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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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auf den er den Fuß gestellt hatte, gab nach. Trent rutschte ab, fing sich aber mühelos an einem Felsen. Geld machte ein Kind nicht glücklich, sondern verdarb es nur. Und wenn er ein Kind aufziehen sollte, wollte er es richtig machen – ohne sich zu sehr auf Ceri zu verlassen. Er kannte nur einen abweisenden Vater und kurze Momente mütterlicher Zuneigung, an die er sich kaum erinnern konnte. Er wollte nicht, dass Lucy allein aufwuchs, umgeben von Dingen und doch ohne irgendetwas.
    Trents letzter Sprung führte sie vor den kleinen Wasserlauf. Der Elf richtete sich auf und schätzte ab, wie er ihn am besten überwinden sollte und wie er den sonnenbeschienen Grat auf der anderen Seite erklimmen konnte. Seine Hände waren verkratzt. Er wischte sie sich an seinem dreckigen, zerrissenen Bikeroutfit ab. Der Gedanke, ein Kind aufzuziehen, war nur in geringem Maße weniger beängstigend, als der Gedanke, dass er seine Tochter für immer verlieren könnte.
    »Du machst dir keine Sorgen darum, ob du deine Tochter entführen kannst. Du machst dir Sorgen um das danach«, sagte Jenks plötzlich. Trent biss die Zähne zusammen, hob den Kopf, griff nach einem hochhängenden Ast und schwang sich daran geschickt über das schnell fließende Wasser.
    »Du machst dir Sorgen, dass du nicht gut genug sein wirst«, sprach Jenks weiter, um dann abzuheben, als Trent sich wild nach vorne schwang und auf dem anderen Ufer landete.
    Trent musterte seine zerkratzten, blutenden Hände und murmelte: »Wohl kaum.«
    »Lügner.« Jenks stand auf einem Ast, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und lächelte. »Du glaubst, sie wird dich nicht lieben, und der Gedanke bringt dich fast um.«
    »Ich habe keine Zweifel daran, ob ich gut genug sein werde«, erwiderte Trent hitzig, um dann seine Stimme zu senken. »Wenn ich daran zweifeln würde, würde ich wohl kaum mein Leben riskieren, um sie zu stehlen.«
    Der Pixie lachte ihn aus und verlor dabei leuchtend silbernen Staub. »Ich rede nicht davon, ob du gut genug bist, auf das Anwesen der Withons zu kommen und mit ihr wieder zu verschwinden. Du hast Angst, was du mit einem kleinen Mädchen anfangen sollst, Mr. Interessantester Junggesellen-Millionär mit mehr Geld und Ressourcen als eine Kleinstadt.«
    Damit lag Jenks näher an der Wahrheit, als Trent eingestehen wollte. Der Elf legte den Kopf schräg und sah an der Klippe nach oben. »Ich habe bereits eine Menge Leute, die sich um sie kümmern werden«, sagte er, während er gegen das aufsteigende Gefühl der Unzulänglichkeit ankämpfte. Er hatte noch mit niemandem ein einziges Gespräch geführt, hatte noch nicht einmal eine Stelle ausgeschrieben. Er wollte das Kind selbst aufziehen, so wie er selbst es sich immer gewünscht hatte. »Kannst du schon wieder fliegen? Ich glaube, die Öffnung liegt über diesem Sims dort.«
    Jenks schoss vor ihn. Sein Flügelschlag war laut, aber er hielt sich problemlos in der Luft. »Ammen und Kindermädchen«, höhnte er, während er von rechts nach links schoss wie ein balzender Kolibri. »Du willst sie selbst aufziehen, und du hast Angst, dass du kein guter Vater sein wirst. Dass du nicht wissen wirst, wie du dich um sie kümmern sollst, dass du sie vielleicht kaputt machst.«
    Trent runzelte die Stirn und zwang sich dazu, seine Miene zu entspannen. Er würde nie wieder mit Pixies arbeiten. Sein Vater hatte vollkommen recht gehabt, als er sie aus dem Garten verbannt hatte. »Würdest du jetzt da hochfliegen und nachsehen? Die Öffnung ist ungefähr einen Meter zwanzig mal einen Meter zwanzig groß, mit einem kleinen Sims davor.«
    Jenks hielt inne und schwebte direkt vor Trents Gesicht. Er wirkte dabei gleichzeitig jung und weise, ehrlich und wütend. »Lass mich dir mal was sagen, Kalamack«, erklärte er, während funkelnder Staub von ihm herabrieselte. »Auf keinen Fall kannst du mehr Angst haben als ich damals, als Matalina schwanger war und wir in einem Blumentopf lebten, in dem sich nicht genügend Erde befand, um die Hitze abzuschirmen und auf keinen Fall genug, um darin zu überwintern. Ich war zehn Jahre alt und hatte eine Familie gegründet.«
    Trent zuckte nicht zusammen, weil er bereits von Jenks’ Leben wusste. »Lucy wird gut versorgt sein«, entgegnete er kurz angebunden und suchte an der Wand nach Halt. Er würde einfach selbst hochklettern. Die Öffnung sollte sich sehr nah am Wasserfall befinden.
    »Aber du hast nicht deswegen Angst«, meinte Jenks, während er vor ihm herflog und immer

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