Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
denen sie nichts entgegenzusetzen hatte, begrub er sie bei lebendigem Leib. Es reichte ihm nicht, sich als Düne auf ihr zu türmen. Wie lebende Wesen krochen die Sandkörner in Nase und Mund hinein, bis ihre Lunge nicht mehr arbeitete. Sie erstickte qualvoll.
Im Tod rief sie ihre Götter, doch der Norden lag zu weit entfernt für Hilfe. Die einzige Antwort, die sie bekam, war das tröstende Streicheln einer mütterlichen Hand. Vielleicht die Hand einer alten Riesin. Ein zarter Hauch Nordwind glitt über sie, als sie im Sterben lag. Die Götter zürnten ihr nicht, weil sie versagt hatte. Sie ließen sie gehen, in das andere Reich jenseits des Lebens. Es endete alles. Ein letztes Mal atmete Re, das Göttermädchen, Sand, dann kam der Tod. Zumindest glaubte sie das. Doch sie erwachte, als der Orkan vorüber war.
Rene hielt in ihrer Erinnerung inne. Der Zauber ließ von ihr ab. Die geistige Barriere löste sich. Vor ihr im Labyrinthgang tauchte ein Durchgang auf, ein hoher Durchbruch aus Stein, in dem vielleicht einmal eine Tür aus Holz gesessen hatte, von der nun nicht einmal mehr Staub übrig war. Dort lag Laira. Sie fühlte es so deutlich wie das Schlagen ihres Herzens.
Erregung pulsierte in Rene. Mit immer schnelleren Schritten legte sie das letzte Wegstück zurück, kam in einen großen Raum mit fast drei Meter hoher Decke und leuchtete ihn mit der Fackel in ihrer Hand aus. Der Raum war leer bis auf den steinernen Sarg in der Mitte. Rene fühlte Enttäuschung. Es gab keine Schätze, kein Gold. Nur diesen schlichten Steinsarg, der einfachste Ornamente trug. Nicht einmal Figuren waren auf dem Deckel oder den Seiten des Sarkophags abgebildet. Rene hatte mehr Pomp erwartet, allerdings ließ sie selbst damals Teile der frühen ägyptischen Schätze verkaufen. Vieles hatte Jara vermutlich vorher fortgeschafft, ehe Rene als Vampirin einfiel und den Palast unterwarf. Trotz der Folter bekam Rene damals nichts aus der Priesterin heraus. Weder wo Laira lag, noch wo sich weitere Schätze befanden. Damals hatte sie geglaubt, Laira habe diese Welt samt ihrer Schätze verlassen.
Sie drängte die Gedanken an die Vergangenheit beiseite. Egal ob Lairas letzte Ruhestätte nun prunkvoll war oder nicht – Hauptsache, Laira lag in diesem Sarg. Voller Gier und Vorfreude ging sie auf die Raummitte zu. Schauer ließen ihr gleichzeitig heiß und kalt werden. Schade, dass Mai nicht miterleben konnte, wie sie den Sarg öffnete.
Renes Hand berührte die steinerne Platte, die den Deckel bildete. Sie fuhr zurück. Der Kalkstein fühlte sich warm an. Winzige Härchen stellten sich auf ihrem Unterarm auf. Gier, Furcht und Abenteuerlust mischten sich in ihr, sie wurden zu einer einzigen gespannten Erwartung. Rene fasste den Steindeckel mit beiden Händen, hob ihn ein Stück an und verrutschte ihn leicht. Mit einer wuchtigen Bewegung des ganzen Körpers schob sie die Platte zur Seite. Der Deckel krachte auf den Boden. Das Geräusch tönte unnatürlich laut in der Stille. Renes Ohren schmerzten. Als das Poltern und Knirschen endlich endete, meinte sie, sie wäre taub.
Mit vorgehaltener Fackel beugte sie sich über den Sarg. Eine zweite Enttäuschung ließ sie unwillig knurren. Bis auf den Schmuck um den Hals war der Anblick wenig aufregend. Die einbalsamierte Mumie wirkte unspektakulär. Ein Skelett überzogen mit pergamentfarbener Haut, umgeben von letzten zerfallenden Stoffbahnen. Rene kamen Zweifel. Ihre Finger krallten sich um den Sargrand. Ob sich in diesen Überresten überhaupt noch Blut befand? Hoffentlich lag vor ihr überhaupt Laira und nicht irgendein Sklave, der Lairas Platz eingenommen hatte. Sie würde es herausfinden. Ihre Hand streckte sich Zentimeter für Zentimeter nach dem Hals der Mumie aus. Fast hatte sie das Gold und Lapislazuli erreicht.
Als sie das Geräusch leiser Schritte hörte, hielt sie inne. Die schmalen Absätze von hochhackigen Schuhen schlugen sacht auf dem Boden auf. Kampfbereit fuhr sie herum, die Finger der freien Hand zur Faust geschlossen. Wer sich da näherte, war entweder dumm, dreist oder beides. Rene lächelte überheblich. Niemand würde ihr fortnehmen, was sie gefunden hatte. Zwanzig Wölfe schützten ihren Rücken und machten das Tragen einer Waffe überflüssig.
Ein rötlicher Schatten tauchte im Durchgang des Grabraumes auf. Gracia trat in ihrem Lieblingskleid durch die Öffnung. Renes Augen weiteten sich, als sie sah, wer Gracia begleitete: Marut und sieben ihrer eigenen Wölfe. Sie
Weitere Kostenlose Bücher