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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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verhandeln will«, sagte er fast lachhaft formell. »Wir haben etwas unter Gentlemen zu regeln.«
    »Wo ist das Mädchen?«, stieß ich hervor und hatte das Gefühl, ich könnte sie irgendwo unter meinen Füßen hören.
    Der Vampir zwischen uns und der Tür lächelte, und mir lief es eiskalt über den Rücken. »Ich würde mir mehr Sorgen um meinen eigenen Hals machen, kleine Hexe«, sagte er zu mir, ließ aber dabei Pierce, die größere Bedrohung, nicht aus den Augen.
    »Christopher!«, schrie Pierce. Mir wurde schwindlig. »Komm aus deinem Loch, du widerliche Brut. Wir müssen einen Fall von verfrühter Beerdigung besprechen!«
    Der Vampir bewegte sich. Ich presste mich gegen die Wand, als er viel zu schnell auf Pierce zutrat und ihn schlug.
    »Pierce!«, schrie ich. Der kleine Mann fiel wieder rückwärts auf die Treppe. »Lass ihn in Ruhe!«, schrie ich den Vampir an.
    Der Vampir stand nur am Fuß der Treppe und lächelte. »Hast du eine Mama, kleines Mädchen? Wird sie um dich weinen?«
    Angst erfüllte meinen Körper und verdrängte die Er schöpfung und den Schwindel. Ich stand vor ihm und schien mir, als fühlte ich mich zum ersten Mal überhaupt richtig lebendig. Zu dumm, dass es bald enden würde. Genau dann, als es endlich gut wurde.
    »Beachte mich, nicht sie«, sagte Pierce und sammelte sich ein weiteres Mal vom Boden auf.
    Der Vampir trat einen Schritt auf mich zu, und Pierce zog einen Zauber aus der Tasche. Ich hatte einen Moment, um mich zu wappnen, dann zog er die Nadel heraus.
    Der vordere Flur wurde von einem Kawumm erschüttert. Ich duckte mich, als der Kronleuchter anfing zu schwanken und die Fenster in der Tür nach außen explodierten. Ich rollte mich in der Ecke zwischen Wand und Treppe zusammen und spürte, wie meine Ohren summten.
    Jemand berührte meine Schulter. Die Panik verlieh mir Kraft, und ich wirbelte mit weit aufgerissenen Augen herum, nur um innezuhalten, als ich ein leises Ziehen an der Kraftlinie in mir spürte.
    Pierce.
    Ich atmete erleichtert auf und entdeckte sein besorgtes Gesicht dicht bei mir. Er saß neben mir in der Hocke und hielt ein weiteres Amulett in der Hand. »Beißt die Zähne zusammen und schließt die Augen«, sagte er. »Und vergebt mir, falls es zu viel ist.«
    Ich nickte, dann kauerte ich mich wieder zusammen und versuchte, mit dem Boden zu verschmelzen. Mir stockte der Atem, als ein silbernes Band aus Jenseitsenergie durch mich hindurchschoss und den Geschmack von Alufolie auf meiner Zunge hinterließ. Pierce’ Körper bedeckte meinen und schützte mich.
    Ein zweites Kawumm donnerte über uns hinweg, und eine sichtbare Wolke aus Staub und zerbrochenem Holz wehte zu uns herüber. Hustend sah ich zu Pierce auf, als er seine Hand in meine schob und mir auf die Füße half. Der Vampir lag bewusstlos an der Wand neben der Tür. Aber noch überraschender war das gut einen Meter große Loch im Boden zwischen uns.
    Pierce sah mir in die Augen, und mir wurde bewusst, welche Sorgen er sich machte. »Geht es Euch gut? Habe ich Euch verletzt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Da ist ein Loch im Boden.«
    Pierce zog mich darauf zu. »Ich werde Euch auffangen.«
    Ich hielt den Atem an, als er lässig über die Kante trat und verschwand. Auf der anderen Seite des Raums erklang ein leises Stöhnen, und der Vampir bewegte sich.
    Mit rasendem Puls setzte ich mich auf den Boden und ließ meine Füße in das Loch baumeln. »Ich komme!«, warnte ich, dann ließ ich mich fallen.
    Ich unterdrückte einen Schrei, aber als er mich auffing und wir in einem Gewirr aus Armen und Beinen landeten, konnte ich das Geräusch nicht mehr zurückhalten. Wir befanden uns in einem Wohnzimmer mit weichem Teppich und sanfter Beleuchtung. Teure Gemälde hingen an den Wänden. In einer Ecke stand ein Mediatower. Es gab zwei Türen, eine direkt neben uns, die andere am anderen Ende des Raumes.
    »Ihr seid schwerer, als Ihr ausseht«, keuchte Pierce, und ich kletterte von ihm herunter.
    »Na ja, du bist aber auch ein furchtbarer Fänger.« Ich schaute zu dem Loch über uns, dann sah ich zu den Bildschirmen. Es waren einige, und ich riss den Mund auf, als ich ein Schwarz-Weiß-Bild meines kleinen Autos entdeckte, das vor dem großartigen Anwesen irgendwie fehl am Platz wirkte. Ein Stück näher am Haus war der Schneehaufen, in den ich Pierce geworfen hatte. Der Anblick sorgte dafür, dass ich froh war, dass wir von vorne angegriffen hatten.
    Ein verängstigtes Wimmern erregte meine Aufmerksamkeit.

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