Blutseele
stehlen keinen Ring. Wir stehlen mein Kind.«
Jenks keuchte und sackte gute zehn Zentimeter nach unten, bevor er wieder Luft unter die Flügel bekam. Verlegen schob Trent das Fahrrad vorwärts und machte einen Schulterblick, bevor er vom niedrigen Bordstein fuhr und sich in den Verkehr einfädelte. Er konnte Pixieflügel hören, hielt seinen Blick aber unverwandt nach vorne gerichtet. Das fast schon vertraute Gefühl unterdrückter Unruhe breitete sich in ihm aus, während seine Beine sich anspannten, um einen Hügel zu erklimmen. Er wechselte den Gang und stellte sich in die Pedale. Das Fahrrad schwankte von rechts nach links. Er hätte sich mehr anstrengen sollen, Ellasbeth glücklich zu machen. Aber Himmel, diese Frau war verbittert, bösartig und zu klug, um irgendeinen Witz zu kapieren.
»Kind?«, fragte Jenks. Er flog jetzt ungefähr einen halben Meter vor Trent rückwärts. »Du meinst ein Baby?« Er sah hinter sich und flog höher, als Trent ein geparktes Auto umrundete. »Du und Ellasbeth, richtig?«, fragte er, als er sich wieder sinken ließ. »Iiiih …«
Trent trat weiter in die Pedale, während sein Atem sich beschleunigte. Das hier war ein Fehler.
»Er wäre jetzt, was? Fünf Monate alt?«, fragte Jenks hinter ihm. »Die Trauung, die Rachel unterbrochen hatte, sollte eine anständige Frau aus Ellasbeth machen? Verdammt!«
»Sie ist drei Monate alt«, erklärte Trent, während er an die Babyseiten dachte, die er heimlich im Internet gelesen hatte. Sie konnte sich noch nicht mal aufsetzen, sondern lernte gerade erst, sich auf die Handflächen hochzustemmen und vielleicht nach Dingen zu greifen. »Die Ehe sollte dazu dienen, die Clans der West- und Ostküste zu vereinen, die durch den Wandel entzweit wurden. Lucy ist das lebende Symbol für diese Versöhnung, und wer immer sie aufzieht, wird die nächsten dreißig Jahre der Elfenheit bestimmen, bis Lucy es selbst tun kann. Ellasbeth will unser Volk im Untergrund halten, aber um unsere Wiederkehr zu überleben, brauchen wir das starke Verbundenheitsgefühl, das automatisch entstehen würde, wenn wir an die Öffentlichkeit treten.«
Der Pixie pfiff laut, während Trent die Kuppe des Hügels erreichte und sich wieder auf den Sattel setzte, um locker weiterzurollen. Besorgt runzelte der Elf die Stirn. Er war von Kindermädchen und bezahlten Betreuern aufgezogen worden. Seine Eltern waren geliebte, aber doch ferne Gestalten gewesen. Er wünschte sich für seine Tochter etwas Besseres.
»Lucy?«, fragte Jenks und atmete nicht einmal schwer, als er Trent wieder einholte. »Du hast sie Lucy genannt? Das goldene Kind der Elfen heißt Lucy?«
Trent blinzelte den Pixie an. Der Wind verwehte Jenks’ Staub fast so schnell, wie er von seinen Flügeln fiel. »Es ist eine Familientradition«, erklärte er kühl. Ellasbeths Familientradition. Er hätte seiner Tochter einen klangvolleren Namen gegeben. Lucinda, Lucianna oder Lucile vielleicht. Was soll ich mit einem Baby anfangen?
Wieder lachte der Pixie. Abrupt bog Trent nach rechts ab, und Jenks klimpernde Stimme verklang für einen Moment, weil er die Abzweigung verpasste. »Oh! Mein! Gott!«, sagte Jenks, als er Trent wieder einholte. Der Pixie landete auf dem Lenker und schloss die Flügel, um Windschäden zu vermeiden. »Rachel wird sich in die Hose machen, wenn sie herausfindet, dass du Vater bist! Trent, du Hund!«
Sie näherten sich dem Hafenviertel. Der Verkehr ließ ein wenig nach, als sie die Touristenzonen erreichten. Das Fahr rad rollte mit summenden Reifen über die Straße, und Trent wich einem Abschnitt mit Kopfsteinpflaster aus. Jenks lachte bei Weitem nicht so sehr, wie er erwartet hätte. »Du verstehst sicher, warum ich ihr nichts davon erzählt habe«, murmelte er, und Jenks verstummte.
»Nein, eigentlich nicht.« Der Pixie drückte seine Flügel mit einem Arm fest an den Körper, als er sich umdrehte, um ihr Vorwärtskommen einzuschätzen. »Rachel macht in einer Woche genug Fehler, um einen Laster damit zu füllen.«
»Lucy war kein Fehler«, sagte Trent erregt.
Sie befanden sich im Schatten höherer Gebäude, und Trent sah, dass Jenks zitterte. »Tut mir leid, tut mir leid«, sagte der Pixie und hob eine Hand. »Aber du traust Rachel nicht genug zu. Sie käme problemlos damit klar.« Der kleine Mann zögerte und sah an den Hochhäusern hinauf. »Sobald sie es verarbeitet hat. Du hast wirklich ein Kind? Ehrlich und wirklich?«
Trent verspürte unerwartete Erleichterung über Jenks’
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