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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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sagte die Verkäuferin. »Euer Daddy war die Ausgeburt des Bösen. Die Todesspritze ist noch zu gut für ihn. Nach allem, was er getan hat, ist hängen zu gut für ihn.« Sie sagte es nicht mal besonders gemein, als ob Daddys »Boshaftigkeit« längst eine ausgemachte Sache wäre, sodass es sich nicht einmal mehr lohnte, sich darüber aufzuregen.
    Kit brachte die Kleider zur Verkäuferin. Ihr freundliches Lächeln war giftrot. »Vergessen Sie hängen«, sagte sie zu der Verkäuferin, als diese die Kleider in die Kasse eingab. »Ich finde, sie sollten Daddy die gesamte Haut mit einem Schälmesser abziehen, sie braten und ihn dann essen lassen . Wie … na ja, wie diese Speckschwarten.« Kit nahm sich eine Handvoll aus der Tüte auf der Theke. »Stellen Sie sich das bloß mal vor! Ein Pfund Guthrie-Cordelle-Fleisch, knusprig und lecker. Mmmmh!«
    Die Verkäuferin wurde ganz bleich, als sie Kits gebleckte Zähne sah. So bleich, dass sie fast unsichtbar war. »D-Das macht dann achtundsiebzig dreiundsiebzig.«
    Kit wischte die Tüte mit den Speckschwarten von der Theke und knallte der Verkäuferin vier Zwanziger vors Gesicht, sodass sie zurückzuckte. »Behalten Sie den Rest«, zwitscherte sie.
    Als sie wieder draußen waren und die Straße entlangstürmten, schmolz Kits Lächeln in der glühenden Hitze. »Hängen ist noch zu gut für ihn?«, schrie sie und warf die Tüte mit den Kleidern nach Fancy. »Was weiß die denn übers Hängen?«
    »Zum Fahrradständer geht’s da lang«, sagte Fancy und musste rennen, um mit den längeren Beinen ihrer Schwester Schritt halten zu können.
    »Weißt du, was wir tun sollten? Wir sollten sie erhängen und dann fragen, ob es gut war. Ihre verschissene Expertenmeinung einholen.«
    »Sag nicht ›verschissen‹. Und du kannst niemanden umbringen, weil er gemein war. Wenn wir das täten, müssten wir jeden in Portero umbringen.«
    »Keine schlechte Idee, oder?«
    Kit machte einen Umweg durch eine dunkle Gasse und dann durch noch eine. Fancy merkte, dass sie hinter der Boutique waren. Ein paar Backsteine aus der Claudine Street waren nach hier hinten geschleudert worden – was auch immer aus dem Boden explodiert war, musste das mit sehr viel Kraft gemacht haben. Aus einer lecken Pumpe, die aus einem der Gebäude herausragte, tropfte Wasser. Es hatten sich mehrere winzige Pfützen gebildet, die Fancys pinkfarbene Bobby-Söckchen durchnässten und ganze Wolken durstiger Moskitos anzogen.
    Fancy sah sich unsicher um. »Warum sind wir wieder hier?«
    »Wir warten auf die Verkäuferin«, erklärte Kit. Ihre langen, spinnenartigen Hände suchten sich sorgfältig durch die Claudine-Street-Backsteine und testeten das Gewicht eines jeden.
    »Warum sollte sie den Laden verlassen?«
    Kit lehnte sich an das Gebäude gegenüber dem Nebeneingang der Boutique. Sie zog sich ihre Kapuze so tief über die Augen, dass nur noch ihr Mund zu erkennen war. Er hatte dasselbe Rot wie der Ziegelstein in ihrer Faust.
    »Sie hat wie ein Aschenbecher gerochen«, sagte Kit. »Also wird sie eine Zigarettenpause machen. Und sie wird hier rauskommen. Sich vor die Eingangstür zu stellen und deinen Kunden Rauch ins Gesicht zu blasen ist nicht wirklich das, was man unter gutem Kundenservice versteht.«
    »Wir müssen ihr nicht wehtun. Wir könnten auch einfach nur …«
    Sie hatte Kits volle Aufmerksamkeit, aber Fancy hatte keine Ahnung, wie normale Leute reagierten, wenn sie von jemandem beleidigt wurden.
    Fancy schwang die Einkaufstüte ein paar Mal herum und stellte sich dann zu ihrer Schwester an die Wand. »Wir können sie nicht wirklich erhängen, Kit.«
    Kit starrte ungerührt auf die nackte Metalltür des Geschäfts. »Hol uns doch mal ein Eis.«
    »Willst du mich loswerden?«
    »Ich will einfach nur ein verdammtes Eis. Hier.« Kit kramte ein paar Scheine aus der Tasche ihrer Leggins. »Und jetzt geh.«
    Fancy knüllte das Geld in ihrer Faust zusammen und stellte die Tüte auf die trockenste Stelle des Bodens, die sie finden konnte. »Versprich mir, dass du sie nicht …«
    »Ich bring sie nicht um«, brüllte Kit entnervt. »Und würdest du jetzt endlich gehen? Himmel! Du führst dich auf, als hätte ich mich nicht im Griff.«
    Hast du auch nicht, hätte Fancy sagen können, aber Kit war die ältere, und Fancy hatte für Franken schon ihren gesamten Verhandlungsspielraum ausgereizt. Das Beste, was Fancy tun konnte, war schnell zurückzukommen, bevor etwas wirklich Schlimmes geschehen konnte.
    Als sie mit dem Eis

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