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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Schuld«, sagte Kit zu ihm. »Ich hätte erst mit ihr reden sollen. Fancy akzeptiert Veränderungen nicht so leicht. Eigentlich überhaupt nicht, ehrlich gesagt.«
    Aber Fancy achtete nicht auf Kit. In dem Kinetoskop hatte sie kurz Cherry an dem glücklichen Ort gesehen.
    Wut durchfuhr sie, als sie an die Quälerei dachte, die sie im Dunklen Park hatte durchleiden müssen. Doch dann verschwand Cherry aus dem Bildausschnitt und kam zurück mit einem papageiengroßen Franken in einem Vogelkäfig.
    Als Cherry die Tür öffnete, Franken herausschüttelte und ihn zu ihren Füßen herumtrappeln ließ, fragte sich Fancy, ob Cherry wusste, wie wütend sie war, und deshalb lustige Späße machte, um sie zum Lachen zu bringen. Aber da war nichts Clownartiges an Cherry. Sie schien nur ungeduldig zu sein, ganz so wie Leute wurden, wenn sie versuchten, etwas zu erklären, und der andere verstand es einfach nicht.
    Cherry zeigte auf etwas außerhalb des Bildschirms. Fancys Blick folgte ihrem Finger zu dem Messingobjekt in ihrer eigenen Hand. Jetzt, da sie es neben dem Kinetoskop sah, wusste sie endlich, was es war.
    »Heiliger Strohsack.« Fancy hielt es sich vors Gesicht. » Das ist es also?«
    Cherry lächelte, und der Bildschirm wurde schwarz.
    »Wovon redest du?«, fragte Kit und kuschelte sich an die lebensgroße Version von Franken auf der Liege.
    »Das ist die fehlende Kurbel von dem Kinetoskop.« Fancy zeigte sie ihr. »Der Schlüssel, von dem Cherry wollte, dass ich ihn finde. Der Schlüssel zu dem glücklichen Ort. Es ist das Kinetoskop!«
    Fancy erzählte endlich, was in Cherry Glade geschehen war und wie Cherry ihr dabei geholfen hatte, im Dunklen Park den Schlüssel zu finden, um mit dem Morden ungeschoren davonzukommen.
    »Wir benutzen das Kinetoskop, um die Leute an den glücklichen Ort zu schicken«, erklärte Fancy. »Keine Leiche, keine Beweise.«
    »Wie, schicken?«, fragte Kit und betrachtete misstrauisch die Kurbel. Sie stellte sich zu ihrer Schwester, um die Kurbel besser sehen zu können.
    »So.«
    Fancy ließ ihre Hand über das Kinetoskop gleiten, und ihre Finger tauchten in das Loch an der Seite, das voller Staub war. Kit stand verunsichert daneben, als Fancy die Kurbel in das Loch steckte, wo sie sich mit einem zufriedenen Klicken festsetzte.
    »Na also.« Die Kurbel klackerte wie ein Springteufel, als Fancy sie drehte, nur dass hier keine Musik ertönte, sondern die Bilder des glücklichen Orts von dem Schirm auf die vier Wände und dann auf die Decke und den Boden projiziert wurden. Um sie herum war kein Keller mehr.
    »Fancy, was zur Hölle …?«
    »Nicht Hölle«, sagte Fancy, die genauso selbstverständlich an den glücklichen Ort passte wie die Kurbel in das Kinetoskop. »Zu Hause.«

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Ich rief bei der Polizei an, um Kit als vermisst zu melden, aber die Frau in der Zentrale sagte, Kit sei gar nicht vermisst. Sie holte Kit ans Telefon, und ich hörte ihr eine Ewigkeit beim Heulen zu. Als ich sie fragte, warum sie nicht nach Hause kommen wollte, sagte sie, ich müsste ihr erst versprechen, sie nicht umzubringen, wenn sie mir die Wahrheit sagte. Sie fragte immer und immer wieder, aber ich weigerte mich, ihr mein Wort zu geben.

KAPITEL ZEHN
    Die Schwestern standen auf der Plattform mitten im Garten. Sie waren umgeben von acht riesigen, gesichtslosen goldenen Statuen in unterschiedlichen Posen, die dem Garten zugewandt waren. Zwischen den einzelnen Statuen befand sich jeweils ein kreisrund eingemauerter Erdhaufen. Das Sonnenlicht glitzerte so hell, als es auf die Statuen traf, dass Fancys Augen tränten. Sie hatte sich so daran gewöhnt, diesen Ort durch die Linse des Kinetoskops zu sehen, dass ihr von all den Farben ganz schwindelig wurde. Kit packte sie und drehte sie im Kreis, aber davon wurde es auch nicht besser.
    Die Plattform, das Herzstück, war umgeben von einer grünen Landschaft, gesprenkelt mit Brunnen und Herden pinkfarbener Flamingos, die die Schwestern anstarrten, als wollten sie sie fragen, wie sie hierhergekommen waren. Tierformschnitthecken begrenzten den Pfad, der von der Plattform weg und durch die riesigen Hecken, die den Garten umgaben, führte.
    Fancy riss sich von ihrer gaffenden Schwester los und sah sich nach dem Kinetoskop um, aber es war nicht mit ihnen herübergekommen. Nichts aus dem Keller war mitgekommen, außer Franken.
    Er lag auf dem Rücken mitten auf der Plattform, als wäre er immer noch an seine Liege gefesselt, und starrte mit weit

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