Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
vielleicht ein bisschen schneller bewegen? Oder willst du den Abend bei der I.S. verbringen und darauf warten, dass Mom dich abholt?«
    Für einen Moment erstarrte ich. Oh Gott. Mom . Sie durfte es nicht rausfinden.
    »Beeil dich! Lass uns verschwinden!«, schrie ich dann und stieß den Mann vor uns in den Rücken. Er stolperte, und ich riss die Hände zurück, als ich seine bloßen Füße entdeckte und mich daran erinnerte, wo er hergekommen war. Heilige Scheiße, was habe ich getan?
    Plötzlich waren wir in einer der abgesperrten Seitenstraßen. Die Menge verschwand, und in der Luft hing der Duft von Essen. Meine Lungen taten weh, und ich zog an Robbies Ärmel.
    Mit besorgter Miene drehte er sich zu mir um, aber dann nickte er und hielt an, als er sah, wie sehr ich keuchte. »Bist du okay?«, fragte er. Ich nickte, während ich darum kämpfte, wieder zu Atem zu kommen.
    »Ich glaube, sie folgen uns nicht«, sagte ich, aber es war eher eine hehre Hoffnung als eine Feststellung.
    Neben mir ging der Mann in die Knie. Er gab ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich, und ich stolperte rückwärts, als er anfing, trocken zu würgen. Die Leute um uns herum schenkten uns böse Blicke und entfernten sich eilig. »Zu viel gesoffen«, murmelte jemand angewidert.
    »Armer Onkel Bob«, sagte Robbie laut und klopfte ihm vorsichtig auf den Rücken. Immer noch hustend stieß der Mann ihn weg.
    »Fass mich nicht an«, keuchte er, und Robbie zog sich zu mir zurück, während er beobachtete, wie die vornübergebeugte Gestalt im Schnee nach Luft schnappte. Langsam gewann der Mann die Kontrolle über sich zurück, richtete sich auf, rückte sorgfältig den geliehenen Mantel zurecht und griff nach einem nicht vorhandenen Hut. Sein Gesicht war für den kurzen Bart, den er trug, fast zu jung. Er hatte lediglich ein paar Stressfalten. Schweigend musterte er uns, während er sich darum bemühte, ruhig zu atmen. Seine blauen Augen wanderten von einem zum anderen.
    »Robbie, wir müssen hier verschwinden«, flüsterte ich und zog wieder an seinem Ärmel. Er wirkte fast erfroren in seinem dünnen T-Shirt nur mit Handschuhen, Mütze und Schal im Schnee.
    Robbie trat vor mich, um den intensiven Blick des Mannes zu blockieren. »Es tut mir wirklich leid. Wir hatten nicht vor … was auch immer wir getan haben.« Er warf einen Blick zurück zum Platz und schlang zitternd die Arme um den Körper. »Das sollte nicht passieren. Du wirst wieder verschwinden, wenn die Sonne aufgeht.«
    Der Fremde sagte immer noch nichts und starrte nur auf seine nackten Füße.
    Über den Lärm hinweg erklang ein aggressives »Hey! Du!«
    Ich sog zischend den Atem ein. Robbie drehte sich um, und selbst der Mann schien besorgt.
    »Wir brauchen ein Taxi«, sagte mein Bruder, packte meinen Arm und schubste den Mann vorwärts.
    Ich entwand mich seinem Griff und ging in die andere Richtung. »Wir kriegen mindestens fünf Blocks weit kein Taxi. Wir brauchen einen Bus.« Robbie starrte nur, und ich schrie ihn genervt an: »Da hinten ist der Busbahnhof! Den können sie nicht dichtmachen! Komm schon!«
    »Stopp!«, schrie ein Mann, und wir rannten los. Na ja, Robbie und ich rannten los. Den Kerl schleppten wir eher zwischen uns mit.
    Wir schlugen Haken um die Leute mit Kindern, die den Platz bereits verließen, und hielten auf den Busbahnhof zu. Er war einen ganzen Block lang und von hier fuhren Busse in alle Ecken von Cincy und die Hollows auf der anderen Seite des Flusses. Niemand schien zu bemerken, dass der kleine Mann barfuß und Robbie viel zu leicht gekleidet war. Überall wurde gesungen und gelacht.
    »Da«, keuchte Robbie und zeigte auf einen Bus, der nach Norwood fuhr und gerade starten wollte.
    »Warten Sie! Warten Sie auf uns!«, schrie ich und winkte, und der Fahrer hielt an.
    Die Türen öffneten sich, und wir stürzten hinein. Robbie hatte den Mann vor mir die Treppen hinaufgestoßen und ließ sich zurückfallen, als der Fahrer wegen der Tickets ausflippte. Ich stand hinter ihm und kochte vor mich hin, während Robbie nach seinem Geldbeutel suchte. Endlich ging er mir aus dem Weg, und ich schob meine Dauerkarte in den Automaten.
    »Hey!«, sagte der Fahrer und deutete mit dem Kinn in den hinteren Teil des sonst leeren Busses. »Wenn er kotzt, verklage ich euch. Ich habe die Nummer deines Bus-Passes, Mädel. Glaub nicht, dass ich es nicht tue.«
    Mir rutschte das Herz in die Hose. Robbie und ich drehten uns beide um. Der Mann saß allein neben einer Haltestange

Weitere Kostenlose Bücher