Blutseele
dem Felsen lehnte sie sich vor. Dann verfinsterte sich ihre Miene, als Kevin zu ihr aufsah, unverwechselbar in seinen Jeans, dem karierten Hemd, den Arbeitsstiefeln, einem Hut und mit einer Sonnenbrille auf der Nase.
Kevin? Verdammt, was will er hier? Frustriert zog Lilly sich zurück, nur um sich sofort wieder aufzurichten, als etwas hinter ihr nachgab. »Ich habe dir gesagt, du sollst dich von meinem Land fernhalten!«
»Ich soll gehen? Aber ich habe gehört, dass du mich gerufen hast«, meinte Kevin, und seine Stimme klang wie das Heben und Senken des Windes.
Lilly zuckte zusammen. Ihre Gesichtsmuskeln wurden schlaff, als sie sich wieder dem Abhang zuwandte. Es war nicht Kevin, es war Penn. Er hielt sich sogar anders, bewegte sich vollkommen mühelos und elegant, als er um die letzte Kurve bog. Die frühe Sonne glänzte auf seinen Bartstoppeln. In der Sonne sah er sogar noch besser aus als im Mondlicht. »D-du«, stammelte sie und wich fast bis zur Höhle zurück, als er über den Rand kletterte und sich anmutig auf die Füße rollte.
Penn hielt seine Hände mit ausgebreiteten Fingern in die Sonne und lächelte. »Hier oben fühlt es sich ganz anders an. Scharf. Es tut fast weh, weil die Sonne so schnell aufgeht.« Mit schräggelegtem Kopf beäugte er sie. »Ich hatte fast vergessen, wie atemberaubend Sonnenaufgänge sein können – wenn man die richtige Frau an seiner Seite hat.«
»Aber …«
Er trat einen Schritt auf sie zu. Lilly wich zurück und hob warnend eine Hand. »Berühr mich nicht.«
Penn hielt an und richtete seinen Blick auf ihre Hand. »Du blutest.«
Lilly erstarrte. Seine Hand glitt in ihre, gleichzeitig vertraut und doch neu. Das Gefühl jagte ihr einen Schauder über den Rücken. War das Kevin, oder war es Penn? Vielleicht wurde sie doch verrückt. »Du kannst mich berühren«, sagte sie ehrfürchtig. Sie fühlte etwas Kühles, was unter ihre Haut glitt, um die Hitze des Tages zu zügeln.
Sein Lächeln berührte etwas in ihrem Inneren und entzün dete einen Funken. »Ich kann dich berühren. Danke, Lilly, dass du mir glaubst.«
Sie schloss die Augen, als er sie sanft in die Arme zog, dann glitten sie rückwärts in die Dunkelheit. Die Ranken raschelten, bis sie auf allen Seiten von Erde umgeben waren. Sie ließ sich von ihm schieben, während sie darum betete, dass er nicht aufsehen und die Dynamitstange entdecken würde. Seine Lippen berührten ihren Hals unter dem Ohr, und sie seufzte leise. Es war ein wunderbares Gefühl, begehrt zu werden. Seine Berührung war sanft, ehrfürchtig, und sie wünschte sich, es wäre keine Lüge.
»Ich habe die ganze Nacht an dich gedacht«, sagte er. Sie erinnerte sich daran, wie seine Augen in der Dunkelheit auf ihrer Brücke geleuchtet hatten, wie ein wildes Wesen, das sie mit dem Versprechen auf Leben verführen wollte. »Hast du auch an mich gedacht?«
Sie konnte einen Schauder nicht unterdrücken, als seine Hand über ihren Rücken glitt, um sie näher an sich zu ziehen. »Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast«, murmelte sie und drehte den Kopf, um seine Lippen von ihren zu lösen. Doch das sorgte nur dafür, dass er eine brennende Spur über ihren Hals zog.
»Du bist unglaublich«, hauchte er.
Sie sah zu ihm auf, in dem sicheren Wissen, dass sie mit dem Teufel spielte. »Ich möchte glauben«, log sie. Sie tat das für ihre Kinder. Sie tat das für ihre Mutter. Sie würde nicht erlauben, dass Emily umsonst gelitten hatte.
Er lächelte im sanften roten Licht der Dämmerung, das durch den Vorhang aus Efeu drang. »Glauben ist das einfachste auf der Welt. Frag nur irgendein Kind, das in der Abenddämmerung am Rande des Waldes singt. Du, Lilly, wirst mein alles sein. Ich verspreche es. Diesmal wird es anders.«
O Gott, er berührte sie wieder. Seine Hände glitten unter ihr Hemd, um sie um die Hüfte zu packen, seine Daumen strichen über ihren Bauch, massierten sie, deuteten an, was er tun könnte.
»Du wirst meine Welt sein«, flüsterte er. Sein Atem spielte mit ihren Haaren, und sie wollte ihm glauben. »Ich werde dich für immer lieben, und wir werden alles tun, überall hin gehen.«
Sie löste sich ein wenig von ihm und blinzelte, als sie Kevins braune Augen sah, nicht Penns goldene. Doch da war sein selbstbewusstes Lächeln und die Hitze seiner Leidenschaft, und sie wusste, dass vor ihr der Geist stand. »Zeig es mir«, verlangte sie. Sein Lächeln wurde breiter, als er sich mit geöffneten Lippen zu ihr beugte.
Sie
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