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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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tiefer in das Wartehäuschen zurückzogen. »Warum?« Dann verzog ich das Gesicht. »Du brauchst einen neuen Mantel.«
    Robbie nickte mit dem Telefon am Ohr. Sein Gesicht war rot vor Kälte. »Das, und es wird schon schwer genug, die I.S. davon zu überzeugen, dass wir nicht irre sind, ohne dass wir mit einem nackten Mann im Mantel bei ihnen auftauchen.«
    Pierce wirkte vollkommen verwirrt. »Einkaufszentrum?«
    Ich nickte, während ich mich fragte, ob ich wohl seine Kleidung aussuchen dürfte. »Das Einkaufszentrum.«

5

    Gelangweilt saß ich auf dem gemütlichen Stoffsessel neben Pierce und wippte mit den Knien. Das Einkaufszentrum war ein voller Erfolg gewesen, aber Robbie hatte uns unglaublich schnell von Laden zu Laden getrieben und so dafür gesorgt, dass wir schon zwei Stunden später bei der I.S. waren. Pierce trug nun ein respektables Outfit aus Jeans und einem dunkelgrünen Hemd, das fantastisch zu seinen dunklen Haaren und den blauen Augen passte. Außerdem hatte er noch Robbies Mantel an, und ich schwöre, er hätte fast an gefangen zu weinen, als ihm klar wurde, dass er einfach eine halbe Schuhgröße mehr bekommen konnte, indem er ein anderes Paar aus dem Regal zog.
    Aber seit einer Stunde saßen wir hier im Empfangsbe reich im dritten Stock und taten gar nichts. Na ja, Pierce und ich taten nichts. Zumindest Robbie wurde ernst genommen. Ich konnte ihn ein Stück weiter vor einem Schreib tisch sitzen sehen, hinter dem ein müde wirkender Beamter saß. Während ich ihn beobachtete, zog Robbie seine neue, teure Lederjacke aus und knüllte sie irritiert auf seinem Schoß zusammen.
    Pierce hatte im Einkaufszentrum nicht viel gesagt. Stattdessen hatte er am Anfang gute fünf Minuten damit verbracht, nach der Quelle der Hintergrundmusik zu suchen, bis er endlich den Mut fand, danach zu fragen. Ich hatte dar auf geachtet, dass wir auf unserem Weg zum Unterwäschekauf an einem Elektrogeschäft vorbeikamen. Die Fressmeile hatte ihn mehr beeindruckt als die elektrische Beleuchtung, aber trotzdem hatte er den blauen Milchshake nicht probiert, um den ich Robbie angebettelt hatte. Die Reitfiguren für Kinder hatten ihn amüsiert, aber dann hatte er mich erstaunt angestarrt, als ich ihm erklärt hatte, dass sie nicht durch Magie funktionierten, sondern durch dieselbe Kraft, die auch die Lichter antrieb. Aber das war nichts im Vergleich zu dem Moment, als er eine Verkäuferin im kurzen Rock entdeckt hatte. Er war tiefrot angelaufen, hatte sich umgedreht und den Laden verlassen, bevor er verschwörerisch mit Robbie den Kopf zusammensteckte, um sich gedämpft mit ihm zu unterhalten. Ich hörte nur ein leises »nackte Glieder?«, aber Robbie sorgte dafür, dass wir an Valerias Crypt vorbeigingen, damit er das Ganze noch mal in Spitze bewundern konnte. Männer.
    Pierce’ Schweigen hielt an, nachdem er festgestellt hatte, dass es ein ganzes Gebäude gab, das nur dem Gesetzesvollzug für Inderlander gewidmet war, aber selbst ich war beeindruckt vom I.S.-Hochhaus. Das Foyer war unglaubliche drei Stockwerke hoch und wirkte mehr wie die Lobby eines Fünf-Sterne-Hotels als wie ein Polizeirevier. Pierce und ich konnten von unserem Sitzplatz aus prima die unteren Stock werke beobachten. Es war offensichtlich, dass die Architekten sich etwas vom Kathedralenbau abgeschaut hatten, um dem Betrachter Ehrfurcht und das Gefühl von unwichtiger Winzigkeit zu vermitteln.
    Gedämpfte Lichter im Erdgeschoss erzeugten dunkle Schatten, die jedes helle Licht noch aufsehenerregender machten. Akustisch war der Raum wie tot, sodass noch das lauteste Gespräch zu einem gedämpften Murmeln wurde. In der Luft lag ein unterschwelliger Geruch nach Vampir, und ich rümpfte die Nase, während ich mich fragte, ob es das war, was Pierce Sorgen bereitete, oder ob es daran lag, dass wir im zweiten Stock saßen.
    Ein kleiner Aufruhr ließ uns zum Erdgeschoss-Eingang schauen, wo gerade zwei Leute, wahrscheinlich Hexen, einen Dritten reinbrachten. Der Mann kämpfte immer noch gegen sie an, obwohl seine Hände mit einem Zip-Strip aus verzaubertem Silber sicher auf den Rücken gefesselt waren. Es sah barbarisch aus, aber eine gewalttätige Kraftlinienhexe zu verhaften war quasi unmöglich, wenn sie nicht angemessen gezügelt wurde. Sicher, es gab Wege, wie man verhindern konnte, dass in einem Gebäude Magie aktiviert wurde, aber dann wäre auch die Hälfte der Beamten hilflos.
    Pierce beobachtete das Spektakel, bis die Hexe in einen Aufzug geschoben wurde, dann

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