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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Trauer schickte Grace ihren Willen tief in den Mittelpunkt ihres Körpers. Panisch atmete sie durch und brachte die Energie ihres Körpers dazu, sich zu verschieben und in einer immer weiter anwachsenden Welle von ihren Füßen in ihre in Hocs Halsfell vergrabenen Hände zu fließen. Ein Machtstoß wie der, den Boyd gerade ausgeführt hatte, brauchte keine Finesse. Aber für das, was sie jetzt vorhatte, benötigte sie vollkommene Kontrolle. Zu viel, und sie würde Hoc damit umbringen. Bei zu wenig würde sein Herz nicht wieder zu schlagen beginnen, und er würde ebenfalls sterben. Hätte sie nicht danach gestrebt, der Elite anzugehören, hätte sie auch einen medizinischen Beruf ergreifen können.
    Zwischen einem Herzschlag und dem nächsten sammelte Grace alle freie Elektrizität in sich, dann wirbelte sie sie in ihren Gedanken wieder und wieder herum, bis sie die Ener gie eines gesamten Tages in den Händen hielt. Der Stromstoß musste perfekt sein, und es zehrte an ihr, diese Energie zu halten.
    »Hoc!«, schrie sie und lockerte ihren Halt. Mit einem winzigen Ploppen löste sich die Energie von ihr und versuchte, sich auszugleichen. Der Strom schoss durch den Hund und ließ ihn zusammenzucken.
    Schluchzend fühlte Grace, wie Hocs Fell ihren Händen entglitt, weil sich plötzlich der Raum um sie drehte. Sie bekam nicht genug Luft, aber gleichzeitig erschien es ihr zu mühsam, wirklich zu atmen. Ihr Körper war vollkommen ausgelaugt. Es war zu viel gewesen. Es war nicht genug.
    Ihr wurde kalt, und sie fiel zur Seite um.
    Eine feuchte Nase stieß sie an und schob sich unter ihren Arm, während ein warmer Körper sich an sie drückte. Erleichterung durchdrang den Nebel ihrer Erschöpfung, der ihr das Denken fast unmöglich machte. Hoc war am Leben. Seine Hinterkrallen gruben sich schmerzhaft in ihr Fleisch, weil er sich noch näher an sie drücken wollte. Sie murmelte etwas Beruhigendes, dann fielen ihr die Augen zu.
    Es kommt in Ordnung, dachte sie mit einem Lächeln, bevor sie in Ohnmacht fiel, weil ihr Körper sich erholen musste. Es würde in Ordnung kommen.

2

    Das ölige Aroma von Fettsuppe legte sich über die Gerüche von Desinfektionsmitteln und Latex, um einen vertrauten, wenn auch abstoßenden Duftcocktail zu erzeugen. Dieser Geruch erinnerte Grace immer an ihre ersten Tage in der Agentur, als sie als junges Mädchen darum gekämpft hatte, ihren Platz und ihr Gleichgewicht zu finden, sowohl innerhalb ihres Körpers als auch außerhalb.
    Seitdem hat sich nicht viel geändert, dachte Grace schlecht gelaunt, während sie am Kragen ihres geliehenen Trainings anzugs herumzupfte. Sie ging mit langsamen, gleichmäßigen Schritten, die ihre Erschöpfung verbergen sollten, den Krankenhausgang entlang. Sie hasste Trainingsanzüge. Aber der Kittel, den sie in der Umkleide der Krankenschwestern zurückgelassen hatte, war noch schlimmer gewesen. Und sie konnte sich kaum in einem Kittel aus dem Krankenhaus schleichen. Das würde schon im Trainingsanzug schwer genug sein. Dass Hoc ihr auf den Fersen folgte, machte die Sache nicht einfacher. Aber der Hund hatte sich geweigert, sie zu verlassen, und er war in der Filiale gut genug bekannt, dass man ihn bleiben ließ. Als einziger Border Collie im gesamten Gebäudekomplex fiel Hoc einfach auf.
    Grace bemühte sich, eine Aura von Gesundheit und Effizienz auszustrahlen, als sie einem Krankenpfleger zunickte, der vor dem Aufzug stand. Misstrauisch beobachtete er sie, als sie mit Hoc auf den Fersen das Büro der Krankenschwestern passierte. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, aber sie befand sich immer noch innerhalb des Krankenhauses. Sie durfte hier unten herumlaufen, wenn sie wollte.
    Auf diesem Stockwerk befand sich auch die Kantine, und der Geruch nach Fettsuppe verursachte ihr Übelkeit, obwohl ihr Magen gleichzeitig erwartungsvoll knurrte. Der nahrhafte Fraß war mit komplexen Kohlehydraten und sich langsam zersetzenden Proteinen angereichert, die ihr dabei helfen würden, ihre Körperchemie zu regulieren. Aber er schmeckte noch schlimmer, als sein Name klang. Und es war einfach widerlich, dass sie den schrecklichen Eintopf heißhungrig in sich hineinschaufelte, wann immer ihre Reserven erschöpft waren.
    Grace atmete erleichtert auf, als der Lift piepte und der Pfleger sofort den Blick abwandte. Sie schnippte mit den Fingern, um Hoc zu sich zu rufen, und ging weiter. Sie suchte nach Boyd. Bis jetzt hatte sie nicht viel Glück gehabt, weil die Krankenschwestern auf

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