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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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zu spät. Mit einer geschmeidigen Bewegung warf Trent das Messer in die Luft, um es anders zu packen. Dann fuhr er mit der Klinge unter dem Ohr des Mannes hindurch und zog sich sofort gute zwei Meter zurück, als das Herz des Mannes einmal schlug … und dann sein Blut über den Weg spritzte.
    »Heilige Tink und verdammt noch mal!«, schrie Jenks.
    Der kräftige Mann vor Trent schlug sich die Hände an die Kehle. Schon mit dem zweiten Herzschlag waren sie blutüberströmt.
    Verdammt, dachte Trent und verzog das Gesicht, als der Mann entsetzt zu ihm aufstarrte, bis der dritte Herzschlag so viel Blut aus seinem Körper trieb, dass das Gehirn nicht länger versorgt wurde. Angewidert von sich selbst warf Trent das Messer vor dem knienden Mann zu Boden. Einen Herzschlag später kippte der Angreifer nach vorne und begrub die Klinge unter seinem Körper.
    »Du …«, stammelte Jenks auf einem Baumstumpf. Einer seiner Flügel war verbogen und verlor Staub. »Tink liebt eine Ente, du bist gut!« Doch Trent war alles andere als beeindruckt von sich. Er hatte es schon wieder getan. In was zur Hölle verwandelte er sich? Vielleicht hatte Rachel recht.
    »Hey!«, sagte Jenks, als er von dem Baumstumpf sprang. Trent legte einen Finger an die Lippen, nur um zu spät festzustellen, dass er mit Blut überzogen war. Mit einem Stirnrunzeln durchsuchte er die Taschen des Mannes, bis er ein Funkgerät fand.
    »Ziel … …eitigt«, sagte er mit tiefer Stimme. Er sprach nur Teile der Worte aus, um eine schlechte Verbindung zu imitieren. »Verletzt und bra… abholen an … Koordin…« Damit ließ er das Funkgerät fallen und stampfte darauf, bis es in drei Teilen auf dem Boden lag. Dann trampelte er mit zu sammengebissenen Zähnen einfach aus Spaß noch ein paarmal auf die Überreste. Adrenalin sang in seinen Adern, erhebend, aber gleichzeitig auch unangenehm. Mir macht das keinen Spaß . Doch das Gefühl von perfekter Eleganz und Bewegung, die den Tanz zum finalen Ende führte, hatte ihn mit einer Ruhe erfüllt, die nur langsam verklang.
    Seine Hände waren klebrig. Trent wich Jenks’ Blick aus, zog ein Tuch aus seiner Gürteltasche und säuberte sich die Finger. Die ersten Fliegen sammelten sich bereits. Trent zog sich in die Schatten zurück und setzte sich neben dem Pixie auf einen umgefallenen Baumstamm. Dann lauschte er auf den Wind in den Bäumen, bis er sich wieder gefunden hatte.
    Verdammt bis zum Wandel und zurück, er hatte den Mann nicht umbringen wollen. Okay, hatte er schon, aber nicht so. Je mehr er sich bemühte, nicht zu seinem Vater zu werden, desto ähnlicher wurde er ihm. Der Mann vor ihm war tot, und es war ihm egal. Er wünschte sich nicht, es wäre anders, sondern empfand nur das vage Gefühl, dass es wahrscheinlich einen besseren Weg gegeben hätte.
    »Das war aalglatt!«, sagte Jenks, als er mit unruhigem Flügelflattern neben ihm auf den Stamm kletterte. »Ich weiß nicht, was mich mehr beeindruckt: dass du dir gerade eine Stunde Zeit erkauft hast oder … das hier.«
    Trent starrte über die Leiche hinweg auf einen Sonnenfleck. Warum empfand er nichts? Hatte er sich so sehr damit identifiziert, seine Spezies zu retten, dass seine eigene Seele von dieser Aufgabe verschlungen worden war? War es zu spät?
    »Rachel hat recht«, sagte Jenks. In seiner Stimme lag eine Mischung aus Ermunterung und unerwartetem Verständnis. »Du bist ein mörderischer Bastard. Wenn du klein genug wärst, würde ich dich abklatschen. Zur Hölle, wenn du klein genug wärst, würde ich dich meine Grenzen bewachen lassen.«
    Trent seufzte leise, als er an Rachel dachte. Warum verlangte die Frau von ihm, nach einem so starren Verhaltenskodex zu leben? Es war ja nicht so, als würden die Leute, mit denen sie zusammenwohnte, nicht Leben nehmen, wenn es nötig war. Das wusste sie genau. Doch wenn er jemanden tötete, um sein Leben zu retten, dann sah sie ihn als Versager. Vielleicht, weil ich mich selbst so sehe, dachte Trent, dann zog er eine Grimasse und sah den Pixie an. Er blinzelte, als er einen Ausdruck von Mitleid und Verständnis in Jenks’ Miene entdeckte. Er musste einfach besser in Magie werden – es laugte ihn langsam aus, ständig Leute umzubringen.
    »Geht es dir gut?«, fragte der Pixie ernst. Trent nickte, dann stieß er zischend den Atem aus, als er versuchte, eine Linie anzuzapfen und sich sofort verbrannte.
    »Überwiegend«, meinte er, während er mit zitternden Knien aufstand. Sie mussten sich in Bewegung

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