mit ernster Miene. »Du hast meine Familie gerettet.«
Jenks verzog das Gesicht, dann sah er zu Vincets Eingangstür. Dort standen seine Frau und Söhne vor dem sanften Schein eines Feuers. »Gern geschehen. Ich glaube nicht, dass Sylvan zurückkommt.«
»Morgen«, meinte Vincet, als er ihm die Hand schüttelte. »Ich komme morgen. Danke. Das kann ich dir nie vergelten.«
Jenks gelang ein Lächeln, als er an Vi dachte. Nun würde es ihr gut gehen. »Sei einfach nur nett zu einem anderen jungen Pixie, wenn er es braucht«, sagte er. »Und bau mir ein Büro.«
Vincet nickte, doch er schwebte bereits langsam rückwärts, und es war deutlich, dass er zurück in sein Heim wollte. »Ja. Alles. Morgen.«
»Morgen«, stimmte Jenks zu, dann schoss er nach oben, als ihn der Lichtstrahl einer Taschenlampe traf und hell erleuchtete. »Entschuldige das Chaos!«, rief er.
Vincet flog in die eine Richtung, Ivy und Daryl gingen in die andere. Eine Sekunde später waren sogar die letzten Reste Pixiestaub verglüht. Jenks wartete, bis er das leise Brummen von Ivys Motorrad hörte. Erst dann wandte er dem zerstörten Hain den Rücken zu und flog höher. Sofort verklang das Chaos, und die Luft wurde kühl. Er spürte eine unangenehme Mischung aus Triumph und Enttäuschung. Während Jenks mühelos Jumoke und den langsamer fliegenden Gargoyle einholte und sich ihnen
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