Blutseele
kann ihn nicht verlieren.«
Erleichterung überschwemmte Grace, und sie lächelte. »Ich bin die einzige lebende Enkelin meiner Großmutter. Wir haben gestern zusammen zu Mittag gegessen. Wir sind nicht hier, um Ihnen Zach wegzunehmen, Mrs. Thomson. Sie können gerne mitkommen und ihm dabei helfen, seine Entscheidung zu treffen. Das gibt ihm die Chance, selbst über seine Zukunft zu bestimmen. Bitte erschweren Sie ihm sein neues Leben nicht mit unnötiger Angst.«
Hoc wedelte, und Mrs. Thomson öffnete die Tür weiter. Auf der Straße fuhr ein Lieferwagen vorbei. Der Fahrer nahm den Fuß vom Gas, als er das schwarze Auto sah. »Sie können beide das, was er auch kann?«
»Ja, Ma’am.« Boyd fuhr sich mit einer Hand über seine er grauenden Haare. »Die Agentur hat mir beigebracht, was ich lassen muss und wie ich den Rest kontrolliere. Zusätzlich bekam ich einen Platz am College meiner Wahl, gefolgt von einem regelmäßigen Gehalt.«
Für Grace war es ein wenig anders gewesen, aber mit dem regelmäßigen Gehalt hatte ihr Partner recht – nicht, dass sie viel damit anfangen konnte.
Hoc stellte die Ohren hoch, stand auf und trottete mit we delndem Schwanz von der Veranda. Grace versteifte sich, und auch Boyd erstarrte. Zach hatte das Haus verlassen.
Die Frau riss die Augen auf, als sie die Veränderung bemerkte. »Bitte, kommen Sie doch rein«, sagte sie und hielt die Tür weit auf. »Ich gehe ihn holen.«
Stattdessen rannte Boyd auf das Auto zu. Grace folgte ihm, während Hoc hinter einem Motorroller herraste, der hinter der Garage herausschoss. Fast hätte der Fahrer das Gleichgewicht verloren, als er über den Rinnstein holperte und mit Höchstgeschwindigkeit die Straße entlangschlitterte.
Mit einer Mühelosigkeit, die sein Alter Lügen strafte, rutschte Boyd über die Motorhaube. Er saß schon im Auto und hatte es angelassen, bevor Grace auch nur den Türgriff packte. »Ich hasse es, wenn sie weglaufen«, murmelte sie, während sie sich anschnallte. Sie wusste, dass Boyd ohne Rücksicht auf Verluste fuhr. Er mochte eine gute Verfolgungsjagd.
Hoc verschwand auf den Fersen von Zach aus dem Blickfeld. Der Junge saß zusammengekauert auf seinem Roller, ohne Helm. Er wirkte verwundbar in seinen Turnschuhen und dem weißen T-Shirt. Es beeindruckte Grace, dass sein Motorroller überhaupt noch lief. Sie griff nach dem Funkgerät, nur um dann angewidert die Hand sinken zu lassen. Zach hatte es gesprengt.
»Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder besorgt bin, dass er seinen Roller nicht abgewürgt hat«, sagte Boyd. Grace schob den Arm aus dem offenen Fenster, um ein Blinklicht aufs Dach zu setzen, während sie über eine Rechts-vor-links-Kreuzung rasten.
Sie holten kaum auf. In dem Wissen, dass sie Hoc mit genügend Zeit immer wiederfinden konnten, wappnete sich Grace gegen eine scharfe Kurve und versuchte, die Karte zu öffnen. Auch das GPS war zerstört. Es war nicht schwer, einen Motor vor solchen Angriffen zu schützen, aber bei den kleinen Geräten sah die Sache anders aus. Es sagte eine Menge aus, dass Zach genug Macht besaß, um unterbewusst ihre Uhren anzuhalten, aber doch genug Kontrolle, um seinen Motorroller zu retten. Ihn erfolgreich abzuführen könnte ihr vielleicht genug Lorbeeren einbringen, um endlich eine Versetzung in die Elite zu fordern. Es war nicht so, als wäre sie nicht gern eine Sammlerin, aber sie wollte mehr – so sehr, dass es schon fast schmerzte.
»Ich wette ein Steak darauf, dass er Richtung Schnellstraße fährt«, meinte Grace, als sie um eine Kurve schlitter ten. Zach führte sie durch eine kleine Ansammlung von Büro gebäuden. Passanten sprangen zurück auf die Bürgersteige, während andere Autofahrer sie anhupten. »Dafür muss er durchs Industriegebiet. Bieg an der nächsten großen Straße rechts ab. Wir können ihm den Weg abschneiden.«
Grace packte den Türrahmen und stemmte ihre Füße fest auf den Boden, als Boyd über einen Bahnübergang rumpelte. Als sie die übrigen Menschen hinter sich gelassen hatten, trat Boyd richtig aufs Gas. Der Wind peitschte durch ihre Haare, und Grace lehnte sich vor, weil sie das Gefühl genoss. Sie blinzelte durch ihre wehenden Strähnen, als Boyd mit leuchtendem Blinklicht, aber ohne Sirene über eine staubige Industriestraße raste.
Zach hatte ihre Uhren gesprengt, also konnten sie alles, was nun geschah, als notwendige Gewaltanwendung rechtfertigen. Aber niemand würde es ihnen danken, wenn die Stromversorgung der gesamten
Weitere Kostenlose Bücher