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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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öffnete.
    »Ich bezweifle es. Sie sah aus, als käme sie von der Universität.« Abgelenkt schwor er sich, dass er Felicity heute Abend danach fragen würde, und sei es nur, um zu beweisen, dass er sich nicht nur für ihr Aussehen interessierte.
    »Du musst morgen früh um acht hier sein, okay?«, sagte Kay. Ihre Hand lag auf dem Ordner, und sie starrte in die Nacht, als sähe sie dort etwas. »Wo gehst du hin?«
    Cooper lehnte sich über den Tresen, um nach seinem Mantel zu greifen. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass der Wollmantel nicht schick genug war. Das Gateways war einfach eine Nummer zu groß für ihn. »Meine Güte, Mom. Es ist nur eine Verabredung.«
    Das zauberte ein Lächeln auf Kays Lippen, doch es verblasste schnell wieder. »Cooper …«, sagte sie, streckte den Arm aus und berührte ihn an der Schulter. Überrascht hielt Cooper inne. Sie ließ die Hand sinken und ballte sie zur Faust. Dann biss sie sich auf die Lippen und sah mit großen, blauen Augen zu ihm auf. Die Frau schien niemals ihre Bräune zu verlieren, selbst mitten im Winter. »Du hast mir mal gesagt, dass deine Großmutter dir immer Geschichten erzählt hat. Märchen.«
    Mit einem Arm bereits im Ärmel seines Mantels starrte Cooper sie an. »Du meinst, dass man sich bekreuzigen soll, wenn man einen Hof um den Vollmond sieht, niemals etwas essen soll, was draußen stand, weil die Feen es vielleicht schon für sich beansprucht haben, oder dass man an Halloween verlorene Seelen sehen kann, wenn man zwischen den Ohren eines bellenden Hundes hindurchschaut? Ja. Sie war ein seltsamer alter Vogel. Sie hat mir auch das Pokerspielen beigebracht.«
    Auch das rief nicht das erwartete Lachen hervor. Stattdessen atmete Kay tief durch. »Sei vorsichtig heute Abend. Da draußen ist es rutschig.«
    »Alles klar. Danke, Kay. Schönen Abend.«
    »Viel Glück, Cooper.«
    Die Glocken läuteten fröhlich, als er nach draußen trat, und das Klicken des Schlosses hinter ihm klang so kalt wie die Luft in seinen Lungen. Mit schnellen Schritten ging er zu seinem verbeulten Volvo, während er im Kopf bereits seinen Schrank durchforstete. Er hoffte wirklich, dass er irgendetwas zum Anziehen fand, in dem er nicht wie der letzte Loser wirkte. Duschen, rasieren und ein bisschen Aftershave, um den Hundegeruch loszuwerden. Das heute Abend würde ein erinnerungswürdiges Date werden.

2

    Cooper ließ die Wärme des Autos hinter sich und schlug die Tür zu. Seine Schuhe knirschten im Schnee. Er verzog das Gesicht, weil die Kälte an seinem frisch rasierten Gesicht brannte, während er über den vollen Parkplatz zu dem hohen, etwas überladenen Gebäude mit seiner Theater markise und den leer stehenden Kartenverkaufshäuschen ging. In seinen Anfängen war das Gatewaysein Varietétheater zwischen einem Bordell und Schlachthöfen gewesen. Zumindest, bis ein Feuer Ende der Fünfzigerjahre den gesamten Block bis auf das Theater zerstört hatte. Die nächsten Wohnhäuser standen immer noch mehrere Blocks entfernt, aber neue Feuerschutzbestimmungen und auf Ordnung bedachte Nachbarn hatten fast jede andere Be bauung behindert. Daher stand das Gebäude tagsüber sehr einsam zwischen Maschendrahtzäunen und Grund stücken, um deren Besitzrechte seit Jahrzehnten gestritten wurde.
    Cooper kniff die Augen zu und suchte sich einen Weg durch die geparkten Autos. An der Eingangstür hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Wenn das hier ein Scherz war, wäre er wirklich sauer.
    Mit den Händen in den Hosentaschen ging er mit gesenktem Kopf weiter. Seine unbequemen Lederschuhe schütz ten ihn nicht im Geringsten gegen den Schnee, und seine Ohren waren kalt, weil er es nicht hatte riskieren wollen, eine Mütze auf seine feuchten Haare zu setzen und sich damit die Frisur zu ruinieren. Er hatte Stoffhosen und ein Hemd mit Krawatte angezogen. Trotzdem wusste er, dass er auf jeden Fall aussehen würde wie ein armer Student. »Was ich auch bin«, murmelte er, dann hob er den Kopf und reihte sich hinter einem lachenden, aufgeregten Paar ein, das gerannt war, um den Club vor ihm zu erreichen.
    Der dünne Türsteher, der aussah wie ein Tänzer, wirkte nicht im Geringsten verfroren, obwohl er nur eine kurze Lederjacke trug. Mit ausdruckslosem Gesicht kontrollierte er, ob die Namen der beiden auf seinem Klemmbrett standen, dann deutete er auf das Ende der Schlange. Dort standen Leute, die um einiges besser gekleidet waren als Cooper, und versuchten irgendwie, sich

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