Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
fallen und stolperte aus dem Raum.
    Es war Zeit, seine Tochter zu holen und von hier zu verschwinden.

4

    Die junge Frau stand mit dem Rücken zur Arbeitsfläche. Sie hatte die Arme über der Brust verschränkt und hielt eine Milchflasche in der Hand. »Also«, fragte sie säuerlich. »Hast du sie erwischt?«
    Mit klopfendem Herzen setzte Trent ein verlegenes Lächeln auf und nickte. Seine Stimme wurde von dem Zauber nicht beeinflusst. Er hatte Harold reden hören; er wusste, dass er die Stimme nicht imitieren konnte.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte sie, bevor sie sich wachsam von der Arbeitsfläche abstieß. »Ich werde das nicht aufräumen. Lass uns gehen. Ms. Zickig will wahrscheinlich dringend weg. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn.« Sie ging auf die Tür zu. Trent rückte seine Mütze zurecht, sodass sie seine Ohren bedeckte, dann verzog er das Gesicht, als Jenks ihn verfluchte. »Man weckt ein Baby nicht auf, um es zu füttern«, beschwerte sich die Frau, die mit lässigen Bewegungen vor ihm herging. »Und dann wundert sich die Zicke, warum das Mädchen nicht wieder einschläft. Man kann einem Baby keinen Zeitplan aufzwingen; man passt sich dem Schlafrhythmus des Babys an!«
    Trents Knie zitterten, als er die schwere Tür erreichte und einen Türflügel für die Frau aufhielt. Er wollte das Zittern auf die Anstrengung des Fahrradrennens und den Lauf durch den Tunnel in der Klippe schieben … und all das, während er eigentlich hätte schlafen sollen. Aber er wusste, dass es Angst und Aufregung war. Seine Tochter.
    »Danke, Harold«, sagte die Frau und zögerte kurz, bevor sie in den Flur trat.
    »Mmm«, brummte er und senkte den Kopf, als sie ihren Blick von seiner geborgten Mütze bis zu seinen nackten Füßen gleiten ließ, die hoffentlich auch von dem Tarnzauber abgedeckt wurden. Anspannung durchfuhr ihn, weil er für einen Moment vermutete, dass sie die Tarnung durchschaut hatte, aber dann wandte sie sich ab und trat mit schwingenden Hüften in den Gang.
    Trent atmete auf, als er ihr folgte. Auf seinem Kopf hörte er Jenks ebenfalls erleichtert seufzen. Ein leises Räuspern sorgte dafür, dass er den Kopf hob. Sofort entdeckte er vier Wachen, die auf sie warteten, mit Pistolen an der einen Hüfte und Kraftlinienzaubern an der anderen. »In Position, Megan«, sagte der kleinste Mann mit einem schiefen Lächeln. Seine Hand lag auf dem Knauf seiner Pistole.
    »Schieb’s dir sonst wohin. Du weißt, dass ich es bin«, erwiderte Megan. Ihr cooles Auftreten beruhigte Trent ein wenig. »Wenn du noch einmal versuchst, mich abzutasten, werde ich dir die Eier abreißen und Prinzessin Weint-viel eine Rassel daraus basteln.«
    Megan drehte sich auf dem Absatz um und überraschte Trent, indem sie sich bei ihm einhängte. »Außerdem haben sie den Kerl doch erwischt, richtig?«, fragte sie fröhlich, während sie mit Trent den gefliesten, neutralen Flur entlangging.
    Die Männer beeilten sich, ihnen zu folgen. Zwei drängten sich vor Megan und Trent, zwei blieben hinter ihnen. Die Decken waren niedrig und bestanden aus dunkel gebeizten Holzbohlen. Weißgetünchte Steinwände warfen das Stampfen der Stiefel und das leise Schlurfen von Megans Schuhen zurück. Es gab keine Fenster. Wandleuchter, die zwischen dicken, düsteren Holztüren hingen, hüllten alles in ein weiches, angenehmes Licht.
    »Ich bin froh, wenn der morgige Tag vorbei ist«, meinte Megan, während sie gingen. Als sie seinen Arm drückte und zu ihm auflächelte, fragte sich Trent, ob zwischen Harold und Megan etwas lief. »Das ist Wahnsinn. Wachen im Flur und nie allein … Ich weiß wirklich zu schätzen, dass sie mir dich als Wache zugeteilt haben. Ich hasse es, mir Kollegen selbst aussuchen zu müssen.«
    Trent zuckte mit den Achseln, während er versuchte, den kalten Schweiß zu unterdrücken, der sich auf seine Haut drängen wollte. Er hatte noch nie vorher so viele Elfen auf einem Fleck gesehen, nicht einmal auf seiner misslungenen Hochzeit. Er hatte die Zähne zusammengebissen. Als Megan ihm einen schiefen Blick zuwarf, zwang er seine Muskeln dazu, sich zu entspannen. Alle um ihn herum waren Westküstenelfen mit strohblondem Haar und einem Geruch, in dem eine salzige Note mitschwang. Sein Vater hatte sich immer die Zeit genommen, diesen besonderen, menschlichen Geruch zu entfernen, wenn er beschädigte Genome reparierte, weil er so viel von ihrer ursprünglichen Herkunft bewahren wollte wie möglich. Es gab jede Menge besondere

Weitere Kostenlose Bücher