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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Über Portero. Dass es da Monster gibt und Türen in andere Welten.« Er sah sich um. Der Wille zu kämpfen schien ihn auf einen Schlag zu verlassen, und er fing an zu weinen. »Ich wusste nicht, dass es stimmt. Lasst mich bitte gehen. Ich gehe zurück und erzähle allen, dass ich jetzt weiß, dass alles wahr ist.«
    »Wie Scrooge«, sagte Kit amüsiert. »Du hast deine Fehler eingesehen, und jetzt wirst du nichts als gute Taten walten lassen für den Rest deiner Tage?«
    »Ja, ich schwör’s!«
    »Was meinst du, Fancy?« Kit warf ihr einen merkwürdigen Blick zu.
    »Stech ihn ab.«
    »Wirklich?« Der merkwürdige Blick wurde eindringlicher. »Du willst ihn nicht laufen lassen? Wie Franken?«
    »Ich sagte stech ihn ab!«
    Der merkwürdige Blick wich einem Ausdruck, den Fancy nur zu gut kannte – Ärger. »Ich bin keiner von deinen Lakaien, Maharani. Erstich du ihn.«
    »Ich bin’s leid, Sachen zu erstechen.« Fancy warf das Steakmesser weg, und der tätowierte Junge jaulte auf, als es zwischen seinen Füßen landete. »Ich weiß was.« Fancy lächelte den Jungen an und schnippte mit den Fingern.
    Ein halbes Dutzend Bewohner des glücklichen Orts kamen in den Garten und rollten eine riesige, bunte runde Vorrichtung auf einem Ständer herein. Ein Todesrad, wie es Messerwerfer benutzten, um die Zuschauer im Zirkus zu unterhalten.
    Kit lachte und steckte ihr Springmesser zurück in die Tasche. »Du bist echt durchgeknallt, Fancy Pants.«
    Fancy ließ die Lakaien den Jungen auf das Rad binden, und einer der Glücklicher-Ort-Bewohner überreichte Kit eine Metallbox voller Messer, deren Griffe so pink waren wie Zuckerwatte. Nachdem Fancy die Leute weggeschickt hatte, sagte sie: »Alter vor Schönheit« und bedeutete Kit, den ersten Wurf zu machen.
    Kit wählte eins der Messer aus, zielte auf das sich drehende Rad und spießte meisterhaft den Oberschenkel des tätowierten Jungen auf.
    »Guter Wurf!«, rief Fancy, dann war sie an der Reihe. Beide Schwestern spielten das Spiel sehr gut. Obwohl sich ihr Ziel drehte, warfen sie selten daneben.
    »Weißt du, warum Menschen schreien, wenn sie Schmerzen haben?«, fragte Fancy, als sich ihr Messer in die Hand des tätowierten Jungen bohrte.
    »Damit Freunde zu Hilfe kommen, falls sie in der Nähe sind«, sagte Kit ganz vernünftig und traf ihn wieder in den Oberschenkel. Sie hatte eine fast perfekte Reihe geworfen von der Hüfte bis zu seinem Schienbein.
    »Glaube ich nicht«, sagte Fancy. »Ich glaube, Schreien ist ein selbstzerstörender Mechanismus. Die Person, die den Schmerz zufügt, ist von dem Lärm so genervt, dass sie alles tun würde, um ihn verstummen zu lassen.« Fancy warf noch ein Messer, und es war ein perfekter Wurf. »Wirklich alles. Was denkst du?«
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte Kit und sah zu, wie der Junge sich auf dem Rad weiterdrehte, von Fancys Messer im Hals verstummt. Statt ihr eigenes Messer zu werfen, gab sie es ihrer Schwester und griff sich noch eine Flasche Limonade aus dem Eimer, der im Gras stand.
    »Fünf Mäuse, dass ich ihn mitten zwischen die Augen treffe.«
    »Ich glaube, er ist tot, Fancy.« Der merkwürdige Blick trat wieder in Kits Augen.
    »Und? Wär doch trotzdem eine nette Nummer.« Sie warf das Messer, aber es blieb einen guten Meter vor ihr mitten in der Luft stecken. Einen Moment lang war sie verwirrt, bis sie sah, dass das Messer nicht in der Luft, sondern in einem Armaturenbrett hin. Noch während sie zu begreifen versuchte, was gerade geschah, fühlte sie einen unentrinnbaren Druck, der sie zusammenschob und sie zwang, sich zu setzen. Das Armaturenbrett nahm weiter Gestalt an, und das Messer wurde weniger, bis es vollständig verschwunden war und der Escalade wieder um Fancy herum erschien. Das Kinetoskop lag wie zuvor in ihrem Schoß. Die Jungs waren nun nicht mehr im Truck, aber Kit war neben ihr auf dem Rücksitz und versuchte, unbeeindruckt auszusehen, als würden sie jeden Tag von einer Welt in die nächste wechseln.
    In dem Kinetoskop hielten die Lakaien das Rad an und ließen den tätowierten Jungen auf den Boden fallen. Die Flamingos sammelten sich um ihn und fingen an, um die Messer herum, die aus ihm herausragten, auf ihn einzuhacken.
    »Vogelfutter«, sagte Fancy. »Traurige Art zu gehen.«
    Kit lachte und wischte nach dem Gesicht ihrer Schwester. »Echt traurig. Du siehst aus, als würdest du Blut heulen.«
    »Was?« Fancy schoss nach vorn und sah sich im Rückspiegel an. »Scheiße! Beweismaterial!« Die

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