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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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taten, stolperte sie und stürzte Hals über Kopf aus dem Waldstück eine Böschung hinunter. Nach einem raschen freien Fall, der ihr den Magen umdrehte, landete sie auf ihrem Hintern in einem grünen, pisswarmen Bach.
    Nachdem sie eine Weile vor Angst gebibbert und sich davon überzeugt hatte, dass keine Knochen gebrochen waren, stand Fancy auf und sah auf die Karte, die sie trotz ihres tiefen Sturzes in der Hand behalten hatte. Der pinkfarbene Punkt war dort und – zum Glück – näher denn je am X. Sie probierte unterschiedliche Richtungen aus und entschied, dass sie den Bach stromaufwärts zu einer Brücke gehen musste. Sie ging schnell. Die Sonne knallte auf das Wasser und gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, aber je schneller dieses Abenteuer vorüber war, desto glücklicher würde sie sein.
    Nicht lange, und Fancy fand sich unter der Brücke wieder. Sobald sie die Karte aufschlug, schwebte der pinkfarbene Punkt von der Seite. Zuvor war er direkt auf das X zugewandert. Fancy schnappte nach Luft und zuckte zurück, als der Punkt an ihrem Kopf vorbei bis zur Unterseite der Brücke schwebte, die jemand – offenbar jemand Verrücktes – mit Gerümpel dekoriert hatte.
    Der pinkfarbene Punkt rollte über die glänzenden Zufälligkeiten über ihrem Kopf – kaputte CDs, Weinflaschen, ein Spielzeug-U-Boot, buntes Glas, Frischhaltefolie – und hielt dann auf einem langen … auf einem langen Etwas aus Messing.
    Fancy sprang hoch, schnappte das Ding an seinem hölzernen Griff und versuchte, es herauszuziehen. Es war schwierig, und je stärker sie an dem Griff zog, desto deutlicher sah sie, was das ganze Gerümpel an der Brücke hielt – Schleim. Als sie das Messingteil herauswuchtete, fiel ein großer Tropfen Schleim, pinkfarbener Schleim, auf ihre Karte. Die Linie und das X, die sie auf dem sonnigen Pfad begleitet hatten, waren auf einmal verschwunden und durch ein Wort in pinkfarbener Schrift ersetzt worden: LAUF.
    Fancy sah nach oben. Mehrere amphibienartige Kreaturen hingen über ihr und bedeckten das Gerümpel. Lüstern grinsten sie zu ihr herunter. Der Schleim auf ihrer Karte war aus dem Mund der Kreatur direkt über ihr getropft. Als ihr die Karte aus der Hand gerissen wurde und in dem breiten, feuchten Maul der Kreatur verschwand, erkannte Fancy, dass es kein Schleim gewesen war, sondern eine Zunge.
    Fancy nahm den Rat auf der Karte an und rannte.
    Sie rannte den Bach entlang und die Böschung hinauf, denselben Weg zurück, den sie gekommen war. Aber die Froschmänner waren schneller als sie, sprangen über ihren Kopf und klammerten sich an die Bäume, warteten darauf, dass sie vorbeikam, als wäre es ein Spiel. Sie waren grünlich-braun und verschmolzen so perfekt mit den Bäumen, dass sie sie erst sah, wenn sie mit ihren Zungen nach ihr schnappten. Sie schnappten nach ihrer Haut, rissen Teile davon ab. Knabberten an ihr.
    Sie schaffte es zurück zu dem Pfad, aber sie war nicht mehr in Sicherheit, falls sie es je gewesen war. Die Froschmänner waren direkt hinter ihr. Anders als das Glibberding hatten sie keine Angst vor der Sonne. Eine Zunge an Fancys Bein ließ sie stolpern. Sie fiel auf ihren Rücken und musste zusehen, wie der Froschmann gierig ein gutes Stück ihres Schienbeins verschlang. Fancy schrie und rannte kopflos weiter.
    Direkt in eine grüne Wand.
    Sie prallte an einer Mortmaine-Frau ab, die komplett in Grün gekleidet war. Sie hatte zwei Begleiter: einen Mortmaine-Jungen, ebenfalls von Kopf bis Fuß in Grün, und ein Mädchen in Lila – eine Porteranerin, wie sie aufgrund des silbernen Schlüssels folgerte, der an ihrer lilafarbenen Kette baumelte. Allerdings hatte Fancy nie von Porteranern gehört, die außerhalb der Kirche Farben trugen. Und sie hatte nie von Mortmaine gehört, die etwas anderes als Grün trugen.
    Fancy dachte, sie würde halluzinieren. Vielleicht versuchte ihr Gehirn, sie davon abzulenken, dass sie bei lebendigem Leib von den Froschmännern gefressen wurde.
    »Pass auf!«
    Als die Zunge des Froschmanns auf Fancy zuschnellte, schnappte das Mädchen in Lila mit einer behandschuhten Hand danach und riss die Kreatur nach vorn. Der Froschmann landete der Länge nach vor ihren Füßen, und sie trampelte auf ihm herum, zerquetschte ihn mit dem Absatz ihres lilafarbenen Stiefels, als wäre er nichts anderes als eine Kakerlake.
    Die anderen Froschmänner saßen zögerlich in den Baumwipfeln und warfen sich Blicke zu, als wüssten sie, dass man sich mit den Mortmaine besser nicht

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