Blutseele
Scheiben Brot. »Ich dachte, wir hätten gut zusammengearbeitet. Hier. Das wirst du brauchen.«
Sie wurde rot. »So viele Kalorien kann ich niemals an einem Tag verbrennen«, sagte sie, obwohl ihr Magen er wartungsvoll knurrte.
»Heute schon«, erwiderte er kryptisch, und dann brach es aus ihm heraus, als könnte er sich einfach nicht länger zurückhalten. »Grace, Zach ist der älteste unregistrierte Werfer, seitdem du mit siebzehn eingesammelt wurdest. Wir wissen, dass Werfer, die natürlich reifen, so wie du und Zach, wesentlich stärker sind. Aber gewöhnlich stinkt ihre Kontrolle, weswegen wir sie ausbrennen und ihnen ihre Gabe nehmen müssen. Zach ist eine Ausnahme, so wie du auch. Wenn du ihn erfolgreich einsammeln und davon über zeugen kannst, innerhalb unseres Systems zu arbeiten, dann bekommst du wahrscheinlich diese Beförderung in die Elite, die du dir so wünschst.«
Sie drehte sich mit klopfendem Herzen zu ihm um. Was hatte er da gesagt? Sie wollte zur Elite gehören. Das hatte sie angestrebt, seitdem sie in die Agentur eingetreten war und den Frieden und die Ordnung willkommen geheißen hatte, die dieses Leben bedeutete.
Jason sah ihr Verständnis, nickte und strahlte sie an. Dann stellte er ein extragroßes Glas Orangensaft auf ihr Tablett. »Geh weiter, ja? Ich komme nicht an diese Fleischpasteten ran. Es wird wirklich Zeit, dass du dich der Elite anschließt. Wenn du mich fragst, ist es überfällig. Deine Fä higkeiten sind spitze, und deine Kontrolle steht außer Frage. Wenn du nur nicht so dämliche Nummern abziehen würdest, wie dich fast selbst umzubringen, um einen Hund zu retten, wärst du wahrscheinlich schon lange meine Vorgesetzte.«
Grace hielt an, und ihre Füße verwuchsen förmlich mit dem Boden. Wie bitte? Meinen Hund zu retten ist eine dämliche Nummer?
»Wir haben einen arbeitsreichen Tag vor uns, du und ich«, erklärte Jason gerade, während er sein eigenes Tablett belud. »Ich habe mir bereits die Unterlagen über Zach angesehen. Aber ich denke, es wäre klug, noch ein paar teambildende Übungen zu durchlaufen, bevor wir losziehen. Nur um sicherzustellen, dass wir uns mühelos aufeinander einstellen können. Nachdem du schon Kontakt zu ihm hattest, bilde ich wahrscheinlich besser die Vorhut. Aber das ist deine Entscheidung.«
Ihre Entscheidung? Grace kniff die Augen zusammen. »Meinen Hund zu retten war keine dämliche Nummer«, sagte sie. Ihr war durchaus bewusst, dass die Unterhaltungen an den nahe stehenden Tischen verstummt waren. »Hoc ist mein Partner, genauso wie Boyd es war. Ist.«
Die Lampen über der Essensausgabe flackerten. Jason bemerkte es und runzelte die Stirn. »Das ist deine letzte Chance, in die Elite zu kommen, Grace. Ich tue dir einen Gefallen.«
Genervt drückte sie ihm das Tablett in die Hand. Unsicher packte er es. »Ich brauche keine Gefallen. Wir sehen uns.«
Mit einem Klappern stellte er ihr Tablett neben sein eigenes auf den Tresen. »Ich verstehe dich einfach nicht«, sagte er laut. »Ich gebe dir die Chance, dich zu beweisen. Du bist nicht mehr jung, Grace. Es wurde noch nie jemand über fünfundzwanzig in die Elite aufgenommen. Willst du denn keine wichtige Aufgabe in deinem Leben?«
Grace stoppte. Hoc stand neben ihr und kauerte sich zusammen, als hätte sie ihn angeschrien. Sie sehnte sich so sehr nach der Chance, sich zu beweisen, dass sie das Verlangen förmlich schmecken konnte. Aber sie wollte sich diese Chance selbst verdienen, nicht mit einer Lüge erkaufen. Eine ihrer Aufgaben als Sammlerin war es, das moralische Grundgerüst eines Werfers zu begutachten. Ihr Wort zählte, wenn es darum ging zu entscheiden, ob ein älterer, unregistrierter Werfer ausgebildet oder zum Schutz der Gesellschaft ausgebrannt werden sollte. Zach war mächtig, ja, und jeder konnte Kontrolle lernen. Aber sie fürchtete, dass er keinerlei Pflichtgefühl gegenüber sich selbst und denjenigen empfand, die er liebte. Sie fürchtete, dass er das, was sie ihm beibringen konnte, benutzen würde, um es zu seinem eigenen Vorteil einzusetzen.
Wenn sie Zach einsammelte und ihn auf Wunsch der Elite an die Agentur übergab, konnte sie sich einen Platz in ihren Reihen sichern. Wenn sie zu dem Schluss kam, dass er unrettbar verloren war, und riet, ihn auszubrennen, würde sie ihre letzte Chance vertun, das zu erreichen, was sie sich so sehr wünschte.
»Ich erfülle eine wichtige Aufgabe«, sagte sie. Alle Blicke im Raum waren auf sie gerichtet. »Es war kein Fehler
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