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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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im Super Seven «, sagte sie. »Ich bringe uns ein paar leere Flaschen für die Feier mit. Pinkfarbene, wenn es die gibt.«
    »Du kommst nicht mit?«
    »Du kannst dich nicht dein ganzes Leben lang hinter mir verstecken, Fancy. Geh jetzt. Und sei brav!«
    Nachdem Madda gefahren war, nahm Kit Fancys Hand und führte sie die Eingangstreppe zu der alten Dame hinauf. Fancy erinnerte sich nicht mehr, wie Madda sie genannt hatte. Sie roch unangenehm fruchtig, wie der Strandflieder in Maddas Garten, irgendwo auf dem schmalen Grat zwischen überreif und faul.
    »Hi, Miz Annice«, sagte Kit. Kit konnte sich immer Leute merken.
    »Und der Haifisch, der hat Zähne, mein Kind«, krächzte Miz Annice, aber sie lächelte. Sie trug ein hawaiianisches Mu’umu’u, Pantoffeln und eine dicke schwarze Sonnenbrille, als würde sie sich heimlich wünschen, cool zu sein. »Seid ihr hier, um der alten Annice was zu helfen?«
    »Ja, Ma’am«, sagte Kit. »Sagen Sie uns nur, was sie brauchen, denn wir leben, um zu dienen.«
    »Mein Kühlschrank müsste mal so richtig sauber gemacht werden.«
    »Würden Sie uns erlauben, ihn zu reinigen, und uns damit zu den glücklichsten Kindern seit Menschengedenken zu machen?«
    Miz Annice schob ihre Hand vor, und als sie Kits Hüfte erwischte, gab sie ihr einen festen Klaps. »Na, du bist mir ein Spaßvogel. Aber es ist süß von dir, dass du einer alten Frau wie mir hilfst.«
    »Weiß ich«, stimmte Kit so begeistert zu, dass Miz Annice lachte.
    Als sie ins Haus geflohen waren, sagte Kit: »Sie ist okay, was?«
    »Sie hat nicht mal mit mir gesprochen.«
    »Sie ist blind, dummes Ding. Sie hat wahrscheinlich nicht mal gewusst, dass du da warst.«
    Die Schwestern gingen in die Küche und hofften, sie würden dort allein sein, aber ein Junge und ein Mädchen spülten gerade Geschirr. Jedenfalls sollten sie wohl Geschirr spülen. Aber sie bespritzten sich vielmehr mit Schaum und kicherten und küssten sich.
    Fancy ignorierte sie und öffnete den Kühlschrank. Er war widerlich, die Böden waren schmierig und voll mit verdorbenen Lebensmitteln. Die Schwestern warfen alles in den Müll und schrubbten dann den Kühlschrank von oben bis unten. Als sie fertig waren, war der Kühlschrank blitzsauber, aber leer.
    »Vielleicht isst sie nicht«, sagte Fancy. »Vielleicht kann sie jetzt, wo sie blind ist, von ihrem Geruchssinn leben.«
    Kit schenkte ihr jedoch keine Aufmerksamkeit. Sie sah stirnrunzelnd auf die Tellerwäscher.
    »Hey, ihr Turteltäubchen!«, rief Kit. »Glaubt ihr eigentlich, Miz Annice steht drauf, dass ihr euer schwitziges Gegrapsche über ihrem guten Porzellan austauscht? Schwitzt verdammt noch mal woanders rum.«
    Die Tellerwäscher sahen aus, als wollten sie etwas erwidern, aber als Kits Augen zu schmalen Schlitzen wurden, entschieden sie sich, auf sie zu hören.
    Als sie fort waren, wandte sich Kit schmollend Fancy zu. »Warum finde ich eigentlich keinen Jungen, mit dem ich rummachen kann, während ich den Abwasch erledige? Wie können die es wagen, mir ihr Glück so vorzuführen?«
    » Ich finde jemanden für dich.«
    Das munterte Kit auf. »Echt jetzt?«
    »Ich brauch nur eben meinen Jungsradar.« Fancy zog ihr imaginäres Jungsradargerät hervor und scannte damit die Küche. »Ich messe Aktivitäten im Mülleimer.«
    »Scheiße, im Mülleimer.«
    »Warte. Ich empfange etwas.«
    Kit quietschte. »Wen?«
    »Groß, dunkelhaarig, gut aussehend. Mag gutes Essen, Spaziergänge am Strand und …« – Fancy überprüfte noch einmal den Jungsradar – »… Ausweiden.«
    »Ich auch!«
    Fancy packte den Jungsradar weg. »Du warst noch nie am Strand.«
    »Ich hab auch noch nie irgendwas ausgeweidet, aber ich weiß, dass es mir gefallen würde. Also, wo ist er?«
    »Er müsste jeden Moment hier sein.«
    Fancy hatte die letzten Worte noch nicht richtig ausgesprochen, als die Turner-Brüder durch die Hintertür hereinkamen.
    »Großartiges Timing«, flüsterte Kit, und Fancy war wie vor den Kopf geschlagen.
    »Hey, Kit«, sagte Gabriel. Das Sonnenlicht folgte ihm und brachte seine Zähne zum Blinken, als er lächelte und seine Plastiktüten auf die Theke stellte. Er sah viel weniger verrückt aus als vor dem Musikgeschäft, und es waren weder Blut noch abgetrennte Köpfe zu sehen, was sicher ein gutes Zeichen war. »Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht an mich. Ich bin Gabe, und das ist Ilan.«
    »Wir wissen, wer ihr seid«, sagte Kit fröhlich. »Unser Dad hat euren Dad getötet.«
    »Ja, genau«,

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