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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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auszudenken. Aber von welcher Seite er den Fall auch betrachtete, er hinterließ bei ihm stets einen üblen Nachgeschmack. Hätte er Mary Bowman nicht persönlich kennengelernt und erfahren, wie Jed sie behandelte, hätte er wahrscheinlich Den bekniet, den Fall zu übernehmen. So aber fühlte sich Robert für diese Frau verantwortlich. Ebenso wie für Ruby, besonders jetzt, da er die Wahrheit über ihre Mutter, seine Frau, herausgefunden hatte. Wie verzweifelt musste Erin gewesen sein, um sich zu prostituieren? Noch verzweifelter als Mary Bowman? Bei dem Gedanken schauderte ihn und er überlegte, wie er es drehen konnte, dass Jed seine Kinder auf keinen Fall bekam.
    Da er sich sowieso nicht ernsthaft auf den Fall konzentrieren konnte, verließ Robert das Büro und fuhr zu »Floristik taufrisch«. Während er gegenüber von Erins Geschäft eine Münze in die Parkuhr warf, dachte er unwillkürlich an den Tag, als er ihr den Blumenladen geschenkt hatte.
    Für Erin war es eine große Überraschung gewesen. Damals hatten sie fast an derselben Stelle geparkt, bevor Robert seiner frisch angetrauten Ehefrau die Augen zugehalten und sie so über die Straße geführt hatte. Als sie vor dem kleinen heruntergekommenen Laden standen, hatte er ihr ein in Geschenkpapier gewickeltes Kästchen überreicht und sie gebeten, es gleich an Ort und Stelle zu öffnen. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass der Blumenladen, der erst vor kurzem zugemacht hatte, nun ihr gehören sollte. Als Erin das Kästchen öffnete und den Schlüsselbund sah, schaute sie Robert mit einem kleinen fragenden Lächeln an. Sie war so aufgeregt, dass er beinahe meinte, ihr Herz schlagen zu hören, und blickte sich verwundert und ratlos um. Da deutete Robert mit theatralischer Geste auf das Ladenlokal und rief: »Tataa!« Erin war sprachlos, als ihr klar wurde, dass sie nun tatsächlich ein eigenes Geschäft besaß. Ein lebenslanger Traum war in Erfüllung gegangen.
    Jetzt, in der Rückschau, meinte sich Robert zu erinnern, dass Erin damals für einen kurzen Augenblick traurig gewirkt hatte, bevor sie die Ladentür aufschloss und hineinging. Vielleicht, dachte er, war sie ja der Meinung gewesen, dass sie ein so außergewöhnliches Hochzeitsgeschenk gar nicht verdient hatte.
    Mit raschen Schritten überquerte Robert die Straße und betrat Erins duftendes Reich, das ihn an Baxter Kings Geschäft in Brighton erinnerte. Es kam Robert so vor, als sei es schon eine Ewigkeit her, dabei war er erst gestern dort gewesen. In seiner Verwirrung und Wut war ihm jedes Zeitgefühl abhandenge­kommen. Er fühlte sich, als stecke ihm eine Grippe in den Knochen; sein Kopf war wie mit Watte gefüllt und die ganze Welt um ihn herum wirkte trotz des Sonnenscheins gedämpft und düster.
    »Schatz, das ist aber eine Überraschung!« Die Sprühflasche in der Hand sprang Erin von der kleinen Trittleiter. »Du hast doch gesagt, du würdest den ganzen Tag unterwegs sein!« Sie schlang Robert die Arme um den Hals. »Es war wirklich gemein von Den, dich so kurzfristig auf die Konferenz zu schicken. Ich habe dich letzte Nacht vermisst.« Gerade wollte Erin ihrem Mann einen Kuss geben, als sie stutzte. »Du musst aber dringend mal duschen, Mr Knight.« Grinsend besprühte sie Robert mit feinem Wassernebel. »Erinnere mich nachher daran, dass ich dir ordentlich den Rücken schrubbe.«
    Zwischen seiner Zuneigung zu Erin und dem Gedanken an ihre Vergangenheit hin- und hergerissen wandte Robert ihr den Rücken zu und machte ein paar Schritte von ihr fort. Dabei stieß er an einen Eimer mit gelben Blumen. Am liebsten hätte er mit beiden Fäusten auf die Theke geschlagen, doch stattdessen stand er verkrampft und mit hochgezogenen Schultern da und atmete stoßweise. Bei dem Gedanken daran, wie Erin ihn umarmt hatte, wie tüchtig sie das Geschäft führte, brachte er es nicht übers Herz, etwas zu sagen. Mit routiniert ausdrucksloser Miene drehte er sich um und brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande. »Duschen wäre jetzt wirklich das Richtige. Ich bin fix und fertig.«
    Erin erwiderte sein Lächeln. »Lass mich nur eben die Blumen reinholen, dann schließe ich für den Rest des Tages.« Sie zwinkerte Robert vielsagend zu. bevor sie die schweren Behälter in den Laden zog. Statt ihr zu helfen, starrte Robert seine zierliche Frau an. Unter ihrem hautengen T-Shirt und den modischen Jeans zeichnete sich ihr schlanker Körper ab. Der Körper einer schönen, intelligenten, selbstbewussten Frau. Der

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