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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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das Geld brauchen, denn er war definitiv nicht gut in seinem Job.
    Der Vampir atmete tief ein und sog ihre Laune in sich auf wie sie ein feines Parfüm. Weil er ihre ansteigende Anspannung fühlte, ging Art um ihren Schreibtisch herum und setzte sich in den Ledersessel in der Ecke. Ihr Gesicht wurde ausdruckslos, während ihr Puls sich beschleunigte. Art war der Einzige, der jemals dort saß. Die meisten Leute respektierten ihre Versuche, Bürofreundschaften zu vermeiden – wenn ihr scharfer Sarkasmus und die Tatsache, dass sie die meisten einfach ignorierte, nicht schon ausreichten. Aber Art mochte sie ja nicht wegen ihrer Persönlichkeit, sondern wegen ihres Rufs, den er erst noch kosten musste.
    Ivy starrte auf ihren penibel aufgeräumten Schreibtisch und atmete einmal tief durch. Er war tot, und sie war am Le ben. Sie waren beide Vampire, die von Blut angetrieben wur den: sie sexuell, er um zu überleben. Eine Verbindung, die im Himmel geschlossen wurde – oder in der Hölle.
    Art lehnte sich lächelnd zurück und verschränkte die Beine, sodass ein Knöchel auf dem Knie ruhte. Er wirkte gleichzeitig mächtig und entspannt. Langsam strich er sich die Haare zurück und ließ dann seine Finger aufreizend über sein glattrasiertes Gesicht gleiten, mit dem er versuchte, eine jüngere Generation anzusprechen, die dem, was er zu bieten hatte, offener gegenüberstand.
    Der nächste Schauer lief über ihren Rücken. Es machte keinen Unterschied, dass er von Arts Pheromonen ausgelöst wurde und nicht davon, dass sie sich wirklich für ihn interessierte. Das Verlangen, ihren Blutdurst zu stillen, war genauso ein Teil von ihr wie das Atmen. Unausweichlich. Warum es nicht hinter sich bringen? Dem Klatsch nach, weil sie sich eben gern widersetzte, nicht, weil es erwartet wurde. Und deswegen saß er da in seinem teuren Anzug und den maßangefertigten Schuhen, mit diesem frechen Grinsen. Die Toten konnten es sich leisten, geduldig zu sein.
    »Löst du noch ein paar ungelöste Probleme?«, fragte sie trocken mit einem Blick auf das Bündel Papiere und lehnte sich zurück. Sie wollte die Arme über der Brust verschränken, aber stattdessen legte sie die Füße auf den Schreibtisch. Selbstbewusst. Sie hatte sich und ihr Verlangen unter Kontrolle . Art konnte sie in eine willige Bittstellerin verwandeln, wenn er sie verzauberte, aber das war Betrug, und er würde dadurch mehr verlieren als nur sein Gesicht. Er würde den Respekt aller Vampire im Haus verlieren. Er musste um ihr Blut pokern. Es wurde erwartet, dass er mit ihrer Blutlust spielte, aber sie zu verzaubern würde Piscary wütend machen. Sie war kein Mensch, den man einfach ausnutzen und dann den Papierkram »anpassen« konnte. Sie war der letzte lebende Tamwood-Vampir und das verlangte Respekt, besonders von ihm.
    »Mord«, sagte er, und seine Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht, das seit Jahrzehnten keine Sonne mehr gesehen hatte. »Wir können es vor dem Fotografen an den Tatort schaffen, wenn du mit deinem … Mittagessen fertig bist.«
    Sie ließ zu, dass ein Teil ihrer Überraschung sich auf ihrem Gesicht zeigte. Bei einem Mord gäbe es nicht so viele Informationen. Nicht mehr. Sie hatte die Quote der gelösten Fälle hoch genug gehoben, dass sie unter den Ersten am Tatort waren. Was hieß, dass sie eine Adresse bekamen, keine ganze Akte. Als sie auf den Stapel Papiere schaute, die er auf seinem Schoß gelagert hatte, zog er sie schnell zur Seite, sodass ihr Blick genau auf die Stelle fiel, von der er wollte, dass sie sie ansah. Sie war kurz irritiert. Schnell hob sie den Kopf, um seinen Blick zu erwidern, und sein Lächeln wurde breit genug, um einen Ansatz von Reißzahn zu zeigen.
    »Das?«, fragte er und stand mit einer geschmeidigen, übermenschlich schnellen Bewegung auf. »Das ist deine halbjährliche Beurteilung. Bist du bereit? Wir müssen über die Brücke in die Hollows.«
    Leicht beunruhigt stand Ivy auf. Ihre Arbeit war vorbildlich und wie aus dem Handbuch. Art wollte nicht, dass sie befördert wurde und damit über ihn hinauswuchs, aber man konnte ihr im schlimmsten Falle nur eine Verwarnung aussprechen. Und sie hatte nichts getan, was das rechtfertigen würde. Eigentlich war das Schlimmste, was passieren konnte, dass er ihr ein schlechtes Zeugnis ausstellte und sie noch sechs Monate hier festhing.
    Ihr Job im Morddezernat war ein kurzer Stopp auf dem Weg dorthin, wo sie hingehörte – das obere Management, wo ihre Mutter gearbeitet hatte

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