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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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lautet mein Argument. Jeder kann sehen, dass es zu gefährlich ist.« Ich verzog das Gesicht, und er ergriff meine Hände. Dann fügte er aufrichtig hinzu: »Ich weiß, dass Ihr Euch vorgenommen habt zu helfen. Ihr seid eine mutige, couragierte Frau, aber überschätzt Euch nicht. Dieser Vampir ist mehrere Hundert Jahre alt, und Ihr seid achtzehn. Betrachtet es logisch.«
    Irgendwie gefiel es mir, dass er meine Hand hielt, aber trotzdem entzog ich mich ihm, weil ich nicht zu Wachs in seinen Händen werden wollte. Schon wieder. »Logisch?«, fragte ich, und langsam wurde mir etwas klar. »Genau, lass es uns mal logisch betrachten. Ausgebildet oder nicht, solange du keine Kraftlinie anzapfen kannst, hast du nur ein paar Tricks auf Lager. Ohne mich hast du nicht die geringste Chance, dieses Mädchen zu retten, und das weißt du auch.«
    Er zögerte, und ich hakte nach, als ich den besorgten Blick in seinen Augen bemerkte. »Sag mir, dass du mich nicht brauchst«, erklärte ich und rammte ihm fast einen Finger in die Brust. »Dass es bei ihrer Rettung keinen Unterschied machen wird, ob du eine Kraftlinie anzapfen kannst, oder nicht. Sag mir das.«
    Pierce starrte kurz auf den Boden, dann sah er wieder auf. »Das kann ich nicht«, erklärte er.
    »Dann komme ich mit.«
    Wieder machte ich mich auf den Weg zur Tür. Pierce kam mit langsamen Schritten hinter mir her. »Jetzt muss ich auch noch auf Euch aufpassen!«, hörte ich ihn murmeln, aber es war mir egal. Ich war dabei.
    Ich wurde langsamer, um meine Hand in seine zu schieben. Er zuckte zusammen, aber ich zapfte nur eine Linie an. Kühle Energie durchfloss mich, und die Locken außerhalb meiner Mütze fingen an zu schweben. Ich drückte seine Hand. »Es wird alles gut«, sagte ich fest, und ein Schauder überlief mich, als er mir ein wenig Macht entzog.
    Wir standen schon fast auf der breiten Veranda mit ihrem stilisierten Weihnachtsbaum, als mir aufging, dass er vorhatte, das Haus von vorne zu erstürmen. »Ähm, sollten wir nicht die Hintertür suchen, oder so?«, fragte ich, und er lächelte.
    »Ihr habt zu vielen Abenteuergeschichten gelauscht. Sie rechnen nie mit einem Frontalangriff.«
    »Trotzdem«, sagte ich, als er anklopfte.
    »Die Vordertür«, beharrte er, warf mir einen Seitenblick zu und rückte seinen Mantel zurecht. »Sie haben ohne Zweifel unsere Anwesenheit bemerkt, und es sähe töricht aus, würden wir uns hinter den Abfalltonnen erwischen lassen.«
    Ich zuckte zusammen, als sich der Türknauf bewegte. Ein Adrenalinstoß durchfuhr mich, und mein Puls beschleunigte sich. Mit weit aufgerissenen Augen stand ich neben Pierce, als sich die Tür öffnete und Sarah erschien, die allein in einem altmodischen Spitzenkleid vor uns stand. Sie war bleich, aber die Angst in ihrem Gesicht beruhigte zumindest eine meiner Sorgen: Sie war noch nicht gebissen und gebunden worden.
    Pierce lächelte sie an. »Und manchmal ist es ganz einfach.«
    Sarah riss den Mund auf. »Es ist eine Falle!«, kreischte sie, während sie reglos vor uns stand. »Helft mir!«
    Mein Herz machte einen Sprung und raste plötzlich. Dann stolperte ich nach hinten, als zwei schwarz gekleidete Männer in der Tür erschienen. Einer riss Sarah ins Innere des Hauses zurück. Der andere streckte den Arm aus, und noch bevor ich schreien konnte, hatte er uns schon über die Türschwelle gezogen.
    Jetzt kreischte ich, während ich über den Holzboden rutschte, gegen die Wand knallte und benommen zu Boden sank.
    Ein lautes »Au!« ließ mich den Kopf hochreißen, und ich entdeckte Pierce, der seitwärts auf der Treppe, die nach oben führte, lag. Ich kämpfte mich angespannt auf die Füße und blieb gebeugt stehen. Sarah war verschwunden, aber ich konnte sie weinen hören. Ihr Schluchzen entfernte sich, verklang aber nie ganz. Eine Tür knallte zu.
    Pierce stand auf und schüttelte sich die schwarzen Haare aus den Augen. Er hatte die Lippen aufeinandergepresst und schien mehr auf sich selbst wütend zu sein als auf irgendetwas anderes. Der zweite Mann, der dem Aufblitzen von Reißzähnen und seiner vielsagenden Eleganz zufolge ein Vampir war, stand ihm gegenüber. Ich stolperte einen Schritt an der Wand entlang, und er konzentrierte sich auf mich.
    »Fass mich nicht an«, sagte ich und spürte die Anziehungskraft seines Charismas und eine Menge Angst.
    Pierce berührte seine Lippe und starrte dann überrascht auf seine Hand, als er entdeckte, dass sie blutig war. »Informiert Euren Meister, dass ich

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