Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
noch drei Männer erledigen, bevor die anderen reagierten. Vielleicht auch nicht. Sie schienen gegen Gewalt immun zu sein, selbst Megan.
    Trent zuckte zusammen, als die Tür sich mit einem Klicken öffnete. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Kinderzimmer, genau wie die Blicke aller anderen. Die Wachen um ihn herum nahmen Haltung an wie für einen Vorgesetzten, den sie nicht respektierten – widerwillig und mit angewiderten Blicken. Hinter der Tür wurden ein Stück Steinboden und eine weiße Wand sichtbar, dann trat Ellasbeth durch die Tür. Sie wirkte ausgezehrter und erschöpfter, als Trent sie je gesehen hatte.
    Trent hielt an und bewegte lautlos seine nackten Füße auf dem kalten Steinboden. Mit möglichst ausdrucksloser Miene musterte er Ellasbeth – die Frau, die versprochen hatte, dass sie zusammen die Elfen zurück zu alter Größe führen würden, um dann sowohl die Technologie als auch das Kind zu stehlen, die das möglich machen konnten. Trent bemerkte, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte und öffnete mühsam seine Finger. Megan beobachtete ihn.
    Ellasbeths blonde Haare waren zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, was er an ihr noch nie gesehen hatte. Die Frisur ließ sie jünger und verletzlicher wirken. Bei ihrer Größe und ihrer athletischen Figur musste er an das Frauen- Volleyball-Team denken, das er einmal getroffen hatte. Ellas beth hatte einen Abschluss in nuklearer Transplantation, aber sie wirkte trotzdem eher wie eine Studentin als wie die Professorin, die sie in Wahrheit war. Sie war nicht geschminkt, und es stand ihr, selbst wenn ihre grünen Augen müde und schwermütig wirkten. Es war kurz vor Mittag, die Zeit, zu der Elfen schliefen, wenn sie die Wahl hatten. Aber Trent ging davon aus, dass ihr erschöpftes Aussehen eher dem Stress mit einem Baby zu verdanken war als Schlafmangel.
    Ellasbeth trug eine cremefarbene Stoffhose und ein dazu passendes Jackett … lässige Kleidung wie eine Studentin – als würde sie sich je genug entspannen, um sich in Gegenwart anderer locker zu geben. Hätte sie auch nur ansatzweise freundlich ausgesehen, hätte er sich vielleicht wegen dem, was er tun würde, schuldig gefühlt, doch im Moment empfand er nichts als Wut – Wut über ihr mangelndes Ver ständnis, Wut über ihre Unfähigkeit, etwas anderes zu sehen als ihre eigenen Wünsche, Wut, weil sie ihn vor Cincinnatis Elite blamiert hatte, indem sie ihn auf ihrer Hochzeit sitzen gelassen und ihm ein Ultimatum gestellt hatte, das sich seiner Kontrolle entzog. Wut auf sich selbst, weil er eifersüchtig darauf war, dass sie getan hatte, was sie wollte, statt sich selbst für das Wohl ihres Volkes aufzuopfern.
    Trent bemühte sich, diesen Zorn nicht auszustrahlen. Er senkte den Blick auf ihre winzigen Füße. Ellasbeth trug keine Schuhe, sondern hatte sich die Füße mit Seide und Bambusstoff umwickelt. Das war die neueste Mode, weil es die Füße noch kleiner aussehen ließ. Trent verstand nicht, was daran so toll sein sollte. Schluck deine Wut runter, dachte er. Sie wird dir im Moment nichts helfen .
    »Kein Wort über die Ratte«, flüsterte Megan aus dem Mundwinkel, während die müde Frau den Mann mit dem Scanner zu sich heranwinkte. »Ich habe morgen frei, und ich werde den Tag nicht mit der Jagd auf Ungeziefer verbringen!«
    »Gut, ihr seid da«, sagte Ellasbeth kurz angebunden. Sie rümpfte die Nase, als hätte sie etwas Unangenehmes gerochen, während sie den Blick über die Gruppe gleiten ließ. »Ich hatte gehofft, euch beim Faulenzen im Gang zu finden. Megan, Lucy schläft, aber bitte weck sie auf, um sie zu füttern. Ich möchte, dass sie heute Nachmittag nach ihrer mentalen Stimulationsstunde schläft, und wenn du sie jetzt nicht aufweckst, wird das nie funktionieren.«
    Mentale Stimulation? Nennt sie so die Spielstunde?, dachte Trent, während er einen Schritt näher an Megan herantrat.
    »Ja, Ma’am«, antwortete Megan höflich. »Ist Mrs. Withon schon da?«
    Ellasbeth sah den zugigen Flur entlang. »Nein, aber ich bin mir sicher, dass du klarkommst, bis sie auftaucht. Ich werde den Rest des Tages mit meinem Gast beschäftigt sein.«
    Das wäre dann wohl ich, dachte Trent. Sein Trick mit dem Funkgerät zahlte sich wunderbar aus. Wahrscheinlich such ten sie immer noch im Wald nach ihm.
    »Da bin ich mir auch sicher«, murmelte Megan bissig. Ellasbeth, die gerade hatte gehen wollte, drehte sich abrupt um.
    »Wie bitte?«
    Die Männer um sie herum versteiften sich,

Weitere Kostenlose Bücher