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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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, mit Boyd zu arbeiten. Es war kein Fehler , Hoc zu retten. Dieser Hund ist mein Partner, mehr, als du es je sein kannst.«
    Die Deckenlichter flackerten. Jason stand immer noch dort, wo sie ihn stehen gelassen hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Verschiedene Leute im Raum wurden unruhig, weil sie spürten, dass jemand ihr Gleichgewicht durcheinanderbrachte. »Deine Gefühle verraten dich.«
    Ohne einen Blick auf ihren Monitor zu werfen, marschierte Grace zurück zu ihm. Sein Gesicht wurde aus druckslos, und er ließ die Arme sinken, doch Grace schob nur ihren Ärmel hoch und hielt ihm ihr Handgelenk unter die Nase. »Mein Gleichgewicht ist perfekt«, antwortete sie leise. »Vielleicht solltest du selbst mal anfangen, so was zu tragen.«
    Sie klang verbittert. Sein Gesicht wurde weich, als er einen Blick auf ihren Monitor warf. »Lass mich nicht einfach stehen. Wenn du den Auftrag ablehnst, wirst du den Rest deines Lebens unregistrierte Werfer einsammeln.«
    »Darin bin ich gut«, erklärte Grace bitter. Sie erkannte die schreckliche Wahl, vor die er sie gestellt hatte. »Du kannst dir diesen Elitejob sonst wohin schieben«, verkündete sie zitternd. »Ich arbeite lieber allein mit Hunden als mit deiner Gruppe von hochgewachsenen Jungs, die glauben, dass die Regeln für sie nicht gelten.«
    Jason griff nach ihr. Grace wich zurück, als sie die Wut in seinen Augen sah. Sie wirbelte herum, dann verließ sie mit schnellen Schritten und Hoc an ihrer Seite den Raum.
    »Grace!«, schrie er, als sie die schwere Tür aufzog und das Gewicht in jedem Knochen spürte.
    Sie ließ die Tür wieder zufallen, streckte ihren Geist und zerriss den Stromfluss im Raum wie ein Gummiband. Überraschte Schreie erklangen, als das Licht verlosch.
    Sie hatte es absichtlich getan. Verbittert bemerkte sie, dass ihr Gleichgewicht perfekt war – obwohl in ihrem Inneren ein Sturm tobte.
    Sie konnte lügen und dafür belohnt werden oder die Wahrheit sagen und bleiben, wo sie war. Und es machte sie wütend, dass sie tatsächlich in Versuchung geriet.

3

    Grace ertappte sich dabei, wie sie auf Boyds Schritte war tete, während sie zögernd den gepflasterten Weg in der fried lichen Vorortidylle entlangging, in der sich Schande und Leid hinter leuchtend grünen Rasen und umweltfreundlichen Recyclingtonnen verbargen. Hinter ihr hörte sie durch das geöffnete Seitenfenster Hocs Wimmern. Doch der gehor same Hund blieb im Wagen, wie sie es ihm befohlen hatte. Er würde das Auto nicht verlassen, bevor Grace nicht sichergestellt hatte, dass Zach nicht da war. Grace fühlte sich seltsam ohne ihren Partner, und ihre Bewegungen waren steif. Sie wünschte sich, Boyd würde von der Insel zurückkommen. Aber sobald man angefangen hatte zu boosten, wurde man abhängig – und es wurde hundertmal schwieriger, das Energiegleichgewicht zu halten. Es war ein Wunder, dass Zach noch nicht süchtig war. Aber wäre er es gewesen, hätte man ihn um einiges früher gefunden.
    Grace drückte auf den Klingelknopf und hörte den Gong. Sie war wütend auf Boyd wegen seiner Schwäche; wütend auf Jason, weil er sie vor eine Wahl gestellt hatte, die keine war; aber hauptsächlich war sie enttäuscht von der Politik der Agentur. Wenn Zach wie durch ein Wunder tatsächlich moralisch für diese Macht gerüstet sein sollte, wäre ihre Wahl sehr einfach. Aber Grace sammelte seit fast einer halben Dekade unregistrierte, ältere Werfer ein. Daher wusste sie, dass die Chancen dafür gegen Null gingen. Es gab gute Gründe dafür, warum die Agentur sich so sehr bemühte, Werfer bereits im Kindergarten zu identifizieren. Moralische Erziehung sollte so früh wie möglich einsetzen.
    Ist das Gehirnwäsche?, überlegte sie, während sie auf die sich nähernden Schritte lauschte. Vielleicht. Aber die Alternative dazu war, einer kleinen, aber mächtigen Gruppe von Leuten zu erlauben, den Rest der Bevölkerung zu missbrauchen, bis die Mehrheit sich auflehnte und alle umbrachte, die Guten genauso wie die Bösen.
    Grace hörte, wie die Schritte hinter der Tür langsamer wurden, daher drückte sie erschöpft noch einmal den Klingelknopf.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass er nicht hier ist. Gehen Sie weg!«, rief Mrs. Thomson durch die Tür. Grace richtete sich auf.
    Sie musste es versuchen. Vielleicht entpuppte sich Zach ja als die Ausnahme von der Regel. »Mrs. Thomson? Bitte, ich möchte nur mit Ihnen reden.«
    »Ich habe gesagt, gehen Sie weg!«, kreischte die frustrierte Frau fast,

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