Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Nacht leuchtete, und weckte Erinnerungen in ihr.
Denk nach , ermahnte sie sich selbst. Denk nach. Au’ree wurde im Kampf verletzt, er erstarrte, aber danach blieb Jara noch eine Zeit lang im Labyrinth zurück. Die Priesterin hat mehrere Tage in den unterirdischen Gängen verbracht, ehe Re oder N’ree, das Mädchen aus dem Norden, im Palast angekommen ist und sie versklavt hat.
Irgendetwas Wichtiges hatte sie übersehen. Etwas, das ihr auch in dieser Situation helfen konnte. Und dieses Ding rief nach ihr wie ein Kind, das die Mutter suchte.
Amalias Hand strich über den glatten Stein der Mauer. Sie fand eine Vertiefung, in die ihre Finger fuhren. Fest drückte sie zu. Der Steinquader vor ihr hob sich wie von Geisterhand und begann sich zu drehen. Ein schmaler Durchgang entstand. Amalias Herz pochte bis zur Kehle. Ja, das musste es sein. Sie war Lai’raas Versteck sehr nah.
Noch benebelt von der Erinnerung und dem Rausch, der über ihr lag, ging sie in den entstandenen Eingang, hinein in eine enge Kammer. Hinter ihr glitt der Quader wieder in seine Ausgangsposition. Sie erstarrte. Erst in diesem Moment begriff Amalia, dass sie gefangen war. Die Angst brachte sie zur Vernunft und ließ sie aus ihrem Rausch erwachen. Handelte es sich um eine weitere Falle ihrer Gegner? So wie die Explosion und der Gangeinsturz? Die engen Mauern schienen näher zu rücken. Amalia atmete mehrere Züge tief durch, ehe sie sich beruhigte. Sicher gab es irgendwo im Inneren einen ähnlichen Mechanismus wie draußen.
Neugierig hob Amalia die Taschenlampe an. Das Lichtbündel beleuchtete eine schmale Kammer. Der Raum war klein, viel zu klein, um einen Sarkophag zu bergen. In diesem engen Raum lag Laira sicher nicht. Direkt vor ihr erhob sich ein schmaler Steintisch. Ein Altar. Darauf ruhte ein länglicher gebogener Gegenstand in einer bräunlichen Hülle. Das Pochen ihres Herzens breitete sich weiter aus, durchdrang den Kopf und dröhnte in den Ohren. Ihr ganzer Körper war wie elektrisiert. Ihre Angst, eingeschlossen zu verdursten, rückte in den Hintergrund. Da lag der Gegenstand, der sie gerufen hatte. Jaras letztes Geschenk an sie und Aurelius.
Amalia streckte die Hand aus und berührte die braune Schicht. Das Material zerbröselte unter ihren Fingern. Sie wusste, was sie gefunden hatte. Das Sichelschwert Au’rees. Jara hatte das Schwert nach dem Kampf an diesem Ort verborgen, für den Fall, dass Aurelius eines Tages zurückkehren würde.
Erschrocken zog sie die Hand zurück, als eine weitere Erinnerung aus dem Nebel auftauchte. Die Klinge trug ein tödliches Gift. Ob dieses Gift noch immer wirkte? Sie wollte es nicht am eigenen Leib erfahren. Ehrfürchtig betrachtete sie die alte Waffe. Es war kein Schwert, wie sie es kannte. Die sichelförmige Rundung mitten in der Klinge kam ihr unpraktisch vor. Das Material schien kein Stahl zu sein, aber auch keine Bronze. Es wirkte stumpf. Mängel oder Flecken konnte sie auf den ersten Blick nicht ausmachen. Wie ein magisches Relikt hatte dieser Gegenstand die Zeiten überdauert. Der Griff wirkte wie glasiert. Sie wollte danach fassen, als sie Stimmen hörte, die sich ihr näherten.
„Schafft den Sarkophag fort.“
„Wo soll ich die da hinschaffen?“
„Zieh sie da rüber.“
Amalia fuhr zusammen, ihr stockte der Atem. Sie drehte sich langsam in die Richtung, aus der die vertraute Stimme kam. Gracia redete mit einem Mann. Die Worte kamen von der anderen Seite der Kammer. Dort entdeckte Amalia eine Reihe von Verzierungen und Löchern im Stein. Sichtschlitze, die ihr verrieten, was nebenan geschah. Aber auch sie konnte gehört oder gerochen werden. Der Wunsch zu fliehen wurde übermächtig. Wenn Gracia sie entdeckte, war sie tot.
Ruhig bleiben , mahnte sie sich. Selbst wenn sie den Mechanismus zum Öffnen der Wand von innen sofort fand, würde sie mit den Geräuschen erst recht auf sich aufmerksam machen. Amalia schluckte und schaltete die Taschenlampe ab. Draußen hörte sie erneut Gracia sprechen. Sie beugte sich vor, um zumindest im schmalen Ausschnitt zu sehen, was geschah.
„Irgendwie enttäuschend. Es hat nur halb so viel Spaß gemacht, wie ich dachte.“ Gracia drehte sich von Rene weg, die regungslos auf dem Boden lag.
Amalia wusste nicht, ob die blonde Vampirfürstin bereits tot war oder in einer Art Starre verharrte. Mit gepresstem Atem bemühte sie sich, keinen Laut von sich zu geben. Durch die schmalen Sehschlitze sah sie, wie sich Wölfe in Menschengestalt an einem
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