Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
sich in das Loch fallen und landete leise auf den Füßen. Amalia sah zweifelnd zu ihm hinab, dann nahm sie ihren Mut zusammen und sprang. Aurelius fing sie sicher auf und setzte sie behutsam ab. Er legte einen Finger an die Lippen. Sie nickte verstehend. Einen Moment schaltete er die Taschenlampe auf niedrigster Dimmung ein, dann erlosch das Licht, und sie fühlte seine Hand. Für sie war der vor ihnen liegende Gang stockfinster. Nur von oben kam ein Rest Sternenlicht, der sich bald verlieren würde. Sie musste auf Aurelius' bessere Wahrnehmung vertrauen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und hoffte, nicht gegen eine Felswand zu laufen.
Aurelius konnte sich trotz der Finsternis gut orientieren und lenkte sie sicher durch die Schwärze. Sie liefen eine Weile schweigend. Amalia versuchte abzuschätzen, wie viel Weg sie zurückgelegt hatten, aber es gelang ihr nicht. Die Abwesenheit allen Lichts schien auch ihr Zeitgefühl zu beeinträchtigen. Je länger sie nebeneinander hergingen, desto aufgeregter fühlte sie sich. Sie hatte geglaubt, sich irgendwann beruhigen zu müssen. Ein Mensch konnte nicht stundenlang aufgewühlt sein. Das Gegenteil war der Fall. Wie es aussah, hatte sie den Höhepunkt ihrer Angst noch nicht erreicht.
„Warte“, zischte Aurelius und blieb abrupt stehen.
Amalia reagierte zu langsam. Sie wollte anhalten, aber so schnell wie ihm gelang es ihr nicht. Sie spürte einen Widerstand, stieß gegen ein Hindernis, das sich wie ein auf Knöchelhöhe gespanntes Drahtseil anfühlte.
„Renn!“, rief Aurelius und wollte sie mit sich ziehen. Aber ihr Fuß hakte noch in dem Seil. Sie stolperte zurück, als seine Hand ihren Arm verfehlte. Panik breitete sich in ihr aus. Sie hatte irgendetwas Unheilvolles ausgelöst. Irgendwo klickte es hell. Das infernalisches Krachen einer Explosion brandete auf, und ließ Amalia aufschreien. Eine Druckwelle erschütterte das Gestein, wirbelte sie davon und warf sie auf den Boden. Sie stöhnte auf und fühlte in ihren Körper hinein. Zum Glück hatte sie sich nicht ernsthaft verletzt.
„Zurück!“, hörte sie Aurelius rufen, dann nahm der Krach derart zu, dass ihre Ohren taub wurden. Der Gang stürzte ein. Amalia kroch auf Füßen und Händen vom Lärm fort, ihr Po schrammte über den Boden. Sie wagte nicht, aufzustehen, robbte einfach weiter von der Stelle des Lärms fort, während Steine von der Decke des Gangs hinunterregneten. Schon nach wenigen Metern warf sie sich herum. Kleinere Brocken trafen ihre Beine, den Rucksack auf ihrem Rücken und die Schultern. Die Wunde an ihrem Hals zog heftig. Mit angehaltenem Atem und flauem Gefühl im Magen wartete Amalia auf einen großen Brocken, der ihren Kopf zerschmettern würde. Doch der blieb aus. Der Steinregen verebbte. Die darauffolgende Stille wirkte noch unheimlicher als der Lärm.
„Amalia“, hörte sie eine leise Stimme. War die Stimme wirklich leise? Ihre Ohren klingelten. Vielleicht war ihr Gehör beeinträchtigt. Sie bewegte sich vorsichtig. Wie durch ein Wunder hatte sie kein größerer Stein getroffen. Langsam beruhigte sie sich.
„Alles okay“, gab sie zurück und kam auf die Knie. Ob Rene und ihre Leute schon auf dem Weg waren, um zu sehen, wer in ihre Falle gelaufen war? Amalia zog zitternd den Rucksack vom Rücken, holte ihre Taschenlampe heraus und betrachtete den Steinschlag vor sich. Der Gang war vom Boden bis zur Decke versperrt. Sie schluckte. „Ich komme nicht zu dir durch.“
„Ich weiß.“ Aurelius klang angespannt. „Bist du verletzt?“
„Nein. Nur ein paar blaue Flecken. Ich muss einen Schutzengel gehabt haben.“ Der unbedacht ausgesprochene Satz ließ sie an ihren Vater denken. Sie schluckte und fasste nach der Kette um ihren Hals. Das Kreuz fühlte sich warm und beruhigend an. „Was machen wir?“
„Ich gehe weiter. Vielleicht ist es so das Beste. Ich muss diese Angelegenheit allein klären.“
Diese Angelegenheit. Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte Amalia laut gelacht. Laira aufzuhalten war weit mehr als nur eine „Angelegenheit“. Aber Aurelius gab sich um so spröder, je größer die Gefahr wurde. Das kannte sie bereits. Sie biss die Zähne zusammen. „Ich habe den Plan im Kopf und meine Lampe. Ich werde sehen, ob ich einen anderen Weg finde.“
Er zögerte. „Der Sprengsatz war eine Falle. Wir hatten mehr Glück als Verstand, dass wir nicht verletzt sind. Es ist besser, wir verschwinden beide von hier, ehe Renes Bettvorleger auftauchen.
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