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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Flügel so weit wie möglich ausbreitete und vor Freude quietschte.
    »Verdammte Scheiße, Fancy, siehst du das?« Kit schlug mit den Flügeln und warf Fancy um, als sie zwei Meter hoch in die Luft schoss. Sie lachte, bis sie gegen etwas rumste. Wie eine Pantomimin betastete sie die Luft über ihr.
    Fancy sagte nichts, aber Kit schien sich nicht daran zu stören, dass ihr Flug behindert war. Sie hielt sich in der Luft mit Federn, die so flauschig wie Gänsedaunen waren. Mit ihren schwarzen Leggins und dem Mieder sah sie aus wie ein Punkengel.
    »Du hattest recht, Fancy. Ich habe es in mir. Ich kann auch Dinge ändern. Wir sind gleich. Ist das nicht großartig?«
    Die flauschigen pinkfarbenen Flügel gingen in Flammen auf.
    Kit schrie auf und krachte auf den Boden. Sie rollte herum, und die brennenden Federn, die ihr ins Gesicht flatterten, nahmen ihr den Atem, als der Keller plötzlich wieder erschien und sie aus dem glücklichen Ort ausschloss.
    »Das da bin ich nicht«, sagte Fancy fast im Plauderton, während sie zusah, wie ihre Schwester brannte.

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Die Sonne knallte so heftig runter und war so erdrückend, dass ich beschloss, sie vom Himmel zu pflücken. Ich verschluckte sie und schwebte hinauf, über die Welt, und verbrannte alles, was mir in den Weg kam.

KAPITEL ELF
    Kit stand mühsam vom Kellerboden auf und schlang die Arme um ihren Körper. Von dem, was von ihrem Mieder übrig war, stieg Rauch auf. Fancy stand vor dem Kinetoskop und betrachtete den Bildschirm, um Kit nicht ansehen zu müssen. Sie mied den Blick ihrer Schwester, als wären sie zwei Fremde in einem kalten, klaustrophobischen Aufzug. Als Kit näher kam, um Franken zu beobachten, der sich auf dem Boden vor der Plattform durch einen Haufen Asche und Federn wühlte, konnte Fancy nicht anders, sie musste zu ihrer Schwester rüberschielen. Sie wollte wenigstens sichergehen, dass Kit nicht verletzt war. Sie war es nicht, jedenfalls nicht körperlich.
    Das Licht des Bildschirms ließ Kits Gesicht totenbleich erscheinen. »Du hast mich angezündet«, sagte sie, und ihre Stimme klang so fahl, wie ihr Gesicht aussah.
    »Das wollte ich nicht«, sagte Fancy, aber Kit fiel ihr schon wieder ins Wort.
    »Du sagst die ganze Zeit, dass das unser Ort ist, aber sobald ich eine kleine Veränderung …«
    » Wer hat dich denn gebeten, was zu verändern?« Die Worte brachen aus Fancy heraus, so groß und laut, dass sie ihr Angst machten. Aber nicht Kit.
    »Schrei mich nicht an, du Miststück! Du hast mich angezündet!«
    »Sprich nicht so mit mir.« Fancy starrte in das Kinetoskop und wünschte sich dringlich, wieder an dem glücklichen Ort zu sein.
    Kit packte sie und riss sie herum, damit sie ihr ins Gesicht sah. »Sieh dich mal um, Fancy. Du bist nicht mehr in deinem ausgedachten Königreich.« Sie stieß Fancy zu Boden und stellte sich über sie. »Und was jetzt?«
    Als Fancy versuchte aufzustehen, stieß Kit sie wieder zurück, diesmal fester als zuvor. Fancy beschloss, liegen zu bleiben. Die Position passte zu ihrer Stimmung. »Tut mir leid.« Sie sagte die Worte in ihre Knie, weil sie den Zorn in Kits Augen nicht sehen wollte. Als Kit nicht antwortete, sah sie auf. Ihre Schwester stand nicht mehr über ihr, sondern saß auf der Liege.
    Sie nahm ihr Springmesser und spielte damit herum, wie sie es immer tat, wenn sie aufgebracht war.
    »Warum hast du das getan?«, fragte Kit mit leiser Stimme.
    »Ich wollte, dass die Flügel verschwinden. Nicht du. Du bist nicht mal verletzt.«
    »Sag mir nicht, dass ich nicht verletzt wurde!« Sie stieß mit dem Messer nach Fancy, die zurückschreckte, als hätte es sie ins Fleisch getroffen. »Das waren meine Flügel auf meinem Rücken. Du willst ja nicht einmal wissen, wie sich das angefühlt hat.«
    Fancy drückte ihre Knie fester zusammen. »Wenn wir das nächste Mal hingehen, darfst du mich anzünden.«
    »Zünde dich selbst an. Ich geh da nicht mehr hin.«
    »Red doch nicht so einen Scheiß, Kit. Wir müssen zurückgehen. Wo sollen wir denn sonst belastendes Material verschwinden lassen?«
    »Belastendes Material?«
    »Ich hab dir doch erzählt, was Cherry gesagt hat. Dass wir den Leuten helfen sollen. Ich glaube, sie meinte, wir sollen sie vor so Perversen wie dem Alten schützen. Vor Kriminellen.«
    Kit steckte das Messer weg, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie wieder runterkam. Kit konnte nie lange böse sein.
    »Wie sollen wir das denn rausfinden? ›Entschuldigen Sie, Sir, wir würden

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