Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
Vom Netzwerk:
Augenhöhlen.«
    »Das war doch nur ein abgetrennter Kopf.«
    »Darum geht’s nicht! Außerdem hast du doch schon einen Kerl. Reicht dir das nicht?«
    »Welchen Kerl? Franken?« Kit lachte. »Den kann ich wohl kaum meiner Mutter vorstellen. Den kann ich nirgendwohin mitnehmen. Außer an Halloween.« Sie klatschte in ihre Hände. »Weißt du was? Wenn du auch eine Geisel nimmst, können wir sie gemeinsam daten!«
    Fancy steckte sich einen Finger in den Mund und tat so, als müsste sie kotzen.
    Kit nahm ihre Hand. »Schau dir diese Nägel an. Du brauchst eine Maniküre, noch dringender als Nagellack.«
    Fancy riss ihre Hand los. »Ich habe Nein gesagt.«
    Kit sah so zerknirscht aus, dass auch der letzte Rest von Fancys Ärger verrauchte. »Ich verzeihe dir, Kit. Okay? Lass uns einfach vergessen, was heute passiert ist.« Sie mischte ihre Karten neu. »Aber ich mag meine Nägel so, wie sie sind. Ich mag alles so, wie es ist.«
    Kit sah auf ihre eigenen, blutroten Nägel und schien noch zerknirschter als zuvor. Aber sie lächelte. »Dann machen wir, was du willst.« Sie nahm Fancy die Karten ab und teilte aus. »Alles, was du willst. Wie immer.«
    »Fancy …«
    Fancy wachte in Kits Bett auf. Sie spürte Kits Atem auf ihrem Haar, sie atmeten im selben Rhythmus.
    »Fancy …«
    Fancy rückte zur Seite, rieb sich die Augen und schob Kits Knie weg. »Was?«
    Aber Kit schlief tief und fest.
    » Fancy.«
    Fancy schoss hoch und hielt die Laken fest gegen ihre Brust gedrückt.
    Die Stimme kam von der anderen Seite des Raums, aus dem Plattenspieler, den Kit vergessen hatte abzuschalten. Er flüsterte und krächzte ihren Namen aus dem dunklen Hals seines Trichters, dunkler noch als die Nacht, die sie umgab. Sie kannte diese Stimme.
    Fancy bebte wie Laub, das gegen das Fliegengitter geblasen wurde. »Cherry?«
    »Du hast eine Verabredung«, flüsterte die Stimme. »Im Dunklen Park.«
    Fancy zog sich die Decke über den Kopf.
    » Fancy.« Die Stimme klang vorwurfsvoll, aber Fancy rührte sich nicht. »Denk dran, was auf dem Spiel steht. Deine Zukunft. Die deiner Schwester.«
    Fancy ließ die Laken sinken und kroch aus dem Bett.
    »Komm her.«
    Fancy ging durch das Zimmer und blieb vor dem Plattenspieler stehen.
    »Greif rein.«
    Fancy griff in den eisigen Hals des Trichters. Sie bekam Gänsehaut und erwartete, dass er sich jeden Moment um ihren Arm schließen würde. Sie zuckte zurück, als ihre Finger etwas berührten.
    »Nimm es.«
    Fancy griff danach und riss die Hand aus dem Trichter. Ihr Arm war so taub, als wäre er für eine halbe Stunde im Kühlschrank gewesen.
    »Da erfährst du, wohin du gehen musst.«
    Das Ding in ihrer Hand war ein Stück Papier, aber in der Dunkelheit konnte sie nicht erkennen, was darauf stand.
    »Denk daran, du musst alleine gehen. Wenn du ihn nicht alleine bekommst, verdienst du ihn nicht.«
    »Ihn?«
    »Den Schlüssel. Viel Glück.«
    Ein scharfer Laut drang durch den Raum, als sich der Plattenspieler selbst ausschaltete.
    Fancy kettete ihr Fahrrad auf dem Parkplatz der St.-Michael-Kirche an, die dem Dunklen Park gegenüberlag. Die Sonne floss gerade über den Horizont, und der Himmel bekam rote Streifen, als hätte Gott jemanden getötet und danach vergessen sauber zu machen. Aber der Dunkle Park schien das Licht zu meiden. Allein der Anblick dieser sonnenlosen, dichten Bäume, so hoch wie Wolkenkratzer, die sich weiter ausbreiteten, als das Augen sehen konnte, brachte Fancy fast dazu, sich wieder auf ihr Rad zu schwingen und wegzufahren. Sie wohnte im Wald und fühlte sich dort zu Hause, aber der Dunkle Park war eine ganz andere Geschichte – ein ächzender, uralter Wald voller Türen und Monster, die durch diese hindurchgekommen waren. Einzig der Umstand, dass der St.-Michael-Parkplatz voll mit glänzenden grünen Trucks stand, machte das, was sie vorhatte, einigermaßen erträglich. Es waren Trucks der Mortmaine. Sie patrouillierten häufig durch den Dunklen Park, um die Monster, die darin lebten, im Zaum zu halten.
    Wenn etwas schiefging, könnte Fancy einfach um Hilfe rufen. Und wenn die Mortmaine nicht zu beschäftigt oder zu weit weg oder zu gleichgültig waren (was manchmal vorkam), würden sie vielleicht kommen, um sie zu retten. Vielleicht hatte die Anwesenheit der Mortmaine alle Monster im Dunklen Park dazu gebracht, sich zu verstecken. Vielleicht würde Fancy erst gar keines dieser grotesken Wesen zu Gesicht bekommen.
    Vorerst beruhigt, überquerte Fancy die Straße und betrat den

Weitere Kostenlose Bücher