Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
aus dem Fegefeuer gezogen«, sagte er verwirrt, während er beobachtete, wie Leute einstiegen und sich Plätze suchten. Seine Miene wurde panisch, und er schluckte schwer, während er das Gefühl niederkämpfte. »Ich vermutete, ich sollte in die Hölle fahren. Ich ging davon aus, dass meine Buße ausgesetzt worden sei und ich in die Hölle fuhr. Ich gestehe ein, dass es auf den ersten Blick aussah wie die Hölle, auch wenn es nicht zerbrochen war und nicht nach verbranntem Bernstein roch.« Er sah aus dem Fenster. »Keine Pferde«, sagte er leise, dann zog er neugierig die Augenbrauen hoch. »Und der Kanal ist zugemauert, dreckige Jauchegrube, die er war. Werden die Maschinen dann von Dampf getrieben?«
    Neben mir grinste Robbie: »Er benutzt wirklich eine Menge Worte, um etwas zu sagen.«
    »Halt den Mund«, murmelte ich. Ich fand seine Sprechweise elegant.
    »Dies ist nicht die Hölle«, sagte Pierce und ließ dann den Kopf sinken, als sei er vollkommen erschöpft. Ich starrte auf seine schwarzen Locken, und seine Erleichterung sorgte dafür, dass sich mein Magen verkrampfte.
    Ich wandte unangenehm berührt den Blick ab, während ich über meinen Deal mit Robbie nachdachte. Ich wusste nicht, ob er das hier als Erfolg werten würde oder nicht. Zwar hatte ich einen Geist gerufen, aber es war nicht Dad. Und ohne Dad, der Ja zur I.S. sagte, würde Robbie es wahrscheinlich als Nein deuten. Besorgt schaute ich zu Robbie und sagte: »Ich habe den Zauber richtig gemacht.«
    Mein Bruder rutschte auf seinem Sitz hin und her, als wollte er sich auf einen Streit vorbereiten. Ich zog die Augen brauen zusammen und starrte ihn böse an. »Mir ist egal, ob ich den falschen Geist beschworen habe, den verdammten Zauber habe ich richtig gewirkt!«
    Pierce wirkte vollkommen entsetzt, während er zwischen uns und den neuen Fahrgästen hin und her sah, die gerade einstiegen und sich hinsetzten. Wahrscheinlich lag es nicht an meiner Lautstärke, sondern an meinen Worten. Öffentlich als Hexe aufzutreten war vor 1966 etwas gewesen, wofür man umgebracht werden konnte, und er war offensichtlich vor dieser Zeit gestorben.
    Genervt runzelte Robbie die Stirn. »Der Deal lautete, dass du Dad beschwörst«, sagte er, und ich biss die Zähne zusammen.
    »Der Deal lautete, dass ich den Zauber richtig wirke, und wenn ich es nicht schaffe, soll ich mit dir nach Portland kommen. Jetzt schau«, sagte ich und deutete mit dem Finger. »Da ist ein Geist. Versuch nicht, mir zu erzählen, er wäre nicht da.«
    »Okay, okay«, sagte Robbie und sackte in sich zusammen. »Du hast den Zauber richtig gewirkt, aber wir wissen immer noch nicht, was Dad sagen würde, also werde ich diesen Wisch nicht unterschreiben.«
    »Du Sohn eines …«
    »Rachel!«, unterbrach er mich. »Kapierst du es nicht? Des wegen will ich, dass du mitkommst und deine Ausbildung zu Ende bringst.« Er wedelte mit einer Hand in Richtung Pierce, als wäre dieser ein Gegenstand und keine Person. »Du hast problemlos einen Beschwörungszauber der achthundertsten Ebene gewirkt. Du könntest alles werden, was du willst. Warum willst du dein Leben in der I. S. verschwenden?«
    »Die I.S. ist keine Verschwendung«, sagte ich, während Pierce unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. »Behauptest du etwa, Dads Leben wäre reine Verschwendung gewesen, du stinkender Haufen Mist?«
    Pierce starrte mich an, und ich wurde rot. Robbies Miene wirkte verbissen, und er starrte geradeaus, als wäre er wütend. Der Bus setzte sich wieder in Bewegung. Ich schwieg schmollend. Ich wusste, dass ich Robbie unrecht tat. Aber ich hatte mit meinem Dad sprechen wollen, und jetzt war die Chance vorbei. Ich hätte wissen müssen, dass ich es nicht richtig machen konnte, und ich hasste mich dafür. Tränen traten in meine Augen.
    Pierce räusperte sich. Peinlich berührt wischte ich mir über die Augen und schniefte.
    »Ihr wolltet Euren Vater beschwören«, sagte er leise und warf immer wieder nervöse Blicke auf die Leute, die über seine nackten Füße tuschelten und darüber, dass Robbie keinen Mantel anhatte. »Zur Sonnenwende. Und ich war es, der von Eurer Magie berührt wurde?«
    Ich nickte schnell und kämpfte darum, nicht einfach laut loszuheulen. Ich vermisste ihn. Ich hatte wirklich gedacht, ich könnte es schaffen.
    »Ich entschuldige mich«, sagte Pierce so ernsthaft, dass ich den Kopf hob. »Aber vielleicht solltet Ihr eine Feierlichkeit anregen, Mistress Hexe. Ihr habt den Zauber richtig gemischt,

Weitere Kostenlose Bücher