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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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ihr wirklich glücklich miteinander?«, fragte Louisa schließlich und schaute Robert direkt ins Gesicht. »Das klang mir gestern Abend nicht besonders überzeugend.« Ihr Atem ging wieder ganz ruhig, nur noch eine schwache Röte auf Wangen und Hals zeugte von der Anstrengung. Robert hatte den Verdacht, dass ihre Frage nur die Einleitung zu dem Thema sein sollte, über das sie wirklich reden wollte: ihre eigene Ehe.
    »Erin und ich kommen gut miteinander aus.« Robert spürte ein leichtes Ziehen in den Bauchmuskeln. »Wir lieben uns sehr. Und Ruby ist wirklich ein braves Mädchen. Sie spielt hervorragend Klavier.«
    »Aber seid ihr tatsächlich glücklich? «
    Bei jedem Atemzug taten Robert die Rippen weh. »Sicher«, sagte er.
    »Warum fällt es mir so schwer, dir zu glauben?« Louisa stieß mit der Spitze ihres Schuhs gegen einen der Torpfosten und schirmte ihre Augen mit der Hand gegen die Sonne ab.
    Robert zuckte mit den Schultern. »Wir haben natürlich auch unsere Probleme, so wie jedes andere Ehepaar.« Da Louisa schwieg, fuhr er fort: »Wenn man heiratet, vor allem zum zweiten Mal, ist es ja nicht so, als würde man in einen See aus kristallklarem Wasser eintauchen.«
    »Nein«, antwortete Louisa nachdenklich. Dann lachte sie auf. »Es ist mehr wie ein schlammiger Tümpel.«
    »Genau. Über kurz oder lang merkt man, dass auf dem Grund etwas haust. Und dann möchte man herausfinden, was es ist.« Robert trommelte nervös mit den Fingern auf das Holz, bevor er unvermutet hervorstieß: »Irgendwas stimmt nicht mit Erin, Lou. Sie benimmt sich komisch. Als ob sie etwas zu verbergen hätte.«
    Sie schwiegen. Eine Schar Enten flog über ihre Köpfe hinweg. Auf der Straße rumpelte ein Lastwagen vorüber und hinterließ eine schwache Abgaswolke.
    »Nicht schon wieder, Robert.« Louisa stöhnte auf. »Mein Gott, nicht schon wieder.«
    Robert versetzte dem alten Gatter einen so heftigen Stoß, dass Louisas Fuß vom untersten Querbalken abrutschte. »Glaubst du vielleicht, ich hätte nichts dazugelernt?«, rief er und fuchtelte mit einem Arm in der Luft herum.
    »Nein, es ist nur …«
    »Es gibt etwas, was ich dir nach Jennas Tod nie erzählt habe.« Roberts für gewöhnlich volle, tiefe Stimme war nur noch ein dünnes Wispern.
    Louisa sagte nichts, sondern wartete darauf, dass er weitersprach. Sie wusste, dass ihm dieses Gespräch schwerer fiel als jeder Zehn-Kilometer-Lauf.
    »Es gab eine Nachricht auf ihrer Mailbox. Von einem Mann. Er sagte, dass er ihren gemeinsamen Nachmittag im Hotel kaum noch erwarten könne.«
    Louisa legte Robert die Hand auf den Arm. »War dir danach besser zumute?«
    »Warum? Weil ich mit meinem Verdacht, sie hätte eine Affäre, richtig gelegen hatte? Weil es mir im Nachhinein die Berechtigung gab, sie Tag und Nacht verfolgen zu lassen und wie besessen in ihrer Post, ihren E-Mails und Anrufen herumzuschnüffeln?« Atemlos stieß Robert die Worte hervor. »Sollte ich mich besser fühlen, weil ich ein krankhaft eifersüchtiger Ehemann war, der seine Frau derart in Wut gebracht hatte, dass sie sich nach unserem letzten Streit ins Auto setzte, obwohl sie eine Flasche Wein getrunken hatte, und so weit wegfuhr wie nur irgend möglich, um mich endlich loszuwerden?«
    Obgleich der Tag so heiß zu werden versprach wie der vorige, bekam Louisa eine Gänsehaut. Sie hatte die Geschichte schon oft gehört und war doch immer wieder erschüttert.
    Jenna … zusammengesunken über dem Lenkrad … mit gebrochenem Genick … ihr lebloser grauweißer Körper … nur ein kleiner Blutfleck an ihrer rechten Schläfe …
    »Ich sehe sie immer noch ständig vor mir.« Robert sprach jetzt so gefasst und sachlich, als stünde er im Gerichtssaal. »Oben an der Treppe. Unter dem Baum im Garten. Für mich ist sie noch so wirklich …« Erwartungsvoll sah er Louisa an.
    »Es ist noch kein Jahr her, Rob. Meiner Meinung nach ging bei dir anschließend sowieso alles zu schnell.« Louisa tupfte sich mit dem Saum ihres Shirts den Hals ab. »Da ist es kein Wunder, wenn du Gespenster siehst.«
    »Bei mir ging also alles zu schnell? Das ist nicht schlecht, Louisa. Das ist wirklich nicht schlecht.« Robert trat noch einmal gegen das Tor, ging zornig ein paar Schritte weiter und kam wieder zurück. »Meine Frau verunglückt im April. Zwei Monate nachdem du diesen William Soundso geheiratet hast, den du erst ein paar Wochen vorher auf einer Weihnachtsfeier kennengelernt hattest …«
    »Willem!«, unterbrach Louisa ihn mit

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