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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ich habe entschieden, dass ich dir helfen werde, dein Kind zu stehlen«, sagte er. Trent blinzelte, während das Rad weiter vorwärtsrollte. »Nicht nur, damit du Rachel helfen kannst, sondern für dich. Es ist wichtig, dein Kind zurückzuholen.«
    »Danke«, flüsterte Trent, während er sich fragte, was es wohl bedeutete, die uneingeschränkte Unterstützung eines Pixies zu besitzen.
    »Ich werde dir sagen, wenn mir noch etwas einfällt«, erklärte Jenks beiläufig. Trent unterdrückte ein Zittern, als die Flügel des Pixies in ihren stoßweisen Bewegungen seinen Hals kitzelten. »Babys stehlen«, meinte der Pixie dann mit einem Lachen. »Ich kann es kaum erwarten, das Rachel zu erzählen.«
    Rachel. Was würde sie sagen, wenn er mit einem Baby im Arm zurückkam?, fragte sich Trent, als er einen Randstein fand und in dem Pulk anderer Fahrräder zum Stehen kam. Würde sie ihn auslachen? Ihm sagen, dass er sein Wiesel besser im Käfig behalten hätte? Sicher, er hatte nicht mit Lucy gerechnet, aber nun, wo sie existierte, wollte er auch Teil ihres Lebens sein. Nicht nur wegen der Stellung, die sie später einnehmen würde, sondern wegen eines unbekannten Gefühls, das ihn schon jetzt quer durch die Stadt zog.
    Er hatte eine Tochter, und sie brauchte ihn.

2

    Trent atmete im Takt seiner Beinbewegungen. Langsam fing seine Brust an, mehr zu schmerzen als seine Beine, während er den Kopf gesenkt und sich selbst im Windschatten des Fahrrads vor sich hielt. Mein Gott, werden diese Werwölfe je den Mund halten?, dachte er und legte den Kopf schräg, um das Rudel aus drei Männern und einer Frau zu mustern. Dem Aussehen ihrer farbenfrohen Radlerkleidung und ihren mit Logos vollgeklebten Trinkflaschen nach bilde ten sie offensichtlich das Team einer örtlichen Radiostation. Sie hatten bereits ein Drittel der Strecke hinter sich und die gesamte Zeit über, während sie sich durchs Hauptfeld drängten und die meisten anderen Fahrer hinter sich ließen, nicht ein einziges Mal aufgehört zu reden. Ihre natürliche Ausdauer verschaffte ihnen einen Vorteil, den nur die durchtrainiertesten Menschen ausgleichen konnten.
    Trent hatte sich ihnen früh angeschlossen, weil niemand, der so viel redete, einen Angriff planen konnte. Dann war er bei ihnen geblieben, weil sie schneller fuhren als die meisten anderen. Jetzt, nach ungefähr einer Stunde ihres Geschwätzes über Killerhügel, Spielverderber und Arschwasser wünschte er sich, er hätte sich jemand anderem angeschlossen.
    Vor ihm beschrieb die Straße eine weite Kurve und stieg langsam wieder höher. Er warf einen kurzen Blick auf sein GPS am Lenker und fragte sich, ob er sich etwas zurückfallen lassen sollte, um Abstand zwischen sich und das Radio-Team zu bringen, bevor er die markierte Strecke verließ und in den Nationalpark abbog, durch den sie gerade fuhren.
    Trent sah hinter sich; zwischen ihm und der letzten Kurve, die fast einen Kilometer hinter ihm lag, war niemand zu sehen. Er hob den Kopf und wurde langsamer, während er beobachtete, wie der letzte ständig redende Fahrer vor ihm verschwand. Werwölfe waren fraglos die geschwätzigsten Inderlander. Wann immer sie irgendwelchen Sport trieben, bewegten sich auch ihre Münder. Eine seiner besten Pferdeflüsterer war eine Werwölfin gewesen, und die Frau hatte niemals den Mund gehalten, nicht einmal im Bett.
    Langsam setzten sich die Werwölfe von ihm ab. Die sonnenbeschienene Straße wand sich auf einen Hügel mit Meerblick. Links von Trent fiel das Land steil zum Meer ab. Rechts von ihm zogen sich die Bäume und Gebüsche eine leichte Anhöhe hinauf. Der kaum zwei Meter breite Weg war asphaltiert und offensichtlich für Fahrräder angelegt. Die dünnen Straßenreifen seines Rads summten über den Beton. Er hatte eine gute Geschwindigkeit vorgelegt, aber nach einer Stunde spürte er auch langsam die Auswirkungen. Spar dir ein wenig Energie für später auf, dachte er und ließ sich noch weiter zurückfallen. Der Gedanke an das, was ihn auf dem Anwesen der Withons erwartete, war nicht gerade aufbauend.
    Das Geräusch von Jenks’ Flügeln lenkte ihn von seinen finsteren Überlegungen ab. Der Pixie landete auf dem GPS, und sein Staub ließ das Flüssigkristalldisplay schwarz werden. »Hinter dir sind zwei Kerle, die sich immer sorgfältig hinter der letzten Kurve halten«, sagte der Pixie, während er die Flügel eng an den Körper zog, weil der Fahrtwind an ihnen zerrte. »Sie riechen wie Elfen und haben dasselbe

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