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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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herauszuziehen. Blöde Rippen.
    Die Fieslinge hatten einen Kampf gewollt, aber jetzt, da sich ihr Wunsch erfüllte, waren sie fast vollkommen erstarrt. Deshalb ließen sich Frems so leicht umbringen – sie verschwendeten zu viel Zeit damit, zu glotzen und jede Kleinigkeit infrage zu stellen. Sie bemerkten einfach nicht die wichtigen Dinge, etwa die Tatsache, dass sie gerade geschlachtet wurden.
    Longhorn zum Beispiel war an Kit vorbeigerutscht und schüttelte den Pilotenjungen an der Schulter. Er ignorierte vollkommen das Loch, das Kit dem Jungen durch sein Auge in den Kopf gestochen hatte. »John? John?« Er starrte Kit an. »Was hast du mit ihm gemacht, Schlampe?«
    »Ich hab ihn erstochen!«, rief sie und schnippte Reste von Auge und Gehirn von der Messerklinge. »Gott! Warum muss ich das anderen Leuten immer erklären?« Sie stieß mit dem Messer nach Longhorn, aber der zuckte zurück und sprang auf. Statt ihm den Hals aufzuschlitzen, kratzte sie nur seine Brust. Longhorn verpisste sich. Er sprang von der Plattform in den Garten. Seine Flucht holte die anderen aus ihrer Erstarrung, und die zwei Jungs, die noch übrig waren, verschwanden ebenfalls. Die Schwestern rannten ihnen nach – Kit folgte Longhorn, und Fancy, nachdem sie endlich ihr Messer rausbekommen hatte, hängte sich an den Jungen, der mit ihr auf dem Rücksitz in der Mitte gesessen hatte. Sie jagte ihn durch die grüne Landschaft, vorbei an quakenden Flamingos und Formschnitten, die wie Schmetterlinge aussahen. Der Junge war so flink wie eine Antilope, und Fancy wusste, dass sie ihn niemals einholen würde. Wenn sie ihm doch nur den Weg versperren könnte …
    Zwei riesige, kräftige Männer, die wie Krankenwärter einer Irrenanstalt weiß gekleidet waren, traten aus dem Gebüsch. Ihre Overalls dröhnten wie das aufgewühlte Meer, als sie vorschossen und den Antilopenjungen an den Armen packten. Der Antilopenjunge war riesig, aber zwischen den zwei Männern in Weiß wirkte er wie eine Stechmücke.
    Das plötzliche Erscheinen der beiden hatte Fancy vor Schreck erstarren lassen. Aber die Männer taten nichts, sprachen nicht einmal. Sie wirbelten den Jungen nur in ihre Richtung und blieben stehen, als erwarteten sie Anweisungen.
    Fancy sah sich nach Kit um, die auf Longhorns Rücken ritt wie ein Rodeo-Clown, ihn in Hals und Schultern stach und schrie »Yee-haw!«, während er erfolglos versuchte, sie abzuwerfen.
    Die Männer in Weiß schienen allerdings harmlos, also erstach Fancy den Antilopenjungen, da sie ihn immer noch sorgfältig für sie festhielten. Aber auch seine Rippen ließen das Messer abprallen. Menschen ins Herz zu stechen war viel schwieriger, als sie es sich vorgestellt hatte. Und der Antilopenjunge wollte einfach nicht aufhören zu schreien. In einem Wutanfall stach sie ihm in den Hals, nur um den Lärm abzustellen, aber als sie das Messer herauszog, spritzte das Blut überallhin.
    Fancy sprang zurück, um nichts von der Sauerei abzubekommen, und landete auf ihrem Hintern im Gras. Sie starrte den Jungen, der einen fürchterlichen gurgelnden Lärm machte, wütend an. Dann rieb sie sich das Blut aus den Augen und schrie: »Kann nicht jemand dafür sorgen, dass er aufhört?«
    Einer der Männer ließ den Arm des Antilopenjungen los und brach ihm das Genick. Die Stille war köstlich.
    Fancy betrachtete die Männer nachdenklich, als sie den Jungen auf den Boden fallen ließen und strammstanden, als warteten sie auf Befehle. Sie warteten auf ihre Befehle. »Vielen Dank«, sagte sie großmütig. »Das Genick zu brechen ist so viel sauberer, als jemanden zu erstechen. Und dann das Blut in die Ohren zu bekommen.« Sie stand auf, legte ihren Kopf schief und zog an ihrem Ohrläppchen. »Erstaunlich, in welche Körperöffnungen Blut sickern kann.«
    »Und aus welchen«, sagte Kit, die von hinten kam. Sie betrachtete die Männer mit großem Interesse. »Wer sind die?«
    »Keine Ahnung. Lakaien? Nennt man so nicht jemanden, dem man Anweisungen gibt? Ein Lakai? Lakaien, verbeugt euch vor meiner Schwester.«
    Sie verbeugten sich, und Fancy lachte. »Siehst du?«
    »Du gibst Anweisungen?«, machte sich Kit lustig. »So ein Raja!«
    »Rajas sind Jungs. Du musst mich schon mit Maharani ansprechen, wenn’s recht ist.« Fancy sah sich im Garten um und zählte die Leichen, die hier und dort im warmen Sonnenschein verteilt waren. »Da fehlt einer«, sagte sie. »Wo ist der mit dem Tattoo?«
    »Durch die Hecke, glaube ich«, sagte Kit. Irgendwann während

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