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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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wirken.
    »Tanya arbeitet schon seit Jahren für mich. Ich habe sie gut erzogen.« Robert grinste abermals und warf seiner Frau einen kurzen Blick zu, bevor er die Augen wieder auf die Straße richtete. »Entspann dich einfach und genieße das Wochenende.« Als ihm Tanyas sonderbare Worte vom Morgen wieder in den Sinn kamen, packte er unwillkürlich das Lenkrad fester. Es musste eine ganz normale Erklärung dafür geben. Er wollte sich jedenfalls nicht das Wochenende verderben lassen und beschloss, Erin erst darauf anzusprechen, wenn sie wieder zu Hause waren.
    Das Maples Country House Hotel war ein großes imposantes Gebäude direkt neben der Kirche. Die Mauern aus dem für die Gegend typischen gelblichen Stein leuchteten im Licht der untergehenden Sonne orangefarben, und das Laub der nahen Bäume malte ein Spitzenmuster auf die Fassade.
    »Sehr hübsch«, bemerkte Erin zurückhaltend, während sie das Gebäude und die Grüppchen von Gästen in der Einfahrt betrachtete. »Ich könnte mir vorstellen, dass sich Louisa sehr freuen wird, dich wiederzusehen.«
    Robert seufzte angesichts der Spur von Bitterkeit in Erins Worten. »Sie ist in erster Linie wegen der Hochzeit ihrer Cousine hier. Und wir sind zur Erholung hier.« Er stieg aus und schloss die Wagentür. Bevor er das Gepäck aus dem Kofferraum holte, legte er Erin die Hände auf die Schultern und küsste sie zärtlich auf den Mund. Das Letzte, was er wollte, war, dass sich Erin unbehaglich fühlte. »Ja, es wird nett sein, Louisa mal wieder zu treffen. Ich bin sicher, dass ihr Mann, dieser Willem Soundso, keinerlei Probleme damit haben wird.«
    Die Augen gegen die tief stehende Sonne zusammenge­kniffen, blinzelte Erin zu ihm hoch. »Warum nennst du seinen Namen dann in solch einem … säuerlichen Ton?«
    Nicht säuerlicher als der Ton, in dem du Louisa erwähnt hast, dachte Robert, sagte jedoch nichts, um das Wochenende nicht von vornherein zu verderben.
    »O Dad, hier sieht es traumhaft schön aus!«, rief Ruby und rutschte vom Rücksitz. »Und schau mal da, Pferde!« Sie zeigte auf ein Gespann mit zwei gescheckten Tieren, das gemächlich durchs Dorf zockelte. »Kommt, wir suchen unsere Zimmer!«
    Nein, an diesem Wochenende durfte einfach nichts schiefgehen, dachte Robert und blickte Ruby nach, die mit ihrem etwas schlaksigen Gang im Eingang zum Hotel verschwand. Auch wenn sie allmählich eine junge Frau wurde, hatte sie ihre Kindlichkeit noch nicht völlig verloren. Er hob die beiden Reisetaschen aus dem Kofferraum und folgte ihr mit raschen Schritten.
    An der Anmeldung dauerte es lange, doch Robert machte es nichts aus zu warten. Wegen der Hochzeitsgesellschaft war das Hotel ausgebucht. Sie hatten Glück gehabt, kurzfristig noch zwei Zimmer zu bekommen. Robert ließ seine Blicke durch die Eingangshalle wandern und tat so, als bewundere er die Landschaftsgemälde, die Bilder mit Jagdszenen und die antiken Möbel. Doch in Wahrheit suchte er in der Menge der Hochzeitsgäste Louisas Gesicht. Er hatte ihr oft gesagt, dass es einem dank der jadegrünen Augen und des rotbraunen Haars sofort ins Auge fiel. Was in ihrem Beruf eher hinderlich war, dachte Robert.
    Plötzlich glaubte er, Louisa für einen kurzen Augenblick entdeckt zu haben, wie sie am anderen Ende der Halle in der Damentoilette verschwand. Es war nur das flüchtige Bild eines aufgesteckten roten Haarschopfes über einem blassen, schlanken Hals, dazu die hochgewachsene Gestalt und der elegante Gang …
    »Wonach hältst du denn Ausschau?« Erin spähte in dieselbe Richtung wie Robert und zuckte dann die Achseln. »Schau mal, wir sind dran.« Sie stupste Robert an und drängte ihn zur Rezeption. Jetzt, da Erin so dicht bei ihm stand und sogar den Arm um seine Taille geschlungen hatte, mochte er sich nicht nach Louisas Zimmernummer erkundigen.
    Nachdem er das Anmeldeformular ausgefüllt hatte, ging Robert seiner Frau und Ruby voraus zum Fahrstuhl. Dabei huschten seine Blicke immer wieder zur Tür der Damentoilette hinüber. Als die Fahrstuhltür aufging, traten sie einen Schritt zurück, weil ein älteres Ehepaar sich damit abmühte, einen riesigen Koffer aus der engen Kabine zu zerren. Dann hüpfte Ruby in den Aufzug und drückte den Knopf, der die Türen offen hielt. Erin folgte ihr und zuletzt kam Robert mit den beiden Reisetaschen.
    »Robert?« Die Stimme war unverkennbar. Er schob einen Fuß zwischen die sich schließenden Türen, die daraufhin wieder auseinanderglitten. Das Erste, was er sah, war

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