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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Ausrutscher mehr geleistet, seit sie gegangen war, um die Highschool an der Westküste zu beenden.
    »Hat sie die Entlastungspapiere unterzeichnet?«, fragte sie.
    »Glaubst du, ich wäre so aufgeregt, wenn sie das getan hätte?« Kisten strich das Haar der kleinen Frau glatt, als würde das etwas helfen. Gott, sie wirkte wie vierzehn, auch wenn Ivy wusste, dass sie eher an die zwanzig war.
    Ivy presste die Lippen aufeinander und seufzte. So viel zu einer Mütze Schlaf. »Hol die Plastikverpackung des Klaviers aus dem Müll«, sagte sie entschieden. Kisten stand auf und zog sein Seidenhemd zurecht. »In acht Stunden öffnet das Restaurant für die Inderlander, und ich will nicht, dass der Laden nach totem Mädchen riecht.«
    Kisten ging Richtung Treppe. »Beweg dich schneller, außer du willst, dass wir den Teppich mit dem Dampfreiniger bearbeiten müssen!«, rief Ivy und hörte, wie er den Rest der Treppe in einem Satz nahm.
    Müde schaute Ivy auf die Tasche der Frau auf der Couch. Sie war emotional zu ausgelaugt, um sich darüber im Klaren zu sein, was sie fühlen sollte. Kisten war Piscarys Nachkomme, aber Ivy war diejenige, die im Notfall die Denkarbeit leistete. Es war nicht so, als wäre Kisten dumm – überhaupt nicht –, aber er war daran gewöhnt, dass sie die Kontrolle übernahm. Erwartete es. Mochte es.
    Ivy stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und dachte darüber nach, ob Piscary das Mädchen wohl getötet hatte, um Kisten dazu zu zwingen, Verantwortung zu übernehmen. Dann glitten ihre Augen zu den dreckigen Fenstern und dem Fluss in der Morgensonne. Es klang nach dem manipulativen Bastard. Wenn Ivy Art nachgegeben hätte, hätte sie den Morgen in seiner Wohnung verbracht – was nicht nur der nächste Schritt auf dem Weg zu der Management-Position gewesen wäre, die Piscary für sie wollte, sondern auch Kisten gezwungen hätte, allein damit klarzukommen. Dass die Dinge nicht so gelaufen waren, wie er sie geplant hatte, freute Piscary wahrscheinlich; er war stolz auf ihren Widerstand, weil so ihre Kapitulation nur umso süßer sein würde, wenn sie nicht mehr kämpfen konnte.
    Verkorkst, ruiniert, hässlich, dachte sie und beobachtete, wie die Touristen-Raddampfer rauchten, weil sie ihre Kessel anheizten. Hatte es eine Zeit gegeben, in der sie nicht so gewesen war?
    Das schleifende Geräusch von Plastik ließ sie den Kopf wenden und ohne eine überflüssige Bewegung oder Augenkontakt wickelten Kisten und sie die Frau in die Folie, bevor ihr Schließmuskel sich öffnen konnte. Sie ver schränkten die Arme wie bei einer ägyptischen Mumie über der Brust und wickelten sie eng ein. Ivy schaute auf ihre Hände, nicht auf das verschwommene Gesicht hinter der Folie, und versuchte so, sich von dem zu distanzieren, was sie gerade taten, während Kisten und sie sich abwechselnd das Klebeband anreichten, das Kisten ebenfalls mitgebracht hatte.
    Erst als das Mädchen von einer Person in ein Objekt verwandelt war, atmete Kisten auf, langsam und erschöpft. Ivy würde später um sie weinen. Und dann um sich selbst. Aber nur, wenn niemand sie hören konnte.
    »Kühlraum«, sagte Ivy, und Kisten zögerte. Ivy sah zu ihm auf, ihre Hände bereits unter den Schultern der Frau. »Nur, bis wir wissen, was wir tun sollen. Danny wird in vier Stunden hier sein, um den Teig anzusetzen und die Nudeln zu machen. Wir haben keine Zeit, die Leiche verschwinden zu lassen und aufzuräumen.«
    Kistens Augen wanderten zu dem blutverschmierten Tep pich. Er hob einen Fuß und verzog das Gesicht, als er bräunliche Schmiere entdeckte, die jetzt als eine Spur ins Erdgeschoss und wieder zurück führte. »Yeah«, sagte er, sein falscher britischer Akzent verschwunden. Dann nahm er Ivy das lange Bündel ab und warf es sich über die Schulter.
    Ivy war unwillkürlich stolz auf ihn, weil er so schnell die Fassung wiedergefunden hatte. Er war erst dreiundzwanzig und hatte die Stellung als Piscarys Nachkomme mit siebzehn übernommen, als Ivys Mutter vor fünf Jahren versehentlich gestorben war und die Position damit aufgegeben hatte. Pis cary kontrollierte Cincinnati aktiv, und Kisten musste nicht viel mehr tun, als hinter dem untoten Vamp aufzuräumen und ihn bei Laune zu halten. Es fiel ihr leicht, ihre leichte Eifersucht zu unterdrücken, dass Kisten die begehrte Stellung bekommen hatte.
    Piscarys grausame Anleitung hatte sie alt werden lassen, bevor sie wirklich angefangen hatte zu leben. Sie würde nicht über das nachdenken,

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