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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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kämpfte, bis er den Mechanismus schließlich verstanden hatte und einstieg. Kaum war die Tür geschlossen, fuhr ich langsam an.
    »Ihr werdet in der Kutsche verbleiben, wenn wir dort ankommen«, grummelte er und trat sich den Schnee von den Stiefeln. Ich feixte nur.
    Genau.

7

    Weihnachtslieder schallten durch die kühle Luft und wurden lauter, als ich den Wagen ausschaltete. Ich schlug die Tür hinter mir zu, und das Geräusch wurde von den Schneehaufen gedämpft, die die Schneepflüge aufgeworfen hatten. Ich atmete langsam durch und sog die kalte Luft in meine Lungen. Über mir glitzerten die Sterne besonders klar. Es war kalt geworden, bitterkalt. Die leichte Brise schien direkt durch meinen Mantel zu fahren. Es war ungefähr vier Uhr morgens. Nur Inderlander und verrückte Menschen waren um diese Nachtzeit noch auf, was mir gut in den Kram passte.
    Kurz darauf schlug auch Pierce seine Tür zu, und ich lächelte ihn über das Auto hinweg an. Er lächelte nicht zurück, sondern hatte in Erwartung des Kommenden bereits die Stirn gerunzelt. Während er zu mir herüberkam, lehnte ich mich an das kalte Metall und starrte auf das Haus, dem gegenüber wir geparkt hatten.
    Wir waren in den Hügeln in einem der besseren Viertel der Stadt, wo die Gutbetuchten wohnten, seitdem Drahtseilbahnen es einfacher gemacht hatten, die steilen Hänge zu erklimmen. Das fragliche Haus war älter als die anderen, sodass es zu Pierce’ Zeit abgelegen und allein gestanden hatte. Es war ein riesiges Anwesen, und offensichtlich war über die Zeiten hinweg immer wieder an- und umgebaut worden, denn es hatte mehrere Stockwerke, verschiedene Türmchen und eine umlaufende Veranda, die mit glatten Flusssteinen gepflastert war – altes Geld, große Bäume und ein fantastischer Ausblick auf Cincinnati. Überall hingen fröhliche Weihnachtsdekorationen und beleuchteten mit bunten Farben die unheimliche Stille.
    Das Geräusch von Pierce’ Schuhen auf dem gefrorenen Schneematsch riss mich aus meinen Gedanken, und ich stieß mich vom Auto ab und ging auf die breite Veranda zu.
    »Ich ersuche Euch, Euch in die Kutsche zurückzuziehen und dort zu warten«, sagte Pierce nachdrücklich.
    Ich hielt die Augen nach vorne gerichtet, als wir die Straße überquerten. »Man nennt es Auto, und du kannst ersuchen, so viel du willst, es wird nicht passieren.«
    Wir erreichten den geräumten Gehweg, und Pierce packte mein Handgelenk. Überrascht von der Kraft, die er einsetzte, blieb ich stehen.
    »Vergebt mir, Miss Rachel«, sagte er schmallippig. »Ihr seid voller Mut, aber ich könnte nicht damit leben, wenn Ihr meinetwegen zu Schaden kämet.«
    Jetzt wurde ich auch wütend. »Dann ist es ja gut, dass du gar nicht am Leben bist, hm?«
    Er schüttelte den Kopf und zerrte mich wieder Richtung Auto. »Ich bedauere zutiefst, meine überlegene Stärke einsetzen zu müssen, um Euch zu zwingen. Ich bedauere es wirklich.«
    Kommt jetzt die Stelle, wo er mich über die Schulter wirft und ich schreiend auf seinem Rücken herumtrommle, während er mich in meinem eigenen Auto einsperrt? Wird nicht passieren . »Lass mich los«, sagte ich, während er mich einen Schritt weiterzog. »Ich meine es ernst, Pierce. Lass mich los, oder du hast schreckliche Schmerzen.« Aber er tat es nicht.
    Jetzt war ich froh, dass ich keine Handschuhe anhatte. Ich riss ihn zurück, drehte mein Handgelenk, sodass seine Handfläche nach oben zeigte, trat unter seinem Arm hindurch und warf ihn in einen Schneehaufen.
    Er landete in einer Wolke aus Schnee und starrte mich überrascht an. »Gute Güte, wie habt Ihr das gemacht?«, stammelte er. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Ich stand über ihm, stemmte die Hände in die Hüfte und war unglaublich zufrieden. »Versuch noch mal, mich ins Auto zu sperren, und ich zeige es dir.«
    Pierce wollte aufstehen, und ich reichte ihm die Hand. Mit einem Grunzen akzeptierte er meine Hilfe, stand auf und klopfte sich mit scharfen Bewegungen den Schnee vom Mantel.
    »Ich gehe da rein«, sagte ich und nickte in Richtung des Hauses.
    »Miss Rachel«, setzte er an, aber ich trat einen Schritt vor und schob mein Gesicht vor seines.
    »Das ist, was ich mit meinem Leben anfangen will«, sagte ich. »Ich habe ein Schutzkreis-Amulett. Ich bin nicht hilflos. Du kannst mich nicht aufhalten.«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen und wirkte genervt. »Rachel, ich wurde dafür ausgebildet.«
    »Und trotzdem bist du gestorben«, schoss ich zurück.
    »Genau so

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