Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
sie.“
„Das dürfen wir nicht.“ Jaras Stimme war ein sprachgewordenes Mahnmal.
„Warum nicht? Geht es dir um Hathor?“
„Auch, aber nicht nur. Hathor würde dir nicht vergeben, wenn du deine Mutter tötest, und ich darf es als Priesterin nicht, weil menschliches Leben zu nehmen mir nicht zusteht. Doch das ist nicht der wichtigste Punkt. Wenn Lai’raa stirbt, wird sie zum Dämon werden. Ich kann ihre mentale Präsenz noch immer spüren, als wäre sie am Leben. Dein Schlag hat gut getroffen und ihr Herz entzweit. Ihr Geist dagegen ist wach, und er wird sich vom Körper lösen, um sich eines Menschen zu bemächtigen. Vermutlich wird sie mich als Gefäß wählen, weil ich ihr räumlich am nächsten bin. Glaub mir, ich würde ihr gern ein Ende bereiten, aber diese Gefahr ist es nicht wert.“
Au’ree schwieg. Wie lange hatte er die Augen davor verschlossen, dass es wahre Magie gab? Er hatte es für Unsinn gehalten. Nun musste er erkennen, wie wahr und klug Jara immer gesprochen hatte. Er lachte trotz der Schmerzen leise auf. „Wenn ich daran denke, dass ich dich aus Selbstsucht zwang, Priesterin zu werden, damit du mir im Tempel als Lustspielzeug dienst … Du bist die fähigste Priesterin, die ich je traf. Keine andere steht so zu Hathor wie du.“
„Danke.“ Jara schloss den Flakon und befestigte ihn wieder an ihrem Gürtel. Ihr Gesicht wirkte alt und eingefallen, die Haut unnatürlich weiß. Er sah die Trauer in ihren Zügen.
„Wie schlimm steht es um mich?“ Es bekümmerte ihn kaum. An diesem Morgen hatte er seinen Tod akzeptiert. Wenn die andere Welt der Schatten ihn empfangen wollte, dann würde er mit erhobenem Haupt in sie einziehen.
Jara senkte den Kopf. „Schlimm“, flüsterte sie. „Mein Mittel wird es verzögern, aber …“
„Sprich es aus.“
„Das Gift wird dich lähmen. Es wird deinen Herzschlag und deine Atmung verlangsamen und dich in eine Starre versetzen.“
Genauso lag Lai’raa keine fünf Schritte von ihm entfernt. Auch er würde erstarren wie sie, es würde nur länger dauern. „Gibt es einen Weg, die Starre aufzuhalten?“ Obwohl er die Antwort kannte, ließ er sich zu der Frage hinreißen. Die Antwort las er in ihren Augen. „Also nicht. Hathor kommt mich holen.“
„Nein, die Göttin wird nicht kommen. Du wirst dich selbst heilen können. Durch das Gift heilst du so langsam wie du atmest. Alles verzögert sich. Es kann Jahrhunderte dauern, bis du erwachst, und du wirst Blut brauchen.“
„Dann wirst du lange tot sein.“
Ein trauriges Lächeln umspielte Jaras Lippen. „Ich sagte dir bereits, ich bin nicht die, für die du bestimmt bist. Sie wird dir weit fort von diesem Schauplatz begegnen, wenn alles, an das du dich erinnerst, graue Asche ist.“
Der Schmerz in seiner Wunde nahm zu. Er fühlte sich schwächer. „Ist es dann nicht besser, so zu warten, wie ich bin? Willst du noch immer das Ritual durchführen, das mich menschlicher macht?“
„Was möchtest du?“
Er überlegte nicht lang. Als Kind einer Halbdämonin war er nie wirklich Mensch gewesen. War nicht das sein sehnsüchtigster Wunsch? Er wollte menschlicher werden, auch wenn das mehr Leid bedeutete. „Wird es mich wahnsinnig machen, wenn ich um die tausend Dinge trauern muss, die ich verlor, und an alles Leid denke, das ich anrichtete?“
„Du bist stark. Du wirst deinen Weg finden.“
Au’ree atmete tief ein und blickte zu Lai’raa hin. Sie ruhte friedlich auf dem Steinboden, unschuldig und schön. Wie eine erhabene Göttin, die niemals Böses tat. Er wollte nicht mehr sein wie sie. „Dann tu es. Mach mich zu einem Wesen, das einzigartig ist.“
Sie nahm seine Hand. „Du wirst mir ein Teilstück deiner Seele geben müssen. Das dunkle Herz Aza’els, das auch in dir schlägt.“
„Ich werde es nicht vermissen.“
„Dann tue ich es.“
Seine Lungen arbeiteten langsamer. Allmählich verblasste die Welt um ihn. „Ich werde das dunkle Herz durch die Zeiten schicken“, flüsterte er. „Zu der Frau, die ich liebe. Sie wird es finden und bewahren.“
„Das wird sie.“ Jaras Stimme klang aus weiter Ferne. „Du wirst auferstehen und ein zweites Leben führen.“
Er fasste ihre Hand fester. „Es tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen kann. Das Götterkind aus dem Norden ist gefallen und doch spüre ich Bedrohung.“
Jara hob den Kopf, als würde sie einem Laut lauschen. „Auch ich fühle die Gefahr, die sich von Norden nähert. Ich werde ihr begegnen und dafür sorgen,
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