Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Schlachten, schnell und kaum zu verwunden.
Der Gedanke, die eigene Mutter anzugreifen, erschreckte ihn dagegen kaum. Lai’raa war ihm nie Mutter gewesen, immer nur Herrin. Direkt nach seiner Geburt hatte sie ihn anderen anvertraut, die für sein Wohl zu sorgen hatten. Sie selbst hatte nur wenig Zeit mit ihm verbracht und von Anfang an deutlich gemacht, dass er ihr untergeben war, so wie alle ihre Untertanen.
Der Gang vor ihnen leuchtete rötlich. Wieder spürte Au’ree die Gegenwart des dämonischen Fremden. Dieses Mal konnte er sie eindeutig Aza’el zuordnen, dem Geschöpf, das hinter der unsichtbaren Mauer zwischen den Stelen auf seine Befreiung wartete.
Jara blieb stehen und hielt sein Handgelenk. „Glaub an dich“, flüsterte sie.
Er sah in ihre zuversichtlichen Augen, in denen genug Mut für sie beide lag, nickte und ging dann weiter, unaufhaltsam, bis er in der Mitte des fackelerhellten Raumes stand, in dem Lai’raa Aza’el befreien wollte. Die beiden Stelen ragten drohend neben ihm auf. Ohne das wabernde Leuchten konnte Au’ree ihren Abschluss kurz unter der Decke sehen. Die spitzen Enden ragten frei hinauf, es gab keinen Querbalken, trotzdem blieb der Eindruck eines Tors.
Der Raum strahlte in düsterem, aber prächtigem Schmuck. Geflügelte Statuen, die vor wenigen Stunden noch nicht da gewesen waren, umgaben den vertieften Platz in der Mitte. Sie ergänzten die Relief-Verzierungen der Säulen. Ihre Gesichter zeigten die Antlitze von Raubkatzen, Krokodilen und anderen Bestien. Blütenblätter bedeckten den Boden, ein schmaler Altar ragte an der hinteren Seite des Saales im erhöhten Bereich auf.
Lai’raa stand allein vor dem Altar, den Kopf gesenkt. Sie drehte sich nicht zu Au’ree und Jara um. „Du kommst spät. Wenigstens hast du das Gefäß mitgebracht. Bring es zu mir.“
Au’ree hob die Waffe. „Nein.“ Er sagte nur dieses eine Wort, doch es war ein Wort, das Lai’raa nicht kannte.
Langsam drehte Lai’raa sich zu ihm um. „Nein?“, wiederholte sie kalt. Ihr Blick fiel auf Au’ree und Jara, blieb an der Kette hängen, die um Au’rees Hals lag. Sie lachte spöttisch. „Die kleine Priesterhexe hat dich also aus meinem Bann befreit.“ Langsam, fast nachlässig, griff Lai’raa auf den Altar und nahm ihre Waffe an sich; ein Sichelschwert, ähnlich dem, das Au’ree an der Seite trug. „Es ist gleich, wo wir das Blut vergießen. Hauptsache, es fließt im Namen Aza’els.“
Lai’raa sprang vor, überwand die Distanz und griff an. Au’ree riss das Schwert hoch, seine Arme fühlten sich hölzern an. Er kam sich kläglich langsam vor, dennoch blockte er den ersten Schlag. Lai’raa gönnte ihm keine Pause. Sie hatte ihre Schlachten gewonnen, weil sie kompromisslos war, und genau wie gegen ihre Feinde ging sie nun auch gegen ihn vor. Schläge prasselten von allen Seiten auf ihn ein, trieben ihn zurück, quer durch den Raum.
Au’ree vergaß Aza’el und alles, was um ihn herum geschah. Nur seine Gegnerin war wichtig. Mit jedem geblockten Schlag und jedem Ausweichen wuchs sein Selbstvertrauen. Auch er war schnell, fast so schnell wie sie. Endlich fand er in sich den Mut, anzugreifen, das, was er gelernt hatte, auch zu benutzen. Er schrie zornig auf und schlug nun seinerseits auf Lai’raa ein.
Lai’raa lachte, ein fröhliches Funkeln lag in ihren Augen. Der Kampf, vor dem Au’ree am liebsten davongelaufen wäre, schien Lai’raa Spaß zu machen. Sie trat nach ihm, zwang ihn weiter zum Ausweichen und hatte ihre Sichel mit einer schnellen Bewegung in seiner verhakt. Lai’raa schleuderte ihn herum, schneller als jeder Gedanke. Au’ree stürzte, überschlug sich, ließ aber die Waffe nicht los. Lai’raa folgte ihm, kam auf seiner Brust zum Sitzen und presste seine Arme an den Schultern mit den Knien auf den Boden. Ihr hypnotischer Blick lähmte ihn. Weit hinter sich hörte er Jara aufschreien.
Lai’raa zog mit der freien Hand eine winzige Flasche unter ihrem Gewand hervor, in der eine dunkelgrüne Flüssigkeit aufleuchtete. Sie zog an dem Pfropfen. Ihr Gesicht wirkte Unheil verkündend.
Auch ohne Erklärung wusste Au’ree, dass sie ihm ein Gift auf die Lippen tröpfeln wollte, das ihn umbrachte. Er spürte ihre geistigen Impulse, die an seinem Verstand zerrten. Das Amulett auf seiner Brust schützte ihn davor, wieder in ihren Bann zu geraten. Schnell sah er durch den Raum und erkannte Jara, die auf dem Boden niederkniete und betete.
Du musst glauben und vertrauen , meinte
Weitere Kostenlose Bücher