Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
aber nicht näher heran. Irgendwo schimpfte eine Frau.
Aurelius winkte ein Taxi heran.
Ängstlich sah Amalia zurück. „Meinst du, du hast ihn abgehängt?“
Seine Stimme klang angespannt. „Er ist uns nicht gefolgt. Wahrscheinlich hat er gehofft, dich allein zu erwischen. Trotzdem will ich erst mal verschwinden.“
Das Taxi hielt mit ohrenbetäubend lauter Musik. Aurelius öffnete ihr die hintere Tür, ehe der dicke Fahrer ausgestiegen war. Er sah den Fahrer intensiv an, während er langsam auf Englisch sagte: „Bringen Sie uns zu einem Hotel. Einem möglichst guten, bitte.“
Der Fahrer nickte und stieg schnaufend wieder in den Wagen ein. Die Musik machte er nicht leiser. Offensichtlich sah er dazu keinen Anlass. Der Bass wummerte durch die Straße und mischte sich mit dem allgegenwärtigen Lärm.
Aurelius stieg zu ihr auf die Rückbank und nahm sie in den Arm. Sie merkte, dass sie trotz der Hitze zitterte. „Danke“, flüsterte sie. „Wenn du nicht gekommen wärst …“ Sie beendete den Satz nicht.
Er zog sie noch enger an sich. „Ich bin aber gekommen. Ich werde immer da sein, wenn du in Not bist. Ich fühle dich, und ich lasse dich nicht allein.“
Seine Worte trösteten sie und gaben ihr neuen Mut. Auch sie fühlte die innige Verbindung zu ihm. Sicher würde sie es spüren, wenn er ernsthaft in Gefahr geriete. „Dann hast du meine Angst wahrgenommen?“
„Ja. Es hat mir geholfen, zu mir zu kommen und mich zu befreien.“
Sie verbarg den Kopf an seiner Brust. „Aber du kannst nicht immer da sein. Kein Mensch kann das.“
Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. „Ich bin kein Mensch. Und ich verspreche dir, ich werde da sein. Vertrau mir. Ich passe auf dich auf.“
Seine Worte beruhigten sie, und das Zittern endete. Sie schmiegte sich an ihn. „Wir schaffen das“, flüsterte sie mehr zu sich als zu ihm. „Wir schaffen alles, was wir wollen.“ Langsam fühlte sie sich besser. Die Kälte des Schocks ließ nach.
Der Wagen brachte sie zu einem großen Hotel, das ein Stück außerhalb des Zentrums lag. Sie wollten eben aussteigen, als Aurelius sie zurückhielt. „Warte!“
„Was ist los?“, wollte der Fahrer wissen. „Nicht aussteigen?“
Amalia spähte aus dem Fenster. Wie Aurelius hatte sie sich geduckt. Von ihrer Position aus sah sie Darion und Gracia. Beide überquerten die Straße, ohne sich nach links oder rechts umzusehen.
„Wir nehmen ein anderes Hotel“, sagte Aurelius kühl. „Ein besseres.“
„Besseres? Ist das Beste von der ganzen Stadt!“
„Fahren Sie“, mischte Amalia sich ein. „Fahren Sie uns eben zum Zweitbesten.“
Der Fahrer murmelte etwas auf Arabisch vor sich hin, das wie ein Fluch klang, dann ließ er endlich den Motor wieder an und fuhr los. Darion und Gracia blieben hinter ihnen zurück. Aurelius atmete hörbar auf. „Ich hätte ihn gar nicht erst zu einem Hotel schicken sollen, aber ich brauche dringend eine Dusche. Und du ein warmes Essen.“
Allein das Wort Essen ließ Amalias Magen knurren. „Wir finden schon was“, murmelte sie. „Hauptsache, ich lande nicht auf Gracias Speiseplan.“ Gracia hatte sie oft genug Täubchen genannt und deutlich gemacht, dass sie sich selbst als Falken sah. Sie wollte Amalias Blut.
Aurelius brachte ein halbherziges Lächeln zustande. „Nein. Das wirst du nicht. Ich passe auf dich auf.“
Die Dämmerung senkte sich über die Stadt und bot Nachtwesen die Chance, mit den Schatten zu verschmelzen. Obwohl das Hotel hell erleuchtet wurde, gab es genug Dunkelheit, in der sich Mai wie in einem Mantel bewegen konnte. In ihrem schicken, schwarzen Abendkleid fiel sie nicht weiter auf, als sie durch das Hauptportal in die eindrucksvolle Vorhalle des Fünfsternehotels trat. Sie lächelte einem Livrierten freundlich zu und bewegte sich so sicher, als wüsste sie genau, wohin sie wollte. Durch die stolze Körperhaltung und die elegante Kleidung nahm ihr jeder ab, ein Gast zu sein. Unbehelligt erreichte sie den Innenhof des Komplexes.
Mai atmete tief die schwüle Luft ein und suchte nach Geruchsspuren. Sie musste nicht lange Suchen. Gracias Duft lag eindeutig in der Luft. Mai war im richtigen Hotel. Gracia und Darion mussten ganz in der Nähe sein.
Leise und unauffällig huschte sie durch den Innenhof und folgte dem Geruch. Er führte zu einem unscheinbaren Nebenhaus am Rand des Hotelgeländes, dicht am Zaun. Es musste sich um ein Abstellgebäude für Gartengeräte und Werkzeuge handeln oder einen Lagerplatz für
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