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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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abschätzend auf ihn richtete. Er wusste nicht, ob er sich das nur einbildete, während sein Herz raste, aber er wusste, dass der Zweck nicht die Mittel heiligte, egal, was Quen behauptete. Wenn er seine Tochter nur gewann, indem er das Leben missachtete, würde er zu dem werden, was er am meisten verabscheute. Er würde nicht verdammt werden, weil er Leben nahm; doch wenn er es sorglos und respektlos nahm, war ihm die Verdammnis sicher.
    Trent schluckte schwer. Schenk mir heute Stärke, und ich werde mich bemühen, die Person in mir zu finden, die beides sein kann, dachte er. Er war sich selbst nicht sicher, was er damit meinte, aber die Worte fühlten sich richtig an – als wäre das Versprechen, sich weiterhin zu bemühen, zwei Dinge gleichzeitig zu sein, ein Opfer. Vielleicht würde es die Schelmengöttin erheitern, die seine Vorfahren angebetet und für ihre Magie angerufen hatten.
    Zitternd stieß Trent den Atem aus, öffnete die Augen und schob sich die Kappe auf den Kopf. Er fühlte sich anders, auch wenn das vielleicht nur Einbildung war. Verlegen schaltete er seine Lampe aus und schob sie in die Gürteltasche. Er berührte seinen Kopf, um sicherzustellen, dass die Kappe sicher auf seinen Haaren saß, dann lauschte er angestrengt in die Dunkelheit. Laut hörte er seinen eigenen Herzschlag. Gerade, als er beschlossen hatte, dass Jenks in Schwierigkeiten geraten war, kehrte der Pixie zurück. Sein Glühen und das Klappern seiner Flügel zerriss die stille Dunkelheit so abrupt wie ein Schuss. Trent war überrascht über die Erleichterung, die er beim Anblick des kleinen Mannes empfand. Mühsam hielt der Elf seine Miene ausdruckslos.
    »Keine Wache«, erklärte Jenks und hielt an, als ihm klar wurde, dass Trent die Lampe ausgeschaltet hatte. »Aber so wie die Dinge liegen, brauchen sie auch keine. Ziemlich clever und glatt wie Froschrotze.« Sein Blick huschte über Trents Band und Kappe. »Kannst du wieder Magie wirken?«
    »Mehr oder weniger«, mauerte Trent.
    »Hah«, schnaubte Jenks. »Meiner Erfahrung nach heißt ›mehr oder weniger‹ bei Großen, dass ich mehr arbeite, weil du weniger kannst.«
    »Mir geht es prima.« Mit einem Stirnrunzeln trat Trent vor.
    »Das heißt Probleme in Massen«, erklärte Jenks, aber mit einem Lachen, das klang wie ein Windspiel. Sein Pixiestaub erhellte die Dunkelheit. »Jetzt mal ehrlich, wie sehr wirst du dich auf mich verlassen?«
    Wut stieg in Trent auf. Jenks fühlte es anscheinend, denn er wurde langsamer und sein Brummen tiefer. Trent hielt an. Er wollte sich erklären, fand aber nicht die richtigen Worte. Jenks war kein Babysitter, wie Quen es in Trents Augen immer gewesen war. Er hatte sich als herausragende Hilfe entpuppt, verlässlich und einfallsreich. Und am besten gefiel Trent, dass er nicht versuchte, seine Pläne zu ändern, sondern sich darin einzufügen. Er war herausragend in seinem Job, und inzwischen war nur zu offensichtlich, warum Rachel als Erstes immer dem Pixie vertraute.
    Doch Trent fiel es schwer zu vertrauen, und alte Gewohnheiten starben langsam. Aber Jenks weiterhin Informationen vorzuenthalten, nur um sich ein Gefühl der Unabhängigkeit zu bewahren, war nicht nur sinnlos, sondern warf auch ein schlechtes Licht auf Trent. Der Elf ließ die Schultern nach unten sacken und senkte den Kopf. Als er wieder aufsah, wartete Jenks geduldig.
    »Du hast recht«, sagte er. Jenks’ Staub blitzte auf. »Kraftlinienmagie wird wehtun, aber ich kann den Doppelgänger-Zauber aktivieren, und unter Druck gelingt mir wahrscheinlich ein Energiestoß zur Verteidigung. Aber ich kann keinen Schutzkreis errichten, nachdem mein Halt an der Linie eher schwach ist.«
    Jenks nickte, während sein Staub immer heller wurde. Dass er keine flapsige Antwort gab, verriet Trent, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte – und dass Jenks das zu schätzen wusste. »Drei Meter vor dir ist eine hölzerne Tür, in der sich ein schmaler Luftschlitz befindet, um das Feuer zu schüren«, erklärte Jenks. Aus irgendwelchen Gründen klang seine Stimme jetzt fester. »Sie hat kein Schloss. Sobald du durch bist, stehst du in einem Schacht von neunzig mal neunzig Zentimetern. Darin befindet sich eine Leiter, die älter ist als die Unterwäsche meiner Oma. Sie führt zu einem winzigen Raum hinter einem Kamin. Wenn du dich durch das Loch schiebst, endest du im Kamin. In dem übrigens lichterloh ein Feuer brennt. Ziemlich großes Feuer aus Eichen- und Ahornscheiten. Sind deine

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