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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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zwei Tagen verschwunden. Sie ist ein süßes kleines Mädchen. Haben Sie sie gesehen?«
    Nur auf jedem Fernsehkanal, dachte ich, während ich den Kopf schüttelte und das purpurfarbene Papier entgegennahm. Ich warf einen Blick darauf, als sie auch Robbie und Pierce ein Blatt gab. Das Bild war nicht dasselbe wie auf dem anderen Flugblatt. Auf diesem sah man im Vordergrund die Kerzen eines Geburtstagskuchens und im Hintergrund einen unscharfen Stapel Geschenke. Sarah lächelte lebenslustig und der Gedanke, dass sie irgendwo allein im Schnee herumirrte, war kaum besser erträglich als der Gedanke daran, was jemand, der krank genug war, sie zu entführen, ihr wohl gerade antat.
    Ich konnte es nicht mehr ertragen und wandte den Blick ab. Die Frau verließ den Bus an der nächsten Haltestelle, um auf den folgenden zu warten, und ich stopfte das Papier zu dem ersten Flugblatt in meine Tasche, als der Bus wieder anfuhr.
    »Ich weiß, wer sie hat«, sagte Pierce leise und aufgeregt. Ich starrte ihn an. Die Scheinwerfer der Gegenspur husch ten über sein Gesicht und beleuchteten seine eifrige, irgend wie beängstigende Miene.
    »Fahrer!«, schrie er und stand auf. Ich drückte mich beunruhigt in meinen Sitz. »Stoppen Sie die Kutsche!«
    Alle sahen uns an, und der Großteil der Leute lachte. »Setz dich!« Robbie schubste ihn sanft, und Pierce fiel auf seinen Sitz zurück, wobei sich sein Mantel für einen Moment öffnete. »Du wirst noch dafür sorgen, dass wir rausfliegen.«
    »Ich weiß, wo sie hingebracht wurde!«, rief er, und ich warf einen besorgten Blick auf die anderen Fahrgäste. Der Fahrer dachte allerdings sowieso schon, er wäre betrunken, und alle anderen lachten sich wegen der kurzen Peepshow ins Fäustchen.
    »Sprich leiser«, sagte Robbie und setzte sich neben ihn. »Die Leute werden dich für verrückt halten.«
    Ich konnte sehen, wie Pierce seine nächsten Worte runterschluckte, bevor er seinen Mantel enger um sich zog. »Er hat sie«, sagte er dann und wedelte mit dem Papier vor Robbies Gesicht herum. »Der Mann, dieses … Biest, das mich ermordet hat. Genau die Kreatur, die ich zur Rechenschaft ziehen sollte. Er hat noch jemanden entführt.«
    Ich riss die Augen weit auf, aber Robbie war nicht beeindruckt. »Das ist fast zweihundert Jahre her.«
    »Was für diese blutgierige Ausgeburt der Hölle wenig be deutet«, sagte Pierce, und mir stockte der Atem. Vampir. Er sprach über einen Vampir. Einen toten. Dreck, wenn ein Vampir Sarah hatte, dann steckte das Mädchen wirklich in Schwierigkeiten.
    »Du hast versucht, einen Vampir zur Strecke zu bringen?«, fragte ich ehrfürchtig. »Du musst gut sein!« Selbst die I.S. schickte keine Hexen hinter Vampiren her.
    Pierce’ Miene verfinsterte sich, und er wandte den Blick ab. »Ich bin gesonnen zu sagen, nicht gut genug. Ich war auf eigene Faust unterwegs, in dem Glauben, dass Stolz und moralische Entrüstung mir Kraft gäben. Diese Brut hat ein unheiliges Verlangen nach jungen Mädchen, und er hat es wahrscheinlich jahrzehntelang ausgelebt, ohne zur Rechen schaft gezogen zu werden, bis er ein Mädchen von hohem Stand entführte und ihre Eltern meine … mitternächtlichen Dienste in Anspruch nahmen.«
    Robbie schnaubte, aber ich starrte ihn weiter an. Herauszufinden, was Pierce meinte, war faszinierend.
    Er bemerkte Robbies Desinteresse und konzentrierte sich ganz auf mich. »Dieses Kind«, sagte er und sah auf das Flugblatt hinunter, »ist das genaue Abbild seiner bevorzugten Beute. Ich konfrontierte ihn mit seiner Schuld, aber er ist so schlau wie ein Rechtsanwalt aus Philadelphia, und um meinen Schmerz noch zu vertiefen, informierte er die Wacht meister von meiner Haftbarkeit und behauptete, die Zeichen zu erkennen.«
    Pierce senkte den Blick, und ich fühlte einen Stich der Angst, als ich hörte, welcher Geschichte ich durch gerade mal eine Generation entkommen war. »Haftbarkeit« war ein allgemein verwendeter Begriff für Hexe – zu einer Zeit, als es einen umbringen konnte, als solche identifiziert zu werden. Ich nahm an, dass »Brut« ein Vor- Wandel -Begriff für Vampir war. »Mitternächtliche« Dienste waren wahrscheinlich ein Codewort für einen Detective oder einen frühen Inderlander-Polizeidienst. Und »Anwalt aus Philadelphia« sprach für sich selbst.
    »Ich war in der Tat eine Hexe«, erklärte er leise, »und ich konnte nichts anderes behaupten. Das Mädchen ermordete er sofort, um seinen Namen zu schützen. Dass ihr Tod so schnell kam,

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